Aktueller Inhalt:

Bioland-Tagung: Berichte aus der Praxis

12.03.2024

Während der Tagung haben sich auch vier Biobetriebe vorgestellt. Dabei ging es vor allem um Fütterung und Vermarktung.


Vollfettbohnen ins Futter

Peter Müller bewirtschaftet zusammen mit seinen Eltern und einem Auszubildenden 1 100 Mastplätze auf 200 ha Ackerland. Neben einem Neubau gibt es zwei ältere umgebaute Pigportställe. „75 % des Futters stammen aus eigenem Anbau und vor drei Jahren sind wir in den Sojaanbau eingestiegen“, berichtete Müller. Der Hof liegt im hessischen Bergland bei einer Jahresdurchschnittstemperatur von 8,8 °C und etwa 600 bis 650 mm Niederschlag mit jedoch oftmals langen Trockenphasen. Witterungsbedingt wurden im vergangenen Jahr nur 15 dt/ha geerntet, während es bei gleichem Saatzeitpunkt im Jahr 2022 etwa 22 dt/ha waren. Im Winter kommt eine mobile Sojatoastungsanlage. Die eingesetzten Vollfettbohnen haben sich in der Fütterung bewährt und keine negativen Auswirkungen auf die Fettqualität. „Man darf es jedoch nicht übertreiben: In der Vormast setzen wir 12 bis 13, in der Mittelmast 8 bis 10 und in der Endmast maximal 6 % ein“, zeigte Müller auch die Grenzen auf.

Vermarktung von Freilandschweinen

Klaus und Bärbel Bird sowie die Kinder Paul und Eva Bird bewirtschaften einen 110 ha Betrieb mit 180 Rindern, 800 Legehennen, 400 Masthähnchen und etwa 170 Schweinen in Freilandhaltung nach Bioland-Richtlinien. „Wir produzieren zu 80 % für unsere Direktvermarktung“, erklärte Paul Bird, der nach dem Besuch der Fachschule für Ökologischen Landbau in Kleve in den Betrieb einstieg. Im Freiland werden 14 Sauen, zwei Eber und 150 Mastschweine gehalten. Die Säugezeit beträgt zehn bis 13 Wochen, sodass die Sau ihre Ferkel wie bei den Wildschweinen selbst absetzt. Alle Hütten sind isoliert, damit sie im Winter die Wärme halten und im Sommer relativ kühl bleiben, was gut funktioniert. Die Genehmigung vom Veterinäramt Wesel beinhaltete einen 1,60 m hohen Zaun, der im Boden eingegraben ist und einen Unterwühlschutz am Tor. Die Schweine rotieren in der Fruchtfolge auf 17 ha eingezäunter Fläche. „Die Schweinehaltung im Freiland fordert eine entsprechende Vermarktung, damit der deutlich höhere Aufwand auch entlohnt wird“, betonte Bird. Den Hofladen gibt es seit 2006, 2023 wurde er deutlich erweitert. Zeitgleich wurden die eigene Metzgerei vergrößert und ein Hofcafé eröffnet? Pro Woche werden ein Rind und drei Schweine geschlachtet. In der 6 m langen Fleischtheke werden Teilstücke von allen gehaltenen Tieren sowie 30 Wurstsorten angeboten. Ein Teil der Schweine wird über einen Metzger in Essen vermarktet, der 6 € je kg Schlachtgewicht zahlt. Mit diesem Wert wird auch innerbetrieblich gearbeitet.

Neuer Stall für 200 Sauen

Dr. Matthias Petig bewirtschaftet in 17. Generation einen Bioland-Betrieb im westfälischen Dörentrup. Nachdem die Planungen für eine Neuausrichtung des Betriebes 2018 begannen, erfolgte im Jahr 2022 ein Neubau für knapp 200 Bio-Sauen auf der „Grünen Wiese“ in der Nähe des Hofes. Außerdem gehören zum Hof 95 ha Acker, auf dem Getreide, Leguminosen und Kleegras angebaut werden, sowie 44 ha Grünland und eine Pensionspferdehaltung. Die Sauen werden im Zweiwochen-Rhythmus in zweireihigen Abferkelställen gehalten, die sich wiederum in vier Neuner-Abteile gliedern. In den insgesamt 108 Abferkelbuchten verbleiben auch die abgesetzten Ferkel die erste Hälfte der Aufzucht. „Bei der Fütterung haben wir gute Erfahrungen mit der Bodenfütterung gemacht. So fressen die Ferkel schon frühzeitig bei ihrer Mutter mit“, freute sich Petig.

