In folgendem Beitrag wird gezeigt, wie Käufer und Verkäufer von Silomais preislich zueinander finden können.
Die letzten Jahre gingen für Rinderhalter richtig ins Geld. Beim Grundfutter lebte man sprichwörtlich von der Hand in den Mund oder besser ins Maul. Die sonst üblichen Reserven waren längst aufgebraucht und Ersatz war am Markt – wenn überhaupt – nur überteuert und unzureichend zu bekommen. Zu allem Überfluss stiegen auch die Preise für eiweißreiche Milchleistungsfutter, so dass sich die Kosten pro Kuh nicht selten um einen dreistelligen Euro-Betrag erhöhten.
Das aktuelle Anbaujahr hatte dagegen ausreichend Niederschlag im Gepäck, wobei Starkregenereignisse wie jenes vom 14. und 15. Juli auch im Feldfutterbau mehr Schaden als Nutzen angerichtet haben. Insgesamt präsentiert sich der Mais trotz einer kühlen Jungendphase derzeit in einem überzeugenden Zustand. Aufgrund der bisher geringen Temperatursumme wird mit einer um acht bis zehn Tage späteren Ernte gerechnet. Ob die Erwartungen an den Ertrag und die Qualität erfüllt werden, bleibt bis zur Fahrt auf die Waage und den Blick auf das Analyseergebnis offen.
Trotz eines vermutlich größeren Angebotes an Silomais kann nicht automatisch von niedrigeren Preisen ausgegangen werden. Immerhin gilt es, Vorräte anzulegen, um nicht schon bei der nächsten Dürre wieder in Bedrängnis zu geraten. Des Weiteren muss auch der Verkäufer die gestiegenen Anbaukosten, allen voran Treibstoff- und Mechanisierungskosten, gedeckt bekommen. Darüber hinaus hat der Weizenpreis erheblichen Einfluss auf die Preiswürdigkeit von Silomais und auch Körnermais. Egal, ob Sie Mais anbieten oder zukaufen wollen, Sie kommen um eine individuelle Kalkulation nicht herum.
Der Verkäufer möchte mindestens die Anbaukosten gedeckt haben, darüber hinaus interessiert ihn aber die beste Verwertung, nämlich die Frage, ob er den Mais als Silomais verkaufen oder alternativ besser als Körnermais ernten soll.
Der Käufer wiederum möchte wissen, ob sich der Zukauf von Mais überhaupt rechnet – und wenn ja, wie viel er höchstens bezahlen darf.
Der Preiskorridor für Silomais wird somit von dessen Erzeugungswert und Substitutionswert eingegrenzt.
Die folgenden Berechnungen dienen der Orientierung, sie stellen weder eine Marktanalyse noch eine Preisvorgabe dar. Die Zahlen dienen lediglich der Illustration, auf jedem Einzelbetrieb sieht die Kalkulation anders aus. Große Unterschiede bestehen zum Beispiel bei den Düngungskosten, den Kosten für Arbeitserledigung und den Flächenkosten. Es wird auch kein Bezug auf die absolute Verwertung genommen, also auf die Frage, ob bei derzeitigen Milch- oder Rindfleischpreisen die Zahlung entsprechender Preise sinnvoll ist. Der Weizenpreis als Substitutionswert setzt hier die Eckpunkte. Wann die Grenze eines positiven oder negativen Deckungsbeitrages erreicht wird, muss einzelbetrieblich ermittelt werden.
Wichtiger Hinweis: Im Folgenden werden aus Gründen der besseren Vergleichbarkeit und Nachvollziehbarkeit alle Werte netto, also ohne Mehrwertsteuer, dargestellt. Um den Bruttopreis zu erhalten, müssen Pauschalierer 10,7% und Regelbesteuerer 7,0% Mehrwertsteuer beim Verkauf hinzurechnen.
Aus Sicht des Verkäufers sollte der für Silomais zu erzielende Preis alle beim Anbau angefallenen Kosten abdecken. Die Ergebnisse für fünf Ertragsstufen sind in Tabelle 1 dargestellt. Hierbei wurden die Düngungskosten auf Basis der mineralischen Ergänzung angesetzt, wobei sich die zuletzt aufgetretenen Preissteigerungen noch nicht im Anbaujahr bemerkbar gemacht haben. Gegenüber dem Vorjahr ergeben sich auch bei den weiteren Anbaukosten, abgesehen von Diesel, kaum Veränderungen. Somit errechnen sich je nach Standort mit 500 und 800 €/ha Pachtansatz notwendige Mindesterlöse für den Silomaisverkauf ab Feld von 1 196 bis 1 561 €/ha.
