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Grünlandpflege: Saisonstart planen

05.03.2024

Wegen der großen Wetter- und Klimavariabilität über die Jahre ist es für Betriebe im Futterbau entscheidend, Grünlandbestände zu entwickeln oder zu erhalten, die einerseits eine hohe Toleranz gegenüber extremen Witterungseinflüssen aufweisen und andererseits über ein starkes Regenerationsvermögen verfügen.

Die gennannten Anforderungen sind insbesondere im Intensivgrünland nicht von Natur aus gegeben. Daher sind vielfältige, nachhaltige und kontinuierliche Maßnahmen des Grünlandmanagements nötig. Es ist wichtig, als Bewirtschafter des Grünlands stets zu hinterfragen, ob die angestrebten Zielbestände den Standortbedingungen und den Anforderungen hinsichtlich Nutzungsart - Schnitt, Weide, Mähweide - und Nutzungsintensität entsprechen. Hierfür sind sowohl Kenntnisse über die Eignung der Kulturgräser und Leguminosen am jeweiligen Standort als auch über natürlicherweise vorkommende, jedoch futterbaulich unerwünschte Arten erforderlich. Eine wesentliche Voraussetzung für eine nachhaltige Bewirtschaftung von Dauergrünland sind letztendlich Pflanzenbestände, die an Standort und Nutzung angepasst sind.

Deutsches Weidelgras passt immer

Das Deutsche Weidelgras ist das futterbaulich bedeutendste Kulturgras im intensiv genutzten Grünland und wir es auch in Zukunft bleiben, auch auf Standorten, die aufgrund ihrer klimatischen Bedingungen und Nutzungspraktiken als suboptimal eingeordnet werden können. Darunter fallen insbesondere kalte Höhenlagen, Moorstandorte sowie trockenheitsgefährdete Standorte. Auch für Grünlandflächen, die weniger als vielmal im Jahr geschnitten werden, ist das Deutsche Weidelgras weniger geeignet. Warum gerade die Sortenfrage vor allem beim Deutschen Weidelgras im Rahmen der Grünlandpflege so enorm wichtig ist, wird im Folgenden weiter erläutert.

Frühjahrspflege nur ein Baustein

Die Pflegemaßnahmen im Frühjahr sind lediglich ein Baustein des Grünlandmanagements unter vielen anderen Maßnahmen und Bewirtschaftungsfaktoren, die Einfluss auf die Pflanzenbestandsentwicklung und Ertragsfähigkeit des Grünlands haben. Eine sorgfältige Grünlandpflege zu Beginn der Vegetationsperiode, die den spezifischen Anforderungen und Ausgangsbedingungen angepasst ist, ist jedoch von entscheidender Bedeutung, um die Leistungsfähigkeit und Homogenität des Grünlands als Grundlage für eine wirtschaftliche Futterproduktion zu gewährleisten. Obwohl sich die Grasnarbe nach Winterbeschädigungen oder starkem Schädlingsbefall regeneriert, ist es entscheidend, dass die gewünschten Arten und Sorten, die Ertrag und Qualität liefern, in den Grünlandbeständen dominieren. Die Erhaltung einer futterbaulich hochwertigen und gleichzeitig widerstandsfähigen Grasnarbe erfordert vor allem Pflege- und Nachsaatmaßnahmen, um eine effiziente Nutzung der eingesetzten Nährstoffe sicherzustellen.

Vor der Durchführung von Pflegemaßnahmen sollten die Grünlandflächen zu Beginn der Vegetationsperiode in Augenschein genommen werden, um Schäden durch Winterauswirkungen, Mäuse oder Wildschweine zu beurteilen. Ebenso ist es wichtig, den Anteil an Lücken sowie das Ausmaß der Verunkrautung oder Vergrasung auf dem Grünland einzuschätzen. Nur durch eine detaillierte Untersuchung der Fläche können angemessene Maßnahmen abgeleitet werden. Dies erfordert sowohl ein gutes Einschätzungsvermögen als auch fundierte Kenntnisse über Pflanzenarten des Grünlands und ihre Entwicklungsbiologie.

