Aus der Ernte 2022 sind vermutlich verschiedentlich Futterkartoffeln zu erhalten. Der von Trockenheit geprägte Sommer ließ zwar wenig Krautfäule zu, sodass die Kartoffeln besonders stärkereich und teilweise sogar zu groß sind. Andererseits hatte die Trockenheit auch einen vermehrten Befall mit Drahtwurm zur Folge. Hinzu kommen Stoßschäden, die durch den hohen Stärkeanteil und Klutenanteil bei trockenen Rodebedingungen hervorgerufen werden. Dort, wo nicht beregnet werden konnte, können also größere Mengen nicht als Speisekartoffeln verwertet werden und als Futterkartoffeln zur Verfügung stehen.
Die aussortierten Kartoffeln aus den Lagern haben eine gute Qualität, wenn die Kartoffeln kühl gelagert und bestenfalls bei der Verladung gebürstet werden. Saubere, keimarme Kartoffeln bieten gute Voraussetzungen für die Verfütterung. Dieses ist jedoch erst Thema, wenn im kommenden Jahr zugekauft wird.
Bei erntefrischen Kartoffeln ist vor allem auf wenig Erdanhang und Fäulnis zu achten. Je nach Bodenverhältnissen und Erntetechnik sind die Kartoffeln sauber (Sandboden) oder mit Schmierboden behaftet (lehmiger Standort). In der Regel wird jedoch von den Anbauern auf eine saubere Ernte geachtet, um das Risiko von Fäulnis in den Lagern zu minimieren. Vorteilhaft ist es auch, wenn die Futterkartoffeln aus einer ersten Absortierung vor dem Einlagern der Speisekartoffeln stammen.
Kartoffeln sind reich an Energie, sie haben rund 8 MJ NEL/kg TM. Futterkartoffeln können die Energiekonzentration der Ration nennenswert erhöhen. Werden täglich zum Beispiel 6 kg Frischmasse Kartoffeln zusammen mit Anwelkgras je Kuh verfüttert, entspricht dieses energetisch einer Getreidemenge von 1,5 bis 2 kg Weizen. Aufgrund der Stärkemengen, insbesondere bei spätreifen Sorten, wird die Energieversorgung am Darm deutlich verbessert mit der Folge von Milchleistungssteigerung und Anstieg des Milcheiweißgehalts. Insofern können die Kartoffeln ernährungsphysiologisch mit Körnermais verglichen werden, der preislich zurzeit noch sehr hoch notiert wird. Bei einem Einsatz von täglich 6 kg Kartoffeln je Kuh zu einem Preis von 5,50 €/dt (brutto), muss rechnerisch die tägliche Milchleistung nur um rund 1 kg/Kuh steigen, damit sich der Kartoffeleinsatz rentiert. Dabei ist die Grobfutterverdrängung und eventuelle Knappheit wegen Trockenheit noch nicht berücksichtigt.
Auch wenn die Fütterung von Kartoffeln rechnerisch attraktiv aussieht, so ist doch Folgendes zu überlegen:
Es ist jedoch zu beachten, dass die verfügbaren Kartoffeln sehr unterschiedlich sein können. Nur wenn die Kartoffeln sauber und intakt sind, können sie lose im Haufen gelagert werden. Bei bakteriellem Befall und offensichtlich faulen Stellen müssen die Kartoffeln auf jeden Fall siliert werden! Der Sauerstoffabschluss verhindert ein weiteres Wachstum der Fäulnisbakterien. Die Voraussetzung für eine gute Silierung ist jedoch die Verdichtung, die nur erreicht wird, wenn die Kartoffeln mit Gras- oder Maissilage einsiliert werden. Dort, wo dieses Jahr noch einmal Gras geschnitten werden konnte, wird wahrscheinlich nur wenig Masse zusammenkommen, die vielleicht auch nicht den gewünschten hohen Eiweißgehalt aufweisen wird.
Alternativ empfiehlt es sich, eine Mischsilage mit bereits durchsilerten Gras- und eventuell zusätzlich Maissilagen mit den Futterkartoffeln aufzusetzen. Damit könnte dann über den Winter sehr konstant gefüttert werden, bei einer gleichzeitigen Reduzierung des Aufwands für das tägliche Mischen. Dies bedingt aber einer Rationsberechnung.
Das Aufsetzen einer Mischsilage bringt die Vorteile, dass:
Zu berücksichtigen ist jedoch, dass
Wer am Einsilieren der Kartoffeln interessiert ist, sollte folgende Hinweise beachten:
Judith Stratbücker,
Landwirtschaftskammer NRW
Judith Stratbücker
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