Aktueller Inhalt:

Frisches Getreide richtig konservieren

11.07.2023

In der Regel ist erntefrisches Getreide nicht ausreichend lagerfähig. Zeitnah nach der Ernte sollte deshalb auf jeden Fall eine Konservierung erfolgen. Zur Konservierung stehen unterschiedliche Verfahren zur Verfügung: Trocknung, Feuchtkonservierung mit Säurezusatz oder Kühlung.

Bei allen Verfahren gilt, dass möglichst kurze Zwischenlagerzeiten nach der Ernte eingehalten werden sollten. Die lange Lagerung von feuchtem, aber nicht konserviertem Getreide kann ein übermäßiges Wachstum von unerwünschten Mikroorganismen und Pilzen begünstigen und bereits zu einem Qualitätsverlust des Getreides führen. Daher müssen die Erntegeschwindigkeit und die Geschwindigkeit sowie die Kapazität der für die Konservierung eingesetzten Technik aufeinander abgestimmt sein.

Feuchtkonservierung wird häufiger

Vor dem Hintergrund der steigenden Preise für Energie und damit auch für die Getreidetrocknung ist ein vermehrt genutztes Verfahren die Feuchtkonservierung von Getreide. Zur Optimierung der Feuchtkonservierung sollten die nachfolgenden Grundsätze generell bedacht werden:

  • Dosierung in Abhängigkeit von Feuchte und Lagerdauer
  • Viskosität des Produkts in Abhängigkeit von Temperatur
  • Düsenzahl und -querschnitt beachten, passend zum Schneckendurchmesser
  • mindestens 3 m Förder-/Mischschnecke nach Düsen
  • Zuschläge von 10 % bei pneumatischer Förderung
  • Zuschläge von 30 % bei Schrot
  • Zuschläge von 10 % bei hohen Getreidetemperaturen
  • Bei Unterdachlagerung keine Folie zur Abdeckung

Um durch Nacherwärmung oder Verderb hervorgerufene Mängeln und den wirtschaftlichen Folgen frühzeitig entgegen zu wirken, sollten die Vorbereitungen zur nun anstehenden Getreideernte sehr gründlich – am besten checklistenmäßig – erfolgen, bevor die Drescher zu den Feldern rollen. Dazu kann die bewährte Checkliste zum Hygienecheck der Landwirtschaftskammer Nordrhein-Westfalen eingesetzt werden. Es werden Hinweise zur möglichen Vorgehensweise einer Rundumhygienekontrolle mit verschiedenen Maßnahmen zur Verbesserung des Futter- und Fütterungshygienestatus gegeben.

Neben dem korrekten und sicheren Einsatz von Säuren ist die Dokumentation zum Säureeinsatz nicht zu vergessen, ansonsten werden die Vorgaben des Futtermittelrechts nicht eingehalten. Zudem muss die Dokumentation bei CC-Prüfungen vorhanden sein. Hier helfen die Checkliste CC 2023sowie die Vorlage zum Protokoll zum Einsatz von Säuren


Weniger als 15 % Restfeuchte erwünscht

Während auf dem eigenen Betrieb oft Feuchtkonservierung angewendet wird, ist bei für den Verkauf und Handel bestimmtem Getreide in der Regel Trocknung die Methode der Wahl. Auch bei der Trocknung sind einige Punkte zu beachten. Neben einem Trockenmassegehalt von mindestens 85 % - also weniger als 15 % Restfeuchte - sind Temperaturen von unter 15 °C notwendig, um Getreide lagern zu können. Zudem ist eine ausreichende Belüftung von 20 m3Luft/m3 Getreide notwendig und Temperaturunterschiede, die 5 °C zwischen Zuluft und Getreide unterschreiten, sind aufgrund von Kondenswasserbildung ebenfalls zu vermeiden.

Sowohl bei der Feuchtkonservierung als auch bei der Trocknung von Getreide sollten Schüttkegel eingeebnet werden, da diese zu sogenannten Kamineffekten führen. Hierbei zirkuliert die Luft im Getreidestapel ungleichmäßig und es kommt in den obersten Schichten zu Kondenswasser- und damit im schlimmsten Fall zur Schimmelbildung.