Grünlandsanierung nicht im Frühjahr

Es wird empfohlen, Sanierungsmaßnahmen auf dem Grünland oder grundlegende Bestandsveränderungen, wie das Einbringen von Gräsern mit langsamer Jugendentwicklung, wie Knaulgras, Rohrschwingel, Wiesenlieschgras, Wiesenrispe und Wiesenschwingel, sowie Leguminosen und Kräuter erst im Spätsommer oder Frühherbst durchzuführen. Zu diesem Zeitpunkt ist der Aussaaterfolg für solche Arten am größten und das Risiko relativ gering. Dies liegt daran, dass zu dieser Zeit kaum Frostgefahr besteht, der Unkrautdruck geringer ist, die Konkurrenz der Altnarbe nachlässt, die Bodenfeuchtigkeit meist ausreichend ist und Niederschläge vorhanden sind. Zudem sind die Ertragsdepressionen in der späten Vegetationszeit minimal.

Mit Schleppen beginnen

Die erste Pflegemaßnahme im Frühjahr, die in der Regel kurz vor oder zu Beginn der Vegetationsperiode durchgeführt wird, ist das Abschleppen oder vorsichtige Striegeln der Grasnarbe. Durch diese Maßnahme werden insbesondere die Gräser durch verbesserten Lichteinfall und leichte Quetschung zur verstärkten Bestockung angeregt. Dies führt zu einer höheren Trieb- und Narbendichte. Gleichzeitig werden Gülleschleier oder Stallmist in die Narbe eingearbeitet, um Futterverschmutzungen beim ersten Aufwuchs zu vermeiden. Zudem können Erdaufwerfungen von Maulwürfen und Schermäusen sowie Beweidungsschäden aus dem Herbst eingeebnet werden. Dies trägt dazu bei, den Schmutzanteil im Futter zu reduzieren und damit verbundene Nachteile beim Silierprozess, wie beispielsweise durch Clostridien verursachte Buttersäurebildung, zu minimieren.

Die Bearbeitung mit Schleppe oder Striegel sollte nur bei ausreichend trockenen Bodenbedingungen erfolgen, um Bodenverdichtungen und -verschmierungen zu vermeiden. Eine kurze Narbe ist dabei von Vorteil. Die Länge der Narbe hängt vom Management vor dem Winter sowie von der Vegetationsdauer im Spätherbst ab. Aufgrund der langen Vegetationszeit bis spät in den Herbst des letzten Jahres und des bisher milden Winters könnte sich insbesondere das Deutsche Weidelgras bereits üppig entwickelt haben. Viele Grünlandbestände sind überwachsen.

An frostigen Tagen sollte aufgrund des Risikos von Pflanzenschäden nicht geschleppt werden. Es ist möglich, gleichzeitig mit dem Schleppen Saatgut mit einem Schneckenkornstreuer im Heck- oder Frontanbau auszubringen, im Rahmen von Pflegenachsaaten mit 5 bis 10 kg/ha. Allerdings ist hier die die Saatgutverteilung aufgrund der Windanfälligkeit insbesondere bei nicht gecoatetem Saatgut mitunter nicht befriedigend.

Striegeln vor der Nachsaat

Im Rahmen der Striegelarbeit im Frühjahr ist es wichtig, in Bereichen, wo sich ein Filz aus Moos, abgestorbenen Blättern und Trieben gebildet hat, Lücken für Nachsaaten zu schaffen und gleichzeitig die Bodenoberfläche aufzurauen, um einen besseren Bodenkontakt zur Förderung der Saatgutkeimung herzustellen. Das Einbringen von Saatgut in verfilzte Bestände, sei es als Obenaufsaat oder mit Schlitzgeräten, führt in Bezug auf das Auflaufen und Etablieren der ausgebrachten Nachsaat zum Scheitern.

Nachsaaten auf intensiv genutztem Dauergrünland erfolgen in der Regel ausschließlich mit dem schnell keimenden und konkurrenzstarken Deutschen Weidelgras sowie gegebenenfalls mit Anteilen von Weißklee. Die Menge des Nachsaatguts richtet sich nach dem Anteil der Lücken im Bestand. Bei einem Lückenanteil von 5 bis 10 % sind 5 bis 8 kg/ha ausreichend. Liegt der Lückenanteil zwischen 10 und 20 % werden 8 bis 15 kg/ha empfohlen. Bei Lückenanteilen von 20 bis 30 % und darüber sollte die Nachsaatmenge auf 15 bis 25 kg/ha festgelegt werden. Bei hohen Lückenanteilen bietet die Durchsaat mit spezieller Direktsaattechnik Vorteile für den Ansaaterfolg.

