Die Zucht auf Futtereffizienz ist mit dem neuen Zuchtwert jetzt möglich.
ie Futterkosten machen in der Milchkuhhaltung mit rund 50 % den größten Teil der Produktionskosten aus. Daher sollten alle Milchkuhhalter ihren Futterbau und die Fütterung stets im Blick behalten. Ein zusätzlicher Ansatz könnte sein, Milchkühe zu züchten, die Futter effizienter in Leistung in Form von Milch, Körpergewicht oder Fleisch umwandeln. Die große Herausforderung ist, dass dies nicht auf Kosten des Tieres erfolgt, also durch eine Mobilisation von Körperreserven und einer negativeren Energiebilanz, sondern tatsächlich durch eine effizientere Verwertung des Futters im Tier.
Mit dem neu entwickelten Zuchtwert RZFuttereffizienz wurde für Tiere der Rasse Deutsche Holsteins die Möglichkeit geschaffen, abzuschätzen, wieviel mehr oder weniger Futter (in kg Trockenmasse) eine Kuh für ihre Leistung benötigt. Die Datengrundlage für die Entwicklung der ZWS auf Futtereffizienz besteht aus gut 15 000 genotypisierten Holstein-Kühen aus sechs verschiedenen Ländern, unter anderem Deutschland, die Leistungsdaten zur individuellen Futteraufnahme, zur Milchleistung und zum Körpergewicht jeweils auf Wochenbasis geliefert haben. Die Datenerhebung erfolgte in den letzten Jahren vornehmlich in Versuchseinrichtungen mit Wiegetroganlagen. Aus NRW wurden seitens der Landwirtschaftskammer umfangreiche Datensätze beigesteuert, die im VBZL Haus Riswick in mehreren Fütterungsversuchen und Projekte, unter anderem das durch das BMEL geförderte Verbundprojekt optiKuh, erhoben wurden.
Für die Berechnung des RZFuttereffizienz werden zunächst Zuchtwerte für die Einzelmerkmale Trockenmasseaufnahme, Milchleistung (ECM) und Körpergewichts-Veränderung geschätzt. Der Input (Futter) wird dabei dem Output (Milch, KG-Veränderung) gegenübergestellt und energetisch bewertet. Somit kann eine Umrechnung in kg Trockenmasse erfolgen. Für die genannten Parameter wurden folgende Werte unterstellt: 7,0 MJ NEL je kg TM (Hochleistungs-TMR); hieraus kann mit 0,4 kg TM-Aufnahme 1 kg ECM erzeugt werden, die Holstein-Kuh benötigt 4,5 kg TM-Aufnahme dieser TMR für 1 kg Körpergewichtszuwachs. Mit dieser Umrechnung kann auf Basis der erhobenen Einzeltierdaten die Menge an eingespartem oder an zusätzlich gefressenem Futter in Relation zur Vorschätzung der Futteraufnahme auf Basis des vom Tier geleisteten Outputs berechnet werden.
Das Merkmal „Futtereffizienz“ hat eine mittlere bis hohe Erblichkeit. Allerdings ist die ermittelte genetische Streuung überschaubar. Mit 247 kg TM-Aufnahme je Laktation entspricht eine Standardabweichung (12 Punkte Unterschied im RZFuttereffizienz) rund 3,5 % der gesamten Futteraufnahme in einer Laktation. Die züchterische Nutzung im Betrieb erscheint derzeit gut möglich. Auswertungen des VIT in Verden haben gezeigt, dass das Merkmal Futtereffizienz (RZFE) kaum mit den Gesamtzuchtwerten RZG oder RZ€ korreliert, ebenso kaum mit anderen wichtigen Merkmalen, wie der Nutzungsdauer (RZN). Der RZFuttereffizienz könnte also als zusätzliches Selektionskriterium zukünftig eine größere Rolle spielen.
Aktuelle Bullen aus den Empfehlungen der RUW und OHG mit einem RZFuttereffizienz von mehr als 110 sind:
Diese kleine Auswahl an Bullen zeigt auch, dass auch das Merkmal der genetischen Hornlosigkeit in der Population immer größere Verbreitung findet.
Dr. Sebastian Hoppe,
Landwirtschaftskammer NRW