Trocken eingelagertes Getreide sollte zum Schutz vor Lagerpilzen und Schädlingen in regelmäßigen zwei- bis vierwöchigen Abständen bei trockener Außenwitterung belüftet werden. Die Luftdurchströmung führt eventuell vorhandenes Wasser ab und entzieht damit unerwünschten Keimen und Vorratsschädlingen die Lebensgrundlage.

Lagerstätten gründlich reinigen

Vor der Getreideernte müssen die Lagerstätten auf Vordermann gebracht werden. Bei einer jährlichen Grundreinigung sollten Stäube und Reste beseitigt werden, um Vorratsschädlingen und unerwünschten Mikroorganismen möglichst wenig Angriffsfläche zu bieten. Zur Reinigung von schwer zugänglichen Ecken und Spalten hat sich die Reinigung mit Druckluft bewährt. Sollte es zu den eigentlich eher in Mehlsilos zu beobachtenden Spackschichten/Anbackungen kommen, lassen sich diese hingegen oft nur mit dem Hochdruckreiniger entfernen. Bei einer Feuchtreinigung ist im Anschluss auf eine ausreichende Abtrocknung und damit auch eine ausreichende Trocknungsdauer zu achten. Ansonsten besteht die Gefahr, dass das frisch eingelagerte Getreide verdirbt.

Wie bei allen Reinigungsarbeiten ist der Arbeitsschutz nicht zu vernachlässigen. Für die jeweilige Tätigkeit angepasste Masken schützen vor Aerosolen und Stäuben. Nach der Reinigung kann, je nach Untergrund, das Anbringen einer Plane sinnvoll sein, um den direkten Kontakt von säurebehandeltem Getreide und dem Untergrund zu verhindern. Eine Abdeckung auf dem Getreide hingegen ist bei der Lagerung unter einem Dach nicht notwendig und birgt zudem die Gefahr der Kondenswasserbildung.

Konservierungstechniken prüfen

Neben der Lagerstätte muss Zeit zur Wartung und Vorbereitung der Technik zur Dosierung und Einbringung des Konservierungsmittels in das Erntegut eingeplant werden. Um sicherzustellen, dass pro Zeiteinheit auch das gewünschte Volumen Konservierungsmittel appliziert wird, ist es sinnvoll, die Dosiereinrichtungen vor der Erntesaison auszulitern.


Qualitätskontrollen einplanen

Vor und nach der Ernte sollte das Getreide gewissenhaft hinsichtlich seiner Qualität beurteilt werden. Die Begutachtung vor der Ernte soll bei der Auswahl der besten Konservierungsform oder dem geeigneten Konservierungsmittel helfen. Beginnend mit einer optischen Prüfung, zum Beispiel auf Verunkrautung der Bestände oder Kümmerkornwuchs, kann geklärt werden, ob intensivere Reinigungsmaßnahmen einzuleiten sind, um zum Beispiel Unkrautsamen und Mykotoxine, die vor allem auf Kümmerkörnern vorhanden sind, zu entfernen. Besteht der Verdacht, dass eine Mykotoxinbelastung vorliegt, ist eine Untersuchung der Körner unbedingt anzuraten. Im ersten Schritt kann auf ein meist günstigeres Screeningverfahren zurückgegriffen werden.

Nach der Ernte ist auf jeden Fall stets zu prüfen, ob das eingelagerte Getreide stabil bleibt. Zunächst kann dieses am Temperaturverlauf im Haufen erfasst werden. Wenn die Temperatur fällt, ist eine abnehmende mikrobielle Aktivität vorliegend. Steigt sie, dann besteht Gefahr, dass Mikroorganismen eine Umsetzung von Nährstoffen beginnen.