Risiken früher Nachsaaten

Nachsaaten im Frühjahr bergen immer ein höheres Risiko als im Spätsommer oder Herbst. Bei kaltem Wetter mit möglichen Frosttemperaturen und/oder Trockenheit keimen die Grassamen langsam und ungleichmäßig, während frühzeitig aufgelaufene oder überwinternde Unkräuter unter diesen Bedingungen einen deutlichen Wachstumsvorteil haben. Dies führt dazu, dass die Flächen während der gesamten Vegetationsperiode eine mehr oder weniger starke Verunkrautung auftreten kann. Es ist auch zu beachten, dass junge Gräser, die aus Nachsaaten hervorgehen, gerne von Schnecken gefressen werden. Da das Grünland teilweise hohe Populationen verschiedener Schneckenarten aufweist, kann der Erfolg von Nachsaaten auch durch Schnecken beeinträchtigt werden. Eine direkte Schneckenbekämpfung mit Schneckenkorn ist jedoch auf dem Grünland nicht zugelassen.

Striegel mit Planierschiede haben ähnlich wie die Schleppe eine Verteilungs- und Nivellierungswirkung auf aufgeworfenen Boden. Daher ist es in der Regel nicht erforderlich, nach dem Striegeln zusätzlich zu schleppen.

Besser mit Schlitztechnik?

Die Verwendung einer speziellen Schlitzdrillmaschine für Direktsaaten, wie beispielsweise von Vredo oder Köckerling, in eine vorbereitete und geöffnete Narbe bietet in der Regel einen deutlich besseren Feldaufgang als die Verwendung eines Grünlandstriegels. Obwohl der Zeitaufwand aufgrund geringerer Arbeitsbreiten und -geschwindigkeiten bei der Schlitzdrillmaschine höher ist als beim Grünlandstriegel, sind die Keimungsbedingungen für die Gräser durch den intensiven Bodenkontakt optimal. Der intensiv eingestellte Striegel kann zwar auch Feinerde lösen, die bei Regen das Saatgut an den Boden schlämmt, aber der Erfolg hängt grundsätzlich von ausreichender Bodenfeuchte ab. Der Striegel ist schlagkräftiger und leistet an den wenigen optimalen Tagen für diesen Einsatz ein großes Flächenpensum. Daher ist der Striegel insbesondere in größeren Betrieben ein sinnvolles Arbeitsgerät, vor allem für Pflegenachsaaten mit Lückenanteilen bis zu 20 %. Bei größeren Lückenanteilen über 20 bis 25 % sollte die Schlitztechnik vor allem unter trockenen Bedingungen eingesetzt werden, um einen besseren Ansaaterfolg zu erzielen.

Nachsaat mit Gülle?

Bei manchen Betrieben erfolgt die Nachsaat im Frühjahr aus arbeitswirtschaftlichen Gründen zusammen mit der Gülleausbringung. Grundsätzlich beeinträchtigt der intensive Kontakt des Saatgutes mit Gülle dessen Keimfähigkeit nicht. Das Vorquellen des Saatgutes vor dem Einbringen in das Güllefass fördert zudem die Keimgeschwindigkeit. Allerdings kann bei diesem Verfahren kein guter Kontakt zum Boden hergestellt werden. Hohe Auflauf- und Anwachsraten des Saatgutes sind nur dann gegeben, wenn ein intensiver Bodenkontakt und Bodenschluss besteht. Das Gülle-Schlitzverfahren hat hier sicherlich noch den besten Effekt. Die Nachsaat über die Gülleausbringung mit Schleppschuhen oder Schlitzverfahren hat zudem den Nachteil, dass das Saatgut mit den Güllebändern in einem Abstand von 20 bis 25 cm ausgebracht wird und somit eine ungleichmäßige, also ungünstige Saatgutverteilung stattfindet. Diese Abstände sind deutlich zu groß, um einen möglichst flächendeckenden Nachsaaterfolg zu gewährleisten. Zwischen den Reihen landet kein Saatgut, demzufolge kann es wegen des fehlendes Saatgutes zwischen den Reihen stärker verunkrauten.

