Im Rahmen des EIP-Projektes "Tierwohl und Tiergesundheit in der Bioschweinehaltung" gab es Mitte März eine Vortragsveranstaltung, die sich unter anderem mit dem Thema Fütterung im Sauenstall befasste. Im Folgenden einige Überlegungen aus dem Vortrag von Josef Bunge zur Milchmenge der Sauen und der Wasserversorgung:
Bei den heutigen hohen Wurfzahlen spielt die Milchbildung der Sau eine entscheidende Rolle, damit die Ferkel vital bleiben und möglichst alle auch von der Muttersau großgezogen werden können. Führt man sich dazu einige Zahlen vor Augen, wird deutlich, welche Höchstleistung dabei von den Tieren verlangt wird:
Wird von 13 lebend geborenen Ferkeln à 1,3 kg Geburtsgewicht ausgegangen, ergibt sich ein Geburtsgewicht des Wurfs von etwa 17 kg. Nach der Säugezeit erreicht dieser Wurf ein Wurfabsetzgewicht von 110 bis 140 kg (je nach Absetzalter bzw. -gewichten, Verlustraten). Wird beispielhaft von 130 kg ausgegangen, abzüglich der 17 kg, ergibt sich ein Wurfzuwachs von rund 115 kg. Bei 42 Tagen Säugezeit also etwa 2,7 kg Zuwachs pro Tag im Durchschnitt (bei höheren Ferkelzahlen auch noch deutlich mehr!). Als Faustzahl können 4,1 kg Sauenmilch für 1 kg Ferkelzuwachs gerechnet werden, also muss die Sau im Schnitt über 11 kg Milch pro Tag produzieren. Um diese Menge pro Tag und vor allem über die lange Säugezeit bilden zu können, müssen viele Faktoren stimmen.
Um nur einen herauszugreifen: Um 1 l Milch zu bilden, kann mit ca. 3 l benötigtem Wasser gerechnet werden. Es ergibt sich somit, dass die Sauen etwa 33 l Wasser am Tag saufen müssen. Damit die Tiere möglichst viel Wasser aufnehmen, muss der Zugang zum Wasser immer gegeben und möglichst einfach sein: Insbesondere bei zu geringen Durchflussraten geben die Sauen schnell auf und verbleiben nicht länger an der Tränke, obwohl sie unter günstigen Bedingungen mehr trinken würden.
Daher ist es wichtig von Zeit zu Zeit die Tränken und die Durchflussraten anzuschauen. Gerade nach dem Winter können durch Frostschäden die Wasserleitungen oder die Tränkenippel beschädigt sein, und auch bevor es im Sommer richtig warm wird, empfiehlt sich eine Kontrolle.
Tiiergruppe | empfohlene Durchflussraten |
---|---|
säugende Sau | 2,5 – 3,0 l pro Minute |
tragende Sau | 1,5 – 1,8 l pro Minute |
Mastschweine (über 80 kg) | 1,5 – 1,8 l pro Minute |
Mastschweine (50-80 kg) | 0,8 – 1,2 l pro Minute |
Mastschweine (bis 50 kg) | 0,6 – 1,0 l pro Minute |
Ferkelaufzucht | 0,5 – 0,7 l pro Minute |
Höhere Durchflussraten sind nach unserer Erfahrung insbesondere im Sauenbereich selten ein Problem. Saugferkel und Absatzferkel können eher von einem (deutlich) zu hohen Wasserdruck abgeschreckt werden, wenn sie bei Betätigung der Nippeltränken direkt komplett "geduscht" werden.
Offene Tränkestellen umgehen das Problem der Durchflussraten und werden in aller Regel gerne von den Tieren, egal welchen Alters, angenommen. Hier muss jedoch auf die Platzierung in der Bucht geachtet werden, um hygienisch einwandfreies Wasser anzubieten (Gefahr der Verschmutzung und Verkotung).
Einmal im Jahr empfiehlt sich eine Untersuchung des Tränkwassers im Labor, um die Qualität zu bestimmen. Hier zeigt bereits eine kleine Tränkwasseruntersuchung (etwa 45€ netto pro Probe) die wichtigsten Eigenschaften auf (mikrobiologische Beschaffenheit, d. h. Vorhandensein von Keimen und physikalisch-chemische Eigenschaften, also etwa der pH-Wert, Eisengehalte etc., die sich auch auf die Schmackhaftigkeit des Wassers auswirken können).
Quelle und Ansprechpartnerin: Ulrike Westenhorst, Tel. 02945-989-559, ulrike.westenhorst@lwk.nrw.de, Schweine-Informationsdienst - SID - Nr.14 vom 02.04.2019