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Nährstoffversorgung im Mutterkuh- und Milchviehbetrieb

28.02.2019

Kurz:

  • Öko-Milchvieh- und Mutterkuhbetriebe in NW-Deutschland haben im Mittel eine ausreichende Mineralstoffversorgung, häufiger allerdings eine zu schwache Kalkversorgung.
  • Die Schwefelversorgung wird zunehmend knapper.
  • Einzelbetrieblich und schlagspezifisch fällt die Versorgung sehr unterschiedlich aus.
  • Empfehlung: Analysen von Boden und Futter zur Beurteilung an edmund.leisen@lwk.nrw.de senden.

In Öko-Milchviehbetrieben erfolgte seit der Umstellung auf Öko-Landbau in der Mehrzahl der Betriebe eine Zufuhr von Mineralstoffen in nennenswertem Maße allenfalls über Kraft- und Mineralfutter (Input). Mineralstoffe verlassen den Nährstoffkreislauf des Betriebs über Milch- und Fleischverkauf sowie über Auswaschung (Output). Langfristig entscheidend ist vor allem die Hoftorbilanz: Liegt der Output höher, müssen zumindest über lange Sicht Mineralstoffe zugekauft werden. 

Meist genug Kalium, Phosphor im Auge behalten

Im Rahmen des Projektes "Öko-Leitbetriebe in NRW" konnten 6.512 Bodenproben und 2.287 Silageproben von Grünland und Kleegras der Jahre 1997 bis 2018 hinsichtlich ihrer Mineralstoffversorgung ausgewertet werden.

Für 82 Öko-Milchviehbetriebe zeigt die “Hoftorbilanz“:

• Phosphor

Im ökologischen Landbau errechnet sich im Mittel jährlich bei Phosphor ein Minus von 3 kg/ha, in Betrieben ohne Stroh- und Kraftfutterzukauf liegt das Minus bei 6 kg/ha. Die negative Bilanz bei Phosphor zeigt sich auch in der Entwicklung der Bodengehalte. Sinkende Bodengehalte müssen aber noch nicht zwangsläufig zu niedrigen Pflanzengehalten führen. Denn Kleewurzeln können beispielsweise die P-Aufnahme aus den Bodenreserven durch pH-Wert-Absenkungen im Wurzelbereich verbessern.

So erklärt sich auch, warum in Grünland- und Kleegrassilagen aus Projektbetrieben über 15 Jahre im Mittel mit 0,34 g P/100 g Trockensubstanz (T) (angestrebter Gehalt aus Sicht der Pflanze: 0,31-0,37g/100 g T) ein ganz normaler Wert gemessen wird, ohne langjährigen Trend Richtung Abnahme. Langfristig muss Phosphor aber wohl trotzdem zugeführt werden.

Betriebe mit auch heute schon niedriger Phosphorversorgung (vereinzelt weniger als 1 mg P2O5/100 g Boden, kein Wunder, wenn dann Rasenschmiele dominiert) können Kot von Bio-Geflügelbetrieben oder Grünschnittkompost (Anforderungen des RAL-Gütezeichens müssen mindestens erfüllt sein!) einsetzen.Rohphosphate sind wegen Schwermetallbelastung umstritten.

• Kalium

Bei Kalium errechnet sich im Mittel jährlich ein Plus von 8 kg/ha ohne Berücksichtigung von Auswaschungsverlusten), in Betrieben ohne Kraftfutter- und Strohzukauf fällt die K-Bilanz mit minus 7 kg/ha/Jahr dagegen negativ aus. Die Bilanz spiegelt auch beim Kalium nicht die Entwicklung der Gehalte in Boden und Pflanze wider. Unter Berücksichtigung von Auswaschungsverlusten dürfte auf fast allen Böden (insbesondere Sandböden) eine negative Bilanz bestehen (Ausnahme: hoher Zukauf von Kraftfutter oder Stroh).

Trotzdem steigen die Gehalte in der Pflanze, innerhalb von 15 Jahren von 2,65 auf 2,87 g/100 g T (angestrebter Gehalt aus Sicht der Pflanze: 2,0 – 2,5 g/100 g T). Im Boden bleiben die Gehalte etwa gleich. Eine bessere Bodengare könnte der Grund für eine bessere Verfügbarkeit der Mineralstoffe sein. Wie wichtig eine gute Bodengare ist, zeigt sich, wenn die Wurzelaktivität durch Verdichtung oder Vernässung beeinträchtigt ist. Auf leichten, zur Auswaschung neigenden Böden kann Kalium aber auch knapp sein und eine Kaliumdüngung erforderlich machen.

Kalkversorgung oft nicht ausreichend

Die Kalkversorgung (pH-Wert) fällt häufig sehr schwach aus. 70 Prozent des Ackerlandes und 40 Prozent des Grünlandes enthält im Öko-Landbau wenig oder sehr wenig Kalk (Gehaltsklasse B oder A). Vor dem Hintergrund von Bodenfruchtbarkeit, Ertrag und Qualität aber auch Trittfestigkeit/Tragfähigkeit ist hier eine Kalkung zu empfehlen. Eine ausreichende Kalkversorgung ist auf Acker wesentliche Grundlage für gute Bodenstruktur (Ton-Humus-Komplex), kann auf mittlerem und schwerem Boden aber auch die Phosphorverfügbarkeit verbessern. Auch Klee muss ausreichend mit Kalk versorgt sein.

Auf Grünland haben Verbesserungsmaßnahmen nur Erfolg, wenn sie mit einer ausreichenden Kalkversorgung verbunden sind. Ansonsten wundert es nicht, wenn trotz intensiver Pflegemaßnahmen und Nachsaaten der Bestand nicht zufriedenstellend ist. Bei Magnesiummangel sollten magnesiumhaltige Kalke, bei Schwefelmangel Granukal S ausgebracht werden.

Ein Sonderfall sind Böden mit zu hohen pH-Werten (führen zu begrenzter Nährstoffverfügbarkeit und schwächerem Kleewachstum): Hier könnte versucht werden mit elementarem Schwefel den pH-Wert zu senken (eine Möglichkeit für einen Landwirt auf kalkreichem Niedermoor).

Kleegras mit erhöhtem Schwefelbedarf

Seit Beginn der Rauchgasfilterung vor etwa 30 Jahren ist der Schwefel-Eintrag stark zurückgegangen auf heute deutlich unter 10 Prozent. Damit hängt die Versorgung der Pflanze maßgeblich von der Nachlieferung aus den Bodenreserven ab und ist besonders in einem trockenen Frühjahr begrenzt.

Schwefeldüngung führt dann zu höherem Gesamtertrag - als auch zu höherem Proteinertrag: In NRW, Bayern und Mecklenburg-Vorpommern wurden bei Kleegras Mehrerträge von 15 bis 30 Prozent mit 40 kg Schwefel/ha erzielt.

Auch bei Grünland nehmen die Futterproben mit schwacher Schwefelversorgung zu, vor allem auf leichten Böden. Die Fruchtfolgewirkung ist begrenzt, bedingt durch die geringere N-Bindung der Leguminosen. Die Futterqualität ist begrenzt und beeinflusst die tierische Leistung, denn Proteingehalt und die Proteinqualität sind vermindert.

Schwefelmangel sollte deshalb im Ökologischen Landbau vermieden werden. Sulfatdünger wie Gips wirken schneller, elementarer Schwefel verzögert und im ersten Jahr nur begrenzt.

Quelle und Ansprechpartner: Dr. Edmund Leisen, Landwirtschaftskammer NRW, Münster, den 11. Februar 2019

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