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Erster Schnitt: Der wichtigste Schnitt des Jahres

04.05.2023

Die in den vergangenen Jahren gehäuft auftretende Sommertrockenheit hat gezeigt, dass der erste Schnitt häufig der ertrag- und energiereichste des Jahres ist. Niederschläge und geringe Verdunstungsraten in den ersten vier Monaten eines Jahres sorgen dafür, dass sich im ersten Schnitt Erträge von 25 bis 30 dt Trockemasse/ha Dauergrünland relativ sicher erreichen lassen.

Während diese Menge in einem feuchten, wüchsigen Jahr wie 2021 lediglich zwischen 25 bis 30 % des Jahresertrags ausmacht, kann der gleiche Ertrag bei fehlendem oder geringem Niederschlag im weiteren Verlauf der Vegetationsperiode schon bis über 40 % des Gesamtertrags darstellen.

Wann mähen?

Die Schnittreife von Grünlandbeständen ist mit dem Beginn des Ähren- beziehungsweise Rispenschiebens der Hauptbestandsbildner erreicht. Da dies aufgrund unterschiedlicher Temperaturen, Düngung und regional auch vom Besuch arktischer Wildgänse abhängt, empfiehlt es sich, alle zur Mahd anstehenden Flächen individuell auf ihre Schnittreife hin zu überprüfen.

Verzögert sich die Ernte über den Zeitpunkt des Ähren- beziehungsweise Rispenschiebens hinaus, steigen die Rohfasergehalte im Pflanzenmaterial sehr schnell an. Einhergehend mit diesem Anstieg ist ein Rückgang der Verdaulichkeit der organischen Masse und somit ein Absinken der Energiekonzentration. Wird mit der Ernte andererseits deutlich vor dem Zeitpunkt des Ähren-/ Rispenschiebens begonnen, so wird nicht das volle Ertragspotenzial des Aufwuchses ausgenutzt, sondern ein sehr strukturarmes, proteinreiches Futter geborgen. Proteinreiche Futter sind aber aufgrund ihrer stark puffernden Eigenschaften deutlich schlechter silierfähig als solche, die zum optimalen Zeitpunkt geerntet werden.

Die ausgiebigen Niederschläge in diesem Frühjahr können des Weiteren zu der Problematik führen, dass zum optimalen Erntezeitpunkt nicht auf allen Flächen eine ausreichende Befahrbarkeit gegeben ist. Um großflächige Nabenschäden und die damit einhergehende Futterverschmutzung zu vermeiden, sollten nicht befahrbare Flächen bei der Ernte ausgespart werden und deren Aufwuchs besser zu einem späteren Zeitpunkt separat geerntet werden


Flächenleistung muss stimmen

Vor dem Schnitttermin sollte den Pflanzen mehrere Tage Zeit gegeben werden, bei Sonnenwetter die für einen sicheren Silierprozess notwendigen, hohen Zuckergehalte bilden und einlagern zu können. Um ein möglichst zügiges Anwelken zu realisieren und ein Anhaften von Schmutzpartikeln am Erntematerial zu vermieden, beginnt man mit dem Schneiden erst, wenn die Pflanzenbestände komplett von Regen und Tau abgetrocknet sind.

Die Verwendung von Mähaufbereitern erhöht die Verdunstungsrate und verkürzt die Feldliegezeit, wodurch die Veratmungsverluste reduziert werden und mehr Pflanzenzucker im Erntegut erhalten bleibt. Damit es durch Verzögerungen bei der Bergung nicht zu einem Anwelken über den angestrebten Zielkorridor von 30 bis 40 % Trockenmasse (TM) kommt, ist es wichtig, dass alle Maschinen in der Erntekette eine vergleichbare Flächenleistung haben.

Um hohe Rohaschegehalte im Futter zu vermeiden, ist auf eine optimale Einstellung der Erntemaschinen zu achten. Mähwerke sollten so eingestellt werden, dass bei der Mahd eine Stoppelhöhe von 6 bis 7 cm realisiert wird. Tiefer sollte nicht geschnitten werden, damit neben der Reduktion der Futterverschmutzung auch ausreichend vegetatives grünes Pflanzenmaterial erhalten bleibt, das ein zügiges Nachwachsen des Bestands nach der Ernte möglich werden lässt.

Parallel zur Mahd sollte direkt mit dem Wenden/Zetten und somit der Breitverteilung begonnen werden, um ein gleichmäßiges Anwelken des gesamten Materials zu gewährleisten. Zwischen Schnitt und Verschließen des Silos sollte eine Zeitspanne von maximal 36 Stunden angestrebt werden. Ein deutliches Unterschreiten des Mindest- Trockenmassegehalt von 30 % ist nicht zu empfehlen, da es dann zum Austreten von Sickersäften kommt, mit denen auch viele Nährstoffe verloren gehen.

