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Saatgut ist knapp - Vorsicht vor nicht empfohlenen Sorten

13.01.2020

In Kürze:

  • Nur auf empfohlene Sorten setzen, auch wenn entsprechendes Saatgut knapp ist.
  • Kompromisse nur in Absprache mit unabhängigen Spezialisten eingehen.
  • Die Sackanhänger den Spezialisten zur Beurteilung zusenden.
  • Zur Kontrolle an Mischungsvergleichen teilnehmen.

Saatgut bei Gräsern, Klee und Luzerne ist bei entscheidenden Arten sehr knapp und das wird sich bis zum Herbst eher verschärfen. Gleichzeitig ist die Nachfrage weiterhin hoch. 2020 trifft deshalb wieder eine hohe Nachfrage auf knappes Angebot. Auch wenn die Preise hoch sind, sollten Sie nur von unabhängiger Seite empfohlenes Saatgut kaufen. Denn schon geringe Ertragsunterschiede gleichen den Mehrpreis für gutes Saatgut aus.

Gutes Saatgut darf etwas kosten

Beim Einkauf hauptsächlich auf den Preis zu schauen, ist, wenn man die Qualität im Saatgutsack nicht beurteilen kann, auf den ersten Blick eine logische Reaktion. Aber Vorsicht vor Billigeinkäufen, gerade in Jahren mit knappem Saatgut sollten sie nicht kaufen, ohne vorher zu prüfen.

Beispiel: 50 Euro Preisnachlass pro 100 kg Saatgut decken bei 30 kg pro Hektar nur 15 Euro pro Hektar und damit weniger als ein Prozent Minderertrag ab. Die eigentliche Rechnung kommt später, wenn Futter fehlt und zugekauft oder der Viehbestand sogar abgestockt werden muss.

Aktuell fehlen viele Sorten in organicxseeds

Am 3. Januar sah es in organicxseeds für denjenigen, der sich seine Mischung selbst zusammenstellen will, sehr mager aus. Einige Beispiele:
⇒ Weißklee: keine Sorten im Angebot
⇒ Deutsches Weidelgras: gerade einmal zwei Sorten lieferbar
⇒ Rotklee: zwar elf Sorten gelistet, davon aber nur zwei in Deutschland und eine in der Schweiz empfohlene Sorte. Alles andere sind ältere, heute teils wegen schwächerer Erträge oder Anfälligkeit für Pilzkrankheiten nicht mehr empfohlene Sorten oder solche aus Italien (offen, ob winterfest) oder östlichen Ländern (Frage: wie ertragsfähig). Praxisbeispiel: Fiel Rotklee wegen fehlender Winterfestigkeit aus, lag das Ertragsniveau bei 40 Prozent, in diesem Fall bei 40 ha ein Schaden von fast 50.000 Euro.
⇒ Luzerne: elf Sorten im Angebot, aber alle aus Italien. Welches Risiko bei diesen Sorten besteht, zeigte sich bei der Neuansaat 2019 in Frankenhausen: Nach Frost waren die italienischen Sorten weiß, die deutschen, angepassten Sorten dagegen weiterhin grün. Bei noch niedrigeren Temperaturen wären die Italiener wahrscheinlich erfroren.

Mischungszusammensetzung teils problematisch

Zwar gibt es auch momentan in organicxseeds viele Mischungen. Deren genaue Zusammensetzung ist aber nicht immer bekannt. Und dort, wo sie bekannt ist, machen empfohlene Sorten oft nicht einmal 50 Prozent des Saatgutes aus. Bei Kleegras lag auch in besseren Jahren der Anteil meist um 40 Prozent. Bei Mischungen ohne genaue Angaben dürfte der Anteil empfohlener Sorten kaum höher sein. Fazit: Das meiste, was man in fertigen Mischungen kauft, wird so in der Region nicht empfohlen.

Erschreckend ist deshalb auch manchmal, was beim Landwirt ankommt. Das belegen Sackanhänger, die mir die Praxis zusendet. Der wohl ausschlaggebende Grund ist der Interessenskonflikt zwischen Landwirt und Handel. Der Handel strebt möglichst viel Saatgut an, der Landwirt aber viel Futter. In einem für den Landwirt unübersichtlichen Markt ist es daher kein Wunder, wenn er Richtung "Billigangebot" tendiert.

Transparenz entscheidend

Was kann der Einzelne tun, damit er eine gute Saatgutqualität bekommt?

⇒ Möglichst empfohlene Mischungen und vor allem auch Sorten einsetzen. Bestenfalls liefert Ihnen der Saatgutanbieter die gewünschte Mischung. Wenn nicht, bestellen Sie über Sammelbestellungen des Vereins ÖkoFuWi (Kontakt: Hermann Vollmer, AG für Futtersaaten, Futterbau und Wiederkäuer im Öko-Landbau e.V., E-Mail: bioland-vollmer@gmx.de). Der Verein hat es sich zur Aufgabe gemacht, die für die jeweiligen Standorte geeigneten und bestellten Mischungen bedarfsgerecht zusammenzustellen.

⇒ Bei fertigen Firmenmischungen sollten sie sich vor dem Kauf über den genauen Sackinhalt informieren. Nicht nur die Artenzusammensetzung ist wichtig, sondern auch der Anteil der einzelnen Sorten. Fehlen diese Angaben auf dem Saatgutanhänger, darf man sich später nicht wundern, wenn von zwei Rotkleesorten von einer 35 Prozent und von der anderen nur fünf Prozent enthalten sind. Eine stabile ertragversprechende Mischung sieht anders aus. Völlig im Unklaren bleibt der Käufer, wenn er Angebote ohne Sortenangaben bekommt.

Sinnvoll ist es, auf dem eigenen Betrieb Mischungsvergleiche zu erstellen. Derartige Vergleiche laufen derzeit auf 21 Standorten, verteilt auf vier Länder. Hierbei können selbstverständlich auch vom Landwirt selbst eingekaufte oder selbst zusammengestellte Mischungen mit verglichen werden. Bei deutlichen Unterschieden lohnt auch eine Ertragsermittlung (Quadratmeterschnitte oder Wiegungen aus dem Mähschwad). Dabei helfen Ihnen Ihre Berater gerne weiter. Idealerweise leiten Sie die Ergebnisse der Mischungsvergleiche und ggf. den gescannten Sackanhänger, an Ihren Berater, an Ihren Saatgutlieferanten und an Dr. Edmund Leisen weiter, damit die Summe der Ergebnisse bewertet werden kann.

Gemeinsam kann es gelingen, das Angebot im Sinne der Praxis zu verbessern.

Quelle und Ansprechpartner: Dr. Edmund Leisen, Landwirtschaftskammer NRW, Münster, den 9. Januar 2020

 

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