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Weiden: Mit knappem Regen mittlere bis hohe Flächenproduktivität

30.07.2020

Dort wo es nicht zu trocken war, haben die Weiden noch erstaunlich gute Flächenleistungen erbracht. Der große Vorteil, die Hitzetage in größerem Umfang sind bisher glücklicherweise ausgeblieben. Dennoch gibt es Regionen in denen die Lage auch nach den Niederschlägen im Juni angespannt ist.

Aufgrund der Vielzahl von Daten sowie Rückmeldungen das Wesentliche der letzten Wochen in Stichworten:

Effektivere Wasserverwertung bei nicht so heißen Temperaturen

Die nachfolgende Flächenproduktivität bezieht sich ausschließlich auf Futter, das auch tatsächlich von der Weide kommt. Beteiligt sind Betriebe aus D, NL, B, L, CH, A.

► Auf 55 % der Betriebe fiel in den letzten 10 Wochen wöchentlich nur 10 bis 17 mm Niederschlag. Trotzdem ist eine normale, teils überdurchschnittliche Flächenproduktivität zu beobachten:

  • Davon auf 77 % dieser Betriebe im ökologischen Landbau zwischen 38 und 49 kg ECM/ha, auf konventionellen Betrieben 55 – 65 kg ECM/ha. Zum Vergleich: In früheren, zeitweise wärmeren Jahren, waren dafür 20 – 25 mm Niederschlag erforderlich.
  • Davon auf 23 % der Betriebe mit 10 - 15 mm Niederschlag nur 20 bis 30 kg ECM/ha: Betriebe mit leichten, flachgründigen Böden, Beweidung von schwach entwickeltem Ackerfutter. Diese Flächen erholten sich nach Regen nur langsam.
  • Speziell Hochmoor: Im 6-jährigen Mittel nur 10 % geringere Flächenleistung als im Mittel aller Betriebe. In diesem Frühjahr aber tiefgründig ausgetrocknet. Boden nimmt Wasser erst langsam wieder auf: in diesem Frühjahr nur 15 kg ECM/ha, nach Regen zuletzt steigend auf 20 kg ECM/ha.

► Auf 45 % der Betriebe in letzten 10 Wochen wöchentlich 20 bis 35 mm Niederschlag:

  • Davon auf 70 % der Betriebe im ökologischen Landbau zwischen 60 und 76 kg ECM/ha, auf konventionellen Betrieben 65 – 89 kg ECM/ha.
  • Davon auf 30 % der Betriebe 38 – 50 kg ECM/ha. Betriebe in Hanglage, in Österreich teils auch mit dreimal so viel Regen in den letzten drei Wochen wie normal, zum Glück gut verteilt.

Umrechnung Wasserbedarf pro TM Futter:  Bei knapper Wasserversorgung liegt der Bedarf etwa bei 500 bis 600 l pro kg Trockenmasse (netto, von Kuh gefressen).  Damit liegt der Wert unter den in der Literatur angegebenen 800 mm pro kg (brutto) Trockenmasse. Also viel sparsamer als gedacht.

Fallbeispiel: Betrieb in der Rhön, Jahresdurchschnittstemperatur 4,9 o C

Betrieb: Etwa 70 Jersey-Kühe, zwischen Mai und Oktober bei 70 bis 80 % Weideanteil in der Gesamtration, etwa 18 kg ECM/Kuh. Durchlässige Böden.

Besonderheiten: Kurzrasenweide seit 10 Jahren mit von der Natur aus viel Rotklee (Öko-Typ). Weißklee ist bei Trockenheit 2019 stark ausgefallen. Die nachfolgende Abbildung zeigt beispielhaft für die letzten Jahre (2015, 2016, 2018, 2020), wie hoch die wöchentlichen Niederschläge waren (festgehalten vom Landwirt vor Ort auf dem Hof) und welche Flächenproduktivität (ECM/ha) täglich ausschließlich aus Weidefutter erzielt wurde. Die gepunktete Linie zeigt dabei den Wert im jeweiligen Jahr, die blaue Linie zeigt die in den letzten sechs Jahren maximal zu diesem Zeitpunkt erzielte Flächenproduktivität:

  • Frühjahr: Kälte wirkt oft wachstumsbegrenzend.
  • 2015: Jahr mit der bisher niedrigsten Jahresleistung, auf die Fläche bezogen. Hitze und Trockenheit begrenzten Zuwachs, Verbiss bis auf durchschnittlich 1,5 cm Wuchshöhe, Ende August Wachstumsstopp. Nach reichlich Niederschlägen im September für diese Zeit normale Flächenproduktivität.
  • 2016 nach Niederschlägen im Mai 60 bis 70 kg ECM/ha an Tagesleistung bis Anfang September. Derart hohe Leistungen werden in Öko-Betrieben zu diesem Zeitpunkt nur selten erzielt.
  • 2018 nach spätem Start extrem wüchsig, typisch für Höhenlagen bei verspätetem Vegetationsbeginn. Dann fehlten aber die Niederschläge, ab Mitte Juli lag die Wuchshöhe nur noch bei 1 cm. Nach Regen gab es zwar Zuwachs im Herbst, der aber weiter auf 1 cm abgebissen wurde. So tief verbeißen können wohl nur Jerseys.
  • 2020: Zu Beginn begrenzte wiederum Kälte den Zuwachs, danach um die 50 kg ECM/Tag an Flächenproduktivität. Der Starkregen im Juni war nur teils ertragswirksam. Hoffentlich kommt jetzt regelmäßig Regen.

Auf Hitzeperiode vorbereitet sein

Nur nachts und nur bei vorhandenem Aufwuchs weiden:

An Tagen, an denen die Tiere in der Hitze nicht weiden und nur im Schatten stehen oder wenn kein Futter auf der Weide steht: Kühe im Stall lassen und hier für wenig Stress, annehmbares Klima und genug Tränkewasser sorgen.

Leistungseinbrüche und erhöhte Zellgehalte nur vorübergehend

Aufgrund besserer Wasserversorgung sind die Auswirkungen von Hitzeperioden auf die Eutergesundheit nicht mehr so gravierend wie noch im Extremjahr 2003. Dies gilt allerdings noch nicht für jeden Betrieb. Bei hoher Sonneneinstrahlung sollte auch auf Sonnenbrand geachtet werden. In der Schweiz ist es seit jeher üblich, Kühe im Sommer tagsüber im Stall zu halten, auf Vollweidebetrieben ohne Zufütterung. Die Haltungsweise kommt der Obsalim-Methode nahe und muss nicht unbedingt viel Milch kosten.

Zur Fruchtbarkeit: 2018 und 2019 haben in der Hitzeperiode Tiere häufig umgerindert, sowohl bei reiner Stallhaltung als auch auf Weidebetrieben. Nach Auskunft von Dr. Heimberg: Je früher in der Trächtigkeit, desto eher wird die Frucht bei Stress abgestoßen.

Quelle: Dr. Edmund Leisen, Sarah Hoffmanns, Anke Jacobs, Öko-Team der Landwirtschaftskammer NRW, Münster, den 24. Juli 2020

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