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Bio-Ferkel erfolgreich aufziehen

11.07.2022

Elmar und Christoph Heimann begannen mit der Umstellung ihres Betriebs in Recklinghausen 2018 und bauten neue Stallungen für 250 Bio-Sauen und zur Ferkelaufzucht. Christoph Heimann berichtete im Rahmen der Bioland-Schweine-Tagung unter anderem von den Erfahrungen in der Ferkelaufzucht, bei der jeweils zwei Würfe in einer Bucht zusammengefasst werden.

Jede Bucht verfügt über zwei Kleinklimabereiche und Automaten zur Trockenfütterung. Das Stroh auf dem Dach der Nester ruht auf einem Kunststoffgitter, sodass aufsteigende Feuchtigkeit aus dem Liegebereich aufgenommen werden kann. Der Aufbau der Bucht, zum Beispiel die Lage und Art der Tränke, ähnelt der den Ferkeln schon bekannten Abferkelbucht. Im Sommerhalbjahr koten und harnen die Ferkel ausschließlich draußen an der ihnen schon gewohnten Stelle, sodass der Innenbereich sauber bleibt. Dagegen kommt es im Winterhalbjahr vor, dass auch im Innenbereich gekotet wird. In der ökologischen Aufzucht verfügen die Ferkel im Stall mit 0,6 m2 über viel Platz, sodass sie bei kalter und regnerischer Witterung weniger bereit sind, den Auslauf zum Koten aufzusuchen. Zur Verschmutzung trägt nach Ansicht von Heimann auch die etwa 1 m hohe Betontrennwand bei, an deren Innenseite es kalt ist und die so einen attraktiven Kotplatz darstelle. 


Boomender Markt für Bio-Schweine?

Die „Zeitenwende am Fleischmarkt“ hat auch Einfluss auf die Bio-Schweinehaltung, davon ist Dr. Albert Hortmann-Scholten von der Landwirtschaftskammer Niedersachsen überzeugt. Der Schweinefleischverzehr sei seit 2007 um 9 kg von 40 auf 31 kg gesunken. „Dabei sinkt der Verzehr schneller als die Produktion, sodass es in Deutschland immer noch einen hohen Selbstversorgungsgrad gibt“, führte Hortmann-Scholten aus. Da aber 40 % des Schlachtkörpers in Deutschland nicht verwertbar sei, würden im erheblichen Maße Edelstücke importiert. „Durch den Verkauf von importiertem Schweinefleisch aus Übersee zu Niedrigstpreisen unterläuft der Handel alle Anstrengungen das Image des Schweinefleisches zu verbessern“, beklagte Hortmann-Scholten. Bei den Handelsstufen 3 und 4, die zusammen nur etwa 4 % des Umsatzes mit Schweinefleisch ausmachen, erziele vor allem der Handel bei nur geringen Preisvorteilen für den Erzeuger die Marge. Den Bio-Schweinehaltern gab Hortmann-Scholten mit auf den Weg, nur umzustellen, wenn es klare vertragliche Regelungen gebe, denn es handele sich um einen „hochsensiblen Markt“, wo gerade mal 400 zusätzliche Bio-Sauen für 2 % Marktanteil stehen würden. Daher sein Rat: „Neuneinsteiger sollten besser abwarten.“

Christoph Dahlmann, Geschäftsführer des Erzeugerzusammenschlusses Biofleisch NRW, hat hinter den Begriff „Boomend“ im Titel seines Vortrags ein Fragezeichen gesetzt. Der eigene Absatz sei gegenwärtig zwar gesichert, aber man spüre die Umsatzeinbußen im Naturkostfachhandel, dem Hauptkunden des Unternehmens mit 110 Genossenschaftsmitgliedern. Dahlmann warnte daher auch: „Konventionelle Strukturen übernehmen zunehmend die ökologische Fleischvermarktung.“ Daher beliefere man im Lebensmitteleinzelhandel nur selbständige Händler und keine Zentrallager. Seit Mitte 2021 seien die Erzeugerpreise deutlich gestiegen und gegenwärtig sei nicht erkennbar, dass die Preise nachgeben würden.

Um das Einkommen bei den Bauern zu sichern, plädierten einige Praktiker während der Diskussion dafür, regionale Wertschöpfungsketten vertraglich zu vereinbaren.


Christian Wucherpfennig,

Landwirtschaftskammer NRW

 

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CO2-Bilanz: Ist die Bio-Schweinehaltung besser?

Dr. Stefan Hörtenhuber beschäftigt sich am Institut für Nutztierwissenschaften der Universität für Bodenkultur Wien seit vielen Jahren mit Ökobilanzierung und Nachhaltigkeitsanalyse. „Grundsätzlich belegen die Studien, dass bei ökologischer Bewirtschaftung die Emissionen etwas geringer sind“, berichtete Hörtenhuber, schränkte aber auch ein: „Die Varianz zwischen den Studien ist hoch.“ Besonders der Zukauf von Importfuttermitteln wirke wie ein „ökologischer Rucksack“. Die Nutzung von Speiseabfällen sei hingegen emissionsmindernd, während die bei ökologischer Haltung schlechtere Futterverwertung die anzurechnenden Emissionen erhöht. „Bei einer Futterverwertung von 1 : 3,5 gegenüber 1 : 2,9 steigert sich der Ausstoß von CO2-Äquivalenten um 13 %“, warnte Hörtenhuber.

Da ökologische Schweineställe ohne Zwangslüftung funktionieren, verbrauchen sie im laufenden Betrieb weniger Ressourcen. Positiv wirke sich auch eine Kot-Harn-Trennung und ein möglichst kleiner Kotbereich im Auslauf aus. Die CO2-Bilanz ist laut Hörtenhuber jedoch nur eine der Ökosystemleistungen einer Wirtschaftsweise und führte als Beispiel die Biodiversität an. Die ökologische Wirtschaftsweise habe somit leichte numerische Vorteile, wenngleich sich auch die konventionelle Schweinehaltung durch verringerten Sojaverbrauch und teilweisen Umstieg auf Rapsschrot und starke Absenkung der Stickstoff- und Phosphorgehalte weiterentwickelt habe.


Christian Wucherpfennig

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