In jedem Fall sollte nach Ablagerung des Getreides eine Futteruntersuchung, zum Beispiel bei der LUFA NRW, durchgeführt werden. Nur eine Kenntnis der Nährstoffzusammensetzung erlaubt eine Futteroptimierung und damit eine optimale Futtereffizienz. Dies ist bei hohen Futterkosten wichtiger denn je.

Um ein aussagekräftige Analyse zu erhalten, spielt gerade bei Untersuchungen auf die mikrobiologische Qualität und Mykotoxine die Beprobung eine wichtige Rolle. So treten sowohl Mykotoxine als auch Schimmel oft in Nestern auf. Dementsprechend ist die korrekte Beprobung Grundlage für korrekte Analysen.


Konservierung mit Säuren und NC-Produkten

Die meisten Produkte basieren auf Propionsäure oder einer Kombination verschiedener Säuren. Neben Propionsäure finden auch weitere organische Säuren, wie unter anderem Fumarsäure oder Benzoesäure und deren Salze in der Konservierung Anwendung. Da sich die verwendeten organischen Säuren in ihrer Wirkungsweise unterscheiden, wird häufig eine Kombination von Säuren eingesetzt um für ein möglichst breites Wirkungsspektrum gegen verschiedene Mikroorganismen, wie Pilze, Bakterien und Hefen, sorgen. Neben der Wirkung durch das Ansäuern über die Absenkung des pH-Werts können organische Säuren auch direkt über eine Beeinflussung des Stoffwechsels von Mikroorganismen zu einer Abtötung oder einem verminderten Wachstum von Bakterien, Pilzen und Hefen beitragen. Die Wirksamkeit von Säuren ist daher sehr hoch, aber sie bergen, vor allem in hoher Konzentration, auch gewisse Gefahren für Personen und nicht korrosionsbeständiges Arbeitsmaterial. Insbesondere bei nicht sachgemäßem Umgang besteht ein hohes Unfallrisiko. Bei der Verwendung ist eine geeignete Schutzausrüstung daher Pflicht. Außerdem sollte auf eine gut belüftete Arbeitsstätte geachtet werden.

Nicht-korrosiven Konservierungsmitteln (NC-Produkte) sind als Alternative erhältlich. Deren Grundstoffe sind häufig abgepufferte Säuren oder auch Salze von Säuren, zum Beispiel Propionate und Benzoate. Diese nehmen den Produkten die Aggressivität. In ihrer Handhabung sind sie deshalb anwenderfreundlicher und schonen auch korrosionsanfällige Arbeitsgeräte. In ihrer Zusammensetzung und physikalischen Eigenschaften unterscheiden sich die NC-Produkte zum Teil deutlich voneinander. Bei allen Anwendungen sollte die Hinweise der Produkthersteller beachtet werden.


Dr. Jochen Krieg und Sybille Patzelt,

Landwirtschaftskammer NRW

Weitere Informationen

Mehr Infos in der Checkliste

Die Broschüre „Checkliste zum Hygienestatus im Fließfutter“ kann über die Landwirtschaftskammer Nordrhein-Westfalen per E-Mail an caroline.meissner@lwk.nrw.de gegen eine Schutzgebühr in Höhe von 15 € pro Exemplar zuzüglich Versandkosten bezogen werden.

Abonnieren Sie den Ökolandbau NRW-Newsletter





Die obenstehende Einwilligungserklärung kann jederzeit formlos gegenüber dem Ministerium für Landwirtschaft und Verbraucherschutz, Stadttor 1, 40219 Düsseldorf, (E-Mail: Poststelle@mlv.nrw.de) widerrufen werden: Die von Ihnen auf dieser Seite angegebenen personenbezogenen Daten (zum Beispiel Name, E-Mail-Adresse, Anschrift usw.) werden vertraulich und nur zur Versendung der von Ihnen abonnierten Newsletter des Ministeriums per E-Mail verwendet. Ihre Daten werden ausschließlich auf dem Server des Landesbetriebs Information und Technik NRW gespeichert. Das Abonnement kann von Ihnen auf dieser Seite jederzeit mit sofortiger Wirkung beendet werden. Ihre Daten werden dann unverzüglich gelöscht.