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Anhaltend feucht-kaltes Wetter: Konsequenzen für Milcherzeuger

21.05.2021

Die Wetterverhältnisse in diesem Frühjahr entsprechen nicht den üblichen Erwartungen. Die langanhaltenden tiefen Temperaturen setzen den Futterkulturen zu. Die niedrigen Lufttemperaturen und dazu die geringe Wasserverfügbarkeit führen zu einer trägen Mineralisation des Stickstoffs im Boden. Als Konsequenz sind die Proteingehalte in den Futteraufwüchsen gering.

Fresslust der Kühe als Maßstab

Gerade wenn die Weide einen großen Anteil an der Fütterung ausmacht, schlagen die geringen Proteingehalte stärker durch. Spätestens das Abfallen der Milchleistung zeigt, dass das Weidefutter unter den aktuellen Bedingungen an vielen Standorten nicht die in dieser Zeit erwartete Leistung bringt. Um vorausschauend reagieren zu können, gilt es, die Ergebnisse der MLP zu beachten. Sinkt der Harnstoffgehalt schnell und stark ab, was aktuell häufig zu beobachten ist, so sollte über die Stallfütterung gegengesteuert werden. Wenn noch weitere kleereiche Silagehaufen oder –ballen mit hohen Proteingehalten zur Verfügung stehen, so sollten diese jetzt zusätzlich angeboten werden. Alternativ können kurzfristig auch die Eiweißkomponenten des Kraftfutters erhöht werden. Die Kühe werden zeitnah mit Fresslust zeigen, dass diese Maßnahmen richtig waren.

Gleiche Wachstumsbedingungen gelten für die Schnittflächen. Die Silodimensionierungen des ersten und der folgenden Schnitte sollten so angelegt werden, dass bei großem Vorschub mehrere Haufen gleichzeitig geöffnet werden können. Der erste, wahrscheinlich sehr proteinarme Schnitt kann so später mit hochwertigeren Schnitten gemischt verfüttert werden. Alternativ bietet sich eine Sandwichsilage aus den verschiedenen Schnitten an.

Siliermitteleinsatz planen

Bei anhaltend feucht-kalter Witterung sind kaum befriedigende Anwelkverhältnisse zu erreichen. Zwar werden auch Nassilagen mit weniger als 30 % TS erfahrungsgemäß gerne von den Kühen angenommen. Jedoch steigt das Risiko unerwünschter Fehlgärungen bei so geringen TS-Gehalten. Die fehlende Abtrocknung des Bodens erhöht den Schmutzeintrag und die Bildung von Clostridien und Buttersäurebakterien in das Futter. Zusätzlich ist der natürliche Besatz der Pflanzen mit den erwünschten Mikroorganismen (Milchsäurebakterien) bei so niedrigen Temperaturen noch gering. Die Vermehrung dieser und die Bildung der konservierenden Milchsäure verlaufen anfangs entsprechend verzögert, sodass die schädlichen Organismen einen Vorsprung erhalten. Deshalb ist über den Einsatz von Siliermitteln zur Risikominimierung nachzudenken.

Um der Buttersäurebildung der Clostridien entgegenzuwirken, empfiehlt sich in diesem Fall die Zugabe von Milchsäurebakterien (MSB). Empfohlen sind Mittel die ausschließlich homofermentative MSB enthalten, DLG getestet und für die Wirkungsrichtung WR 1b (Verbesserung des Gärverlaufs, mittelschwer vergärbar) ausgewiesen sind. Wo der Vorschub im Sommer gering ist, wird zusätzlich das Risiko der Nacherwärmung durch die heterofermentativen MSB reduziert - diese sind jedoch in der Regel deutlich teurer. Der Einsatz von Bakterienkulturen ist auch für Bio-Betriebe erlaubt.

Genehmigung durch Kontrollstelle

EU-Bio-zugelassene Säuren der WR 1 sind meist zu schwach und bringen nicht den gewünschten Effekt. Aggressivere Mischungen aus Propion- und Ameisensäure enthalten oft Salzverbindungen, wie Ammoniak, die für Bio-Betriebe nicht zulässig sind. Das Aufbringen von Propionsäure auf die obersten zwei bis drei Schichten vor dem Abdecken vermindert Randverluste, kann jedoch nicht die Silierung im gesamten Silostock unterstützen. Verbandsbetriebe, die Säuren einsetzen wollen, müssen in der Regel bei der Kontrollstelle vorab eine Genehmigung einholen. Setzen Sie flüssige Siliermittel ein, um das Ziel einer schnellen Silierung zu erreichen.

In der Praxis ist häufig Skepsis gegenüber den Vorteilen des Siliermitteleinsatzes verbreitet. Für eine überzeugende Ergebnisdarstellung über den Futterverzehr oder die Schmackhaftigkeit für Kühe fehlt auf Praxisbetrieben eine „Null-Variante“ zur vergleichenden Betrachtung. Tatsächlich haben Versuche auf Haus Riswick am Hammel ergeben, dass behandelte Grassilagen im Mittel über alle geprüften Siliermittel eine um 0,25 MJ NEL/kg TS höhere Energiekonzentration bei einer um 3 % höheren Verdaulichkeit aufwiesen.

Dosierungsempfehlung beachten

Die Kosten für die Siliermittel ergeben sich aus der Erntemenge und dem Preis für das Siliermittel. Je 1 t FM schwanken die Preise stark zwischen 0,8 und 6 €. Vom Lohnunternehmer wird in der Regel kein (nennenswerter) Aufpreis für die Anwendung verlangt. Bei einem Ertrag von 6 bis 10 t FM je ha belaufen sich die Kosten damit auf etwa 5 € aufwärts je ha. In Relation zu den übrigen Kosten bei der Futterbergung fällt dieser Betrag nicht sehr ins Gewicht. Die Futterverluste durch einen Verderb der Silage können je nach Ausmaß mit deutlich höheren Kosten verbunden sein. Der zusätzliche Arbeitsaufwand ist oft erheblich. Der Einsatz lohnt sich jedoch nur, wenn eine gute fachliche Praxis bei Ernte und Einlagerung sowie die Mindestlagerdauer eingehalten werden. Diese werden durch ein Siliermittel keinesfalls ersetzt, sondern sind essentiell für den Erfolg des Mittels - also einen maximalen Nutzen der Kosten. Die Beachtung der richtigen Dosierung ist ebenfalls erfolgsentscheidend. Die Dosierungsempfehlung ist auch ein wichtiges Auswahlkriterium: Oft haben vermeintlich günstigere Präparate eine geringere Wirksamkeit und müssen in größeren Mengen angewendet werden.

Ein Abwarten auf höhere Luft- und Bodentemperaturen für den Schnitttermin lässt zwar auf höhere Proteingehalte im Erntegut - ab 10° Bodentemperatur steigt die N-Mineralisierung - und bessere Verhältnisse zum Anwelken hoffen. Im Hinblick auf den Rohfasergehalt ist es jedoch ebenfalls nicht optimal. Vielerorts fangen aktuell bei den steigenden Temperaturen das Wachstum und die Reifung der Futterbestände richtig an. Der Rohfasergehalt nimmt stetig zu, die Verdaulichkeit und Silierbarkeit hingegen ab.

Eine Tabelle der DLG-geprüften Siliermittel mit Inhaltsstoffen und Wirkung finden Sie hier.

Judith Stratbücker,

Landwirtschaftskammer NRW

 

 

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