Ferner ist die Gefahr der Fehlgärung durch die Entstehung von Buttersäure in nassen Materialien deutlich größer als in ausreichend angewelktem Material. Austretende Sickersäfte sind als wassergefährdende Stoffe eingestuft und müssen an der Lagefläche in jedem Falle aufgefangen werden.


Was tun gegen Nacherwärmung?

Erfolgt ein zu intensives Anwelken auf Trockenmassegehalte von über 40 %, so steigt das Risiko deutlich an, dass es nach dem Öffnen des Silos zur Nacherwärmung kommt. Zunehmend trockeneres Material kann nicht sicher ausreichend gut verdichtet werden. Nacherwärmung ist die größte vermeidbare Verlustquelle in der Silagebereitung. Demnach sollte bereits zum Zeitpunkt der Ernte alles Mögliche getan werden, um derartige Verluste zu minimieren.

Dabei sind Breite und Höhe der Silomiete sind so zu wählen, dass nach dem Öffnen ein Vorschub von 2,5 m je Woche realisiert werden kann. Mit einem geringeren Vorschub sollte nicht geplant werden, da häufig nicht feststeht, wann der Futterstock geöffnet und verfüttert werden soll. In vielen Regionen waren zudem die vergangenen Winter so warm, dass nicht mehr zwingend von der „kalten Jahreszeit“ gesprochen werden kann, die einen geringeren wöchentlichen Vorschub zulassen würdeDie Tabelle gibt einen Überblick, welche maximale Füllhöhe bei 6, 8 oder 10 kg TM Grassilage in der Ration nicht überschritten werden darf, um den Mindestvorschub von 2,50 m pro Woche in Abhängigkeit von Kuhzahl und Silobreite erreichen zu können. 

Wird die Nachzucht ebenfalls aus der Silomiete des ersten Schnittes versorgt, so kann die dafür benötigte Menge mitberücksichtigt werden. Dadurch erhöht sich die maximale Füllhöhe entsprechend. Ist bei der Ernte die kalkulierte Silohöhe erreicht, sollten verbleibende Restmengen entweder in einem weiteren, separaten Silo eingelagert oder als Wickelballen gepresst werden.

Sollten Wickelballen der Plan für Restmengen sein, ist das zur besseren Planung möglichst frühzeitig mit dem ausführenden Unternehmen abzuklären, damit dieses bei der Maschinen-Disposition berücksichtigt werden kann.


Verdichten – so gelingt‘s

Um nach dem Öffnen des Silos den Sauerstoffeintrag zu reduzieren und damit die Gefahr der Nacherwärmung zu minimieren, ist neben dem nötigen Vorschub die optimale Verdichtung des Materials unabdingbare Voraussetzung. Das volle Potenzial von Walzfahrzeugen kann nur dann ausgenutzt werden, wenn die zu verdichtenden Schichten so dünn wie möglich gehalten werden. Das bringt es wiederum mit sich, dass der Inhalt eines Transportfahrzeugs vor dem Verdichten auf einer möglichst großen Fläche verteilt wird.

Zur Siloeinlagerung wird demnach nicht nur ein entsprechend schweres Fahrzeug benötigt, sondern es muss auch das angelieferte Gras gleichmäßig dünn verteilen können. Hierzu können die diversen auf dem Markt erhältlichen Siloverteiler für Front- und Heckanbau genauso wertvolle Dienste leisten wie Verteilgeräte, die mit Gabeln an Radladern kombiniert werden. Um dünne Schichten effizient verdichten zu können, müssen die zur Verfügung stehenden Fahrzeuggewichte komplett genutzt werden, was nur mit dem maximal zulässigen Reifendruck der Fall ist. Die Verwendung von Zwillingsreifen auf zumindest einer Achse erhöht zwar die Aufstandsfläche und reduziert damit den Druck, der auf das zu verdichtende Erntegut übertragen wird. Gleichzeitig erhöht sich aber die Standsicherheit deutlich. Effizienz und Arbeitssicherheit sind somit gegeneinander abzuwägen, wobei der Arbeitssicherheit in jedem Fall die größere Bedeutung zuzuordnen ist.

Ein Vorteil des schichtenweisen Aufbaus der Silomiete ist darüber hinaus, dass beim späteren Gebrauch des Futters über den gesamten Entnahmezeitraum eine sich nicht verändernde Mischung der verschieden Grasherkünfte verfüttert wird.