Der Verkäufer hat außerdem die Möglichkeit, den Aufwuchs als Körnermais zu ernten und zu verkaufen. Abhängig von der Ertragsstufe müssten bei gleichen Kostenansätzen Nettoerlöse zwischen 19,50 und 29,33 €/dt Körnermais erzielt werden, um in wirtschaftlicher Hinsicht mit dem Silomaisverkauf gleichzuziehen, siehe Tabelle 2. Diese erhebliche Spanne macht deutlich, dass Pauschalangaben wenig hilfreich sind, vielmehr müssen die Besonderheiten jedes Einzelfalles berücksichtigt werden.
Aus Sicht des Käufers stellt sich die Frage: Lohnt sich der Zukauf von Mais oder können die notwendigen Zukaufmengen besser durch andere Futtermittel ersetzt werden? So könnte beispielsweise statt Silomais mehr Getreide in Verbindung mit Stroh oder Trockenschnitzel eingesetzt werden. Werden zum Beispiel 10 kg Silomais aus der Tagesration einer Milchkuh mit 25 kg Tagesleistung durch 2,05 kg zusätzlichen Weizen und 1,55 kg Stroh ersetzt, fallen für Weizen und Stroh je Kuh täglich 66,3 Cent Kosten an. Dies entspricht einem Vergleichspreis für Silomais frei Trog von 6,63 €/dt. Um auf die Verrechnungsgröße „ab Feld“ zurückzurechnen, müssen von diesem Wert die Kosten für Ernte, Lagerung und Verluste abgezogen werden. Analog verfährt man in der Bullenmast. Es ergeben sich somit je nach Ertragsstufe Preise für Silomais ab Feld zwischen 3,77 und 4,80 €/dt, wenn es um den Vergleich mit Weizen in der Fütterung geht. Die Ergebnisse werden in Tabelle 3 dargestellt.
Käufer und Verkäufer sind auf der sicheren Seite, wenn der Silomais gewogen und auf Nährstoff- sowie Trockensubstanzgehalt untersucht wird. Dabei ist vor allem bei kolbenlosem Silomais eine nass-chemische Untersuchung angezeigt. Die Zusammenstellung von Futterrationen für die Tiere wird durch eine entsprechende Untersuchung erheblich erleichtert und die Preisfindung auf eine sichere Basis gestellt.
Der Weizenmarkt ist ein wichtiger Indikator und Taktgeber für die Preise diverser Energiefuttermittel, so auch für Mais. War die Entwicklung zu den letzten Ernten eher konstant, so notieren die handelbaren Kontrakte sowie Erzeugerpreise in diesem Jahr deutlich über dem fünfjährigen Durchschnitt, was somit auch Eingang in die errechneten Vergleichspreise findet.
Weitere Aspekte, wie Futterrationen, Vorfruchteffekte, Arbeitsspitzenentzerrung, Risikosplitting, Mechanisierungsform oder Nährstoffrückführung, sind zusätzlich zu berücksichtigen. Letztendlich gilt: Käufer und Verkäufer müssen anhand der individuellen Gegebenheiten ihren Verhandlungsspielraum ausloten und auch im nächsten Jahr einen Weg zueinander finden.
Josef Assheuer,
Landwirtschaftskammer NRW
Die im Beitrag angestellten Überlegungen beziehen sich auf Silomais, der in der Ernte zum Verkauf steht. Wer langfristig Silomais anbauen und anbieten möchte, muss anders kalkulieren. Dabei kommt es darauf an, dass mit dem Silomaisverkauf nicht nur die eigenen Erzeugungskosten, sondern auch der Überschuss der durch den Silomais in der Fruchtfolge verdrängten Kultur gedeckt wird. Vereinfacht gesagt: Die Kulturen treten in Konkurrenz zueinander. Das hat zur Folge, dass der Silomais in einem klassischen Weizenanbaugebiet mit höheren Nutzungskosten zu kämpfen hat als ein Silomais, der in für Mais prädestinierten Niederungslagen vermarktet werden soll. In der Tabelle ist am Beispiel des Stoppelweizens dargestellt, welchen Preis ein Landwirt für Silomais mindestens erzielen muss, um die Konkurrenzfrucht Stoppelweizen verdrängen zu können.