Nach dem ausgesprochen warmen Wochenende vor zwei Wochen, an dem in den Niederungslagen bereits das erste Ackergras und zum Teil auch Grünland geerntet wurde, gingen die Tages- und vor allem die Nachttemperaturen deutlich zurück. Die Tageshöchstwerte erreichten in den Niederungen kaum über 10°C und nachts gingen die Temperaturen zum Teil unter 0°C zurück. Ebenso regnete es vor allem diese Woche mitunter sehr ergiebig. Bei dieser Witterung waren die Ertragsbildung und die physiologische Reifeentwicklung beim Ackergras und vor allem beim Grünland sehr verhalten. Am Prüfstandort Riswick gab es seit Anfang der letzten Woche im Durchschnitt tägliche Zuwachsraten von immerhin 1,7 dt/ha TM. Zu Beginn dieser Woche war in der Sortenprüfung des Welschen Weidelgrases die Ähre knapp über dem zweiten Knoten und das Fahnenblatt schob. Das heißt, dass die Schnittreife noch nicht ganz erreicht war. In der Schnittreifeprüfung wurden 52 dt/ha TM erreicht, der Rohfasergehalt lag bei 24,5 % in der TM. Der RP-Gehalt war mit 11,2% in der TM relativ gering, während der Zuckergehalt bei knapp 24 % lag. Dies ist vor dem Hintergrund der niedrigen Temperaturen auf die geringe Zuckerveratmung zurückzuführen.

Am Standort Riswick (Niederrhein) ist die optimale Schnittreife auf dem konventionell bewirtschafteten Grünland inzwischen erreicht. Vor allem die frühen Sorten des Deutschen Weidelgrases hatten bereits Ende vergangener Woche die Ähre geschoben, während die mittleren und späten Sorten frühestens Mitte bis Ende nächster Woche die optimale Schnittreife erreichen (Beginn Ährenschieben). Der durchschnittliche Rohfasergehalt eines Grünlandbestandes wird primär auch von der Pflanzenbestandszusammensetzung bestimmt. Insbesondere der sehr frühe Wiesenfuchsschwanz hat auch in den Höhenlagen der Mittelgebirge den Blütenstand voll entwickelt. Deutlich zurück in der Reife- und Ertragsentwicklung ist das Grünland noch bei ökologischer Bewirtschaftung am Niederrhein.

In der Reifeprüfung am kalten Standort in Remblinghausen bei Meschede ist die Schnittreife noch bei Weitem nicht erreicht. Hier kann das Grünland noch wenigstens 14 Tage wachsen. Der konventionell bewirtschaftete Standort in der Eifel ist milder, sodass die Reife dort – zumindest bei konventioneller Bewirtschaftung - schon etwas weiter vorangeschritten ist.

Ab dem kommenden Wochenende werden die Temperaturen landesweit wieder deutlich steigen, ab Mitte nächster Woche sogar deutlich über 20°C. Das sind optimale Bedingungen für das Wachstum, auch die Reifeentwicklung wird dann schnell voranschreiten. Grünland und Ackergras sind in den Niederungs- und zum Teil in den Übergangslagen dann absolut schnittreif bzw. überschreiten die optimale Schnittreife. Das größte Problem in der kommenden Woche ist zum einen die unsichere Witterung; es werden immer wieder Niederschläge und auch Gewitter erwartet. Zum anderen sind vor dem Hintergrund der hohen Niederschlagsmengen vor allem in dieser Woche, viele Flächen noch sehr feucht bzw. nass und kaum befahrbar, unabhängig von den schlechten Trocknungsbedingungen auf der Fläche. Es wird, ähnlich wie im letzten Jahr, eine extrem schwierige und herausfordernde Grünlanderntekampagne, primär zuerst in den Niederungslagen.

TM = Trockenmasse dt/ha, RF = Prozent Rohfaser in der TM, NEL = Nettoenergie Laktation MJ NEL/kg TM,
RP = Prozent Rohprotein in der TM, RZ = Prozent Rohzucker in der TM

Hubert Kivelitz und Ingo Dünnebacke, Haus Riswick