Unter Verschluss

Ist die Befüllung der Siloanlage abgeschlossen und das Material den Anforderungen entsprechend verdichtet, ist unmittelbar mit dem Verschließen der Silomiete zu beginnen. Solange noch Sauerstoff von außen in den Futterstock eindringen kann, betreibt das Pflanzenmaterial Restatmung. Darüber hinaus kommt es unter aeroben Bedingungen zu einer starken Vermehrung von Hefen und Schimmelpilzen, die den Silierprozess unter der verschlossenen Folie nahezu unbeschadet überstehen und nach dem Öffnen sehr schnell zur Nacherwärmung führen können.

  • Das Verschließen der Silomiete sollte mit einer dünnen Unterzieh- oder Saugfolie, die sich der Kontur der Oberfläche der Miete sehr gut anpasst, als erste Folienschicht erfolgen. Anschließend wird die Silomiete mit einer Silofolie abgedeckt. Wenn bei der Einlagerung über Nacht eine Befüll-Pause eingelegt wird, kann durch eine Zwischenabdeckung mit zumindest einer Unterziehfolie die Sauerstoffzufuhr und damit die Veratmung und das Hefenwachstum deutlich reduziert werden.
  • Bei der Auswahl der Silo- und Unterziehfolien ist auf DLG geprüfte Produkte zu achten. Das hat nicht nur den Vorteil, dass deren physikalischen Eigenschaften an neutraler Stelle kontrolliert wurden, sondern durch die kontinuierliche Überwachung wird die gleichbleibende Qualität dieser Produkte nachgewiesen.
  • Der luftdichte Abschluss der Silomiete kann durch einen dicht liegenden doppelten Kiessack-Gürtel geschehen oder durch die Beschwerung der Folie in diesem Bereich mit Sand oder Erde.
  • Beschädigungen der Folien sind in jedem Fall zu vermeiden und wären, sofern doch welche festgestellt werden, sofort mit Spezial-Klebeband für Silofolien zu verschließen. Auf der Silomiete sollte alle fünf Meter eine Barriere aus einem quer liegenden Gürtel aus Kiessäcken angelegt werden. Dieser verhindert bei Folienbeschädigungen oder nach dem Öffnen ein tiefes Eindringen von Luft in den Futterstock. Durch Schutznetze über den Folienlagen lassen sich Beschädigungen durch Vögel und Tiere wie Katzen und Hunde verhindern.
  • Ein deutliches Aufblähen der Folie in den ersten Tagen nach dem Verschließen sollte als Zeichen einer erfolgreichen Abdeckung der Miete gesehen werden.

Lagern lohnt

Neben Vorschub und Verdichtung spielt auch die ausreichend lange Lagerung der Silage eine bedeutende Rolle bei der Beeinflussung der Lagerstabilität. Eine Silomiete sollte frühestens nach einer Lagerdauer von mindestens sieben Wochen zur Verfütterung geöffnet werden. Sollen in einer Silomiete mehrere Schnitte übereinander gelagert werden, kann es ratsam sein, die nur die geraden oder nur die ungeraden Schnitte getrennt in einer Miete übereinander zu legen, um dem vorherigen Schnitt eine ausreichend lange, ungestörte Silierdauer zu ermöglichen.

Neben den beschrieben Aspekten der guten fachlichen Praxis spielt aber auch der Besatz des Ernteguts mit natürlichen Milchsäurebakterien eine maßgebliche Rolle bei der Konservierung von hochwertigem Futter. Um die Sicherheit zu haben, dass der Silierprozess unmittelbar einsetzt, ist bei der Ernte durch die Verwendung geeigneter Impfkulturen ein ausreichender Besatz mit siliertauglichen Bakterien herzustellen. Gerade zum ersten Schnitt sind häufig nur unzureichende natürliche Keimbesätze vorhanden, da diese im Winter/Frühjahr durch die Kombination von kühlen Temperaturen und UV-Licht bei sonnigen Wetter erheblich reduziert werden.

Für Silomieten, bei denen zu erwarten ist, dass dort der notwendige Vorschub nicht ganz erreicht wird oder das Gras auf mehr als 40 % TM angewelkt wurde, sind dann solche Impfpräparate zu empfehlen, durch die neben Milchsäure auch moderate Gehalte an Essigsäure gebildet werden. Produkte zur Verbesserung der Qualität (Wirkungsrichtung 1) oder der aeroben Stabilität (Wirkungsrichtung 2) mit dem DLG Gütezeichen für Siliermittel haben nicht nur an neutraler Stelle ihre Wirksamkeit nachgewiesen, sondern stehen zudem unter regelmäßiger, unabhängiger Kontrolle.


Dr. Klaus Hünting,

Landwirtschaftskammer NRW

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