Sortenfrage stellen

Die Winterhärte des Deutschen Weidelgrases variiert je nach Sorte und ist im Vergleich zu Gräsern wie Wiesenlieschgras, Knaulgras, Rohrschwingel, Wiesenschwingel oder Wiesenrispe weniger ausgeprägt. Es gibt jedoch große Unterschiede zwischen den verschiedenen Sorten des Deutschen Weidelgrases. Bei der Auswahl von geeigneten Sorten für Nach- und Neuansaaten, insbesondere in auswinterungsgefährdeten Mittelgebirgslagen und Moorstandorten, sollte dies besonders berücksichtigt werden.

In speziellen Ausdauerprüfungen, die von Landwirtschaftskammern und Länderdienststellen in den Mittelgebirgsregionen Deutschlands durchgeführt werden, werden für Qualitätsstandardmischungen nur Sorten des Deutschen Weidelgrases empfohlen, die sich als besonders winterhart und robust erwiesen haben. Für mildere Niederungslagen auf Mineralstandorten ist die Winterhärte des Deutschen Weidelgrases weniger entscheidend, daher können hier mehr ertragsstarke Sorten empfohlen werden. Dennoch ist eine hohe Toleranz gegenüber Kahl- und Wechselfrösten auch in diesen Regionen wichtig, insbesondere auf Moorstandorten. Daher gibt es spezielle Moorprüfungen in Regionen mit einem hohen Anteil an Grünland auf Moorstandorten.

Problem bei starkem Mäusebesatz

Viele Landwirte, die über den Winter erhebliche Mäuseschäden zu beklagen haben, fragen nach pragmatischen Lösungen, um zum einen die Mäuse unmittelbar zu bekämpfen oder aus dem Grünland zurückzudrängen. Außerdem sollen die zu erwartenden Futterverluste kompensiert werden. Denn ist vielen Grünlandflächen ist trotz der hohen Niederschlagsmengen der vergangenen Monate nach wie vor eine hohe Mäuseaktivität festzustellen.

Wer eine stark geschädigte Grünlandfläche mit einer Striegelübersaat, im Direkt-Slitzsaatverfahren oder auch mit einer flach den Boden bearbeitenden Kreiseleggen-Drillmaschinen-Kombination Nach- oder Neuansaaten durchführt, geht das Risiko ein, dass weiterhin aktive Mäuse den Boden durchwühlen und durchlöchern und zudem die Grassaat selbst als Nahrungsquelle nutzen. Zunächst sollte aber vor der Planung des Saatverfahrens Ende Februar bis Anfang März kontrolliert werden, ob die Mäuse weiterhin aktiv sind und eine problematische Populationsdichte aufweisen.

Auf Grünlandflächen, wo eine extrem starke und aktive Mäusepopulation festzustellen ist, die meist auch mit einem sehr hohen Lückenanteil von 50 bis 80 % einhergeht, kann nur eine mechanische Bekämpfung im Rahmen einer tiefgehenden Bodenbearbeitung einen deutlichen befallsreduzierenden Erfolg versprechen. Am wirkungsvollsten erweist sich dabei ein mindestens 20 cm tiefes Pflügen. Das 15 bis 25 cm tiefe Pflügen hat primär eine stressinduzierte Mortalitätsrate bei Mäusen von 60 bis 90 % zufolge. Aber auch das flache, 10 bis 15 cm tiefe Pflügen und ebenso 15 bis 25 cm tiefes Grubbern haben bereits einen guten Effekt. Die Mäusenester werden durch wendende Bodenbearbeitung zerstört. Zudem bedeutet dieser extreme Eingriff für die schutz- und nahrungslosen Mäuse einen katastrophalen Umstand.

Im Einzelfall sind vor einem genehmigungspflichtigen Grünlandumbruch Aspekte des Gewässer- und Bodenschutzes mit der Landwirtschaftskammer sowie den zuständigen Kreisbehörden abzuklären. Grundsätzlich stellen Präventivmaßnahmen, wie das Aufstellen von Julen für Greifvögel oder das Nichtbejagen von Füchsen, bereits wirkungsvolle Maßnahmen dar.


Hubert Kivelitz, Landwirtschaftskammer NRW.

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