Der Beton ist von unten isoliert mit 2 % Gefälle und Besenstrich, damit er nicht zu glatt ist. Die tragenden Sauen werden in aufgelöster Bauweise mit Liegehütten und Fressständen unter Dach mit einem dazwischenliegenden Auslauf gehalten, der zur Hälfte unüberdacht ist. Um selbst Jungsauen vermehren und verkaufen und auch die Vermehrungsbörge halten zu können, wurden knapp 200 Plätze geschaffen. Neben einer großen Halle, die als Strohlager dient, stehen die Futtersilos. Von dort werden alle Futtermittel zu den einzelnen Stallungen transportiert. Das Futter kann verschnitten werden, um einen Wechsel des Futtermittels schrittweise vollziehen zu können. Die Abferkelställe werden dreimal wöchentlich gemistet, die anderen Ställe zweimal. Durch die starken Niederschläge der vergangenen Monate war der Strohverbrauch dabei deutlich höher als kalkuliert

Mit den Tierleistungen ist Petig aktuell zufrieden, es gebe aber noch Luft nach oben. „Das Verlustgeschehen ist variabel, sodass wir hier noch züchterisch arbeiten wollen. Wir wollen keine größeren Würfe, denn die sind groß genug“, erklärte Petig. Ziel sind vitale Ferkel von vitalen Sauen, die ein mütterliches Verhalten zeigen. Bei der Bewertung der Fleischqualität wünscht sich Petig mehr Augenmerk auf Geschmack und Toleranz für die Speckauflage, was aber bei den deutschen Verbrauchern nur schwer durchsetzbar sei.

Schweine in Großgruppen

Da Dr. Arne von Ruschkowski kurzfristig verhindert war, stellten Martin Kötter-Jürß, Bioland-Beratung, und Ulrike Westenhorst, Landwirtschaftskammer Nordrhein-Westfalen, seinen Betrieb vor. Von Ruschkowski hat den Hof 2021 von den Schwiegereltern übernommen und von 130 Sauen im geschlossenen System auf 900 Bio-Mastplätze umgestellt. Die vorhandenen Gebäude wurden umgebaut und konnten somit weiter genutzt werden. Bedingt durch die großen Gebäude und die Einschränkung, dass nur in eine Richtung Ausläufe möglich waren, fiel die Wahl auf Großgruppenhaltung. Da die Schweine den Innenbereich bei einer Entfernung zum Auslauf von bis zu 20 m häufig nicht sauber halten, wurde von der klassischen Gliederung „Liegen, Füttern, Auslauf“ abgewichen. Die Fütterung befindet sich nun im hinteren Bereich des Stalls auf Spalten. Von dort gelangen die Tiere in den großzügig eingestreuten Liegebereich, an den sich der Auslauf anschließt.

Durch große Tore ist gewährleistet, dass der Liegebereich jederzeit problemlos gemistet werden kann. Der betonierte Liegebereich liegt tiefer, sodass kein Stroh in die Gülle gelangen kann. Eine neu errichtete Pultdachhalle am Ende der Ausläufe dient als Überdachung und Außenliegebereich. Trotz der Nutzung der Altgebäude entstanden Kosten je Platz von 1 200 € einschließlich Mist- und Futterlager. „Der Einstieg in die Bio-Schweinehaltung kostet viel Geld“, so die Schlussfolgerung von Westenhorst und Kötter-Jürß.

Vom Speise- zum Futtergetreide

Alexander Krahn, langjähriger Mitarbeiter des Biolandhofes Engemann, stellte den Betrieb vor, der seit 1988 ökologisch bewirtschaftet wird. Mit dem Handel von Biogetreide wurde 2003 begonnen. Das Handelsvolumen liegt aktuell bei 80 000 t, wobei die Hälfte auf deutsche und hier wiederum vor allem auf Verbandsware entfällt. Angeboten werden alle Arten Getreide sowie Körnerleguminosen, Körnermais und Weizenkleie. „Die schwierigen Erntebedingungen im vergangenen Jahr führten zu erheblichen Qualitätsproblemen, sodass große Teil der Ernte nicht mehr speisefähig waren und in den Futtersektor flossen“, berichtete Krahn. Zudem fiel die Leguminosenernte unterdurchschnittlich aus. In der Folge fiel der Futtergetreidepreis auf 27 bis 29 €/dt, während Leguminosen mit 50 €/dt weiter hochpreisig sind. Die 10 €/dt höheren Preise für Speisegetreide dokumentieren die Knappheit bei Speiseware. Die Soja- und Maisernte fielen insgesamt gut aus. Im Januar kosteten Sojabohnen 78 €/dt und Mais lag bei 30 €/dt. „Die künftige Preisentwicklung ist nicht vorhersehbar, weil die Herbstbestellung vor allem in Norddeutschland teilweise nicht möglich war“, konnte Krahn diesbezüglich keine Voraussage machen.


Christian Wucherpfennig,

Landwirtschaftskammer NRW

Weitere Informationen

Abonnieren Sie den Ökolandbau NRW-Newsletter





Die obenstehende Einwilligungserklärung kann jederzeit formlos gegenüber dem Ministerium für Landwirtschaft und Verbraucherschutz, Stadttor 1, 40219 Düsseldorf, (E-Mail: Poststelle@mlv.nrw.de) widerrufen werden: Die von Ihnen auf dieser Seite angegebenen personenbezogenen Daten (zum Beispiel Name, E-Mail-Adresse, Anschrift usw.) werden vertraulich und nur zur Versendung der von Ihnen abonnierten Newsletter des Ministeriums per E-Mail verwendet. Ihre Daten werden ausschließlich auf dem Server des Landesbetriebs Information und Technik NRW gespeichert. Das Abonnement kann von Ihnen auf dieser Seite jederzeit mit sofortiger Wirkung beendet werden. Ihre Daten werden dann unverzüglich gelöscht.