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Legehennen kostensparend füttern

12.10.2023

 

Futterkosten haben einen großen Anteil an den Gesamtkosten in der Legehennenhaltung und somit an der Eiproduktion. Dabei ist nicht nur das gefressene Futter je Durchschnittshenne, sondern die Futterkosten je Ei entscheidend. Das bedeutet: Auch die Legeleistung sollte bei der Berechnung und bei der Auswahl des Futters Berücksichtigung finden.

Vor allem die Auswirkungen des Ukraine-Kriegs und die damit in 2022 fast doppelt so hohen Futtermittelpreise haben erneut gezeigt, wie wichtig eine optimale Futterverwertung bei möglichst geringen Futterpreisen ist. Um die Kosten bei der Fütterung zu reduzieren, gibt es mehrere Möglichkeiten. Eine davon ist der Einsatz kostengünstigerer Futterkomponenten. Allerdings ist der Austausch einzelner Komponenten nicht so einfach umsetzbar - denn bei der Fütterung der Legehennen muss jederzeit gewährleistet sein, dass sie bedarfsgerecht versorgt sind. Gleichzeitig sollten die Tiere so gefüttert werden, dass auch das Potenzial voll ausgeschöpft werden kann.

Kostensenkung ohne Leistungseinbußen?

Können die Kosten für die Fütterung gezielt gesenkt werden, ohne die Leistung und Gesundheit der Legehennen negativ zu beeinflussen? In der Geflügelfütterung und vor allem in der Fütterung der Legehennen kommt vor allem Sojaextraktionsschrot (SES) zum Einsatz. Sojaextraktionsschrot hat einen hohe Proteingehalt bei relativ günstigem Aminosäuremuster. Gerade der hohe Eiweißgehalt macht es als Futtermittel so attraktiv. Um den Bedarf an Soja in der Fütterung in Deutschland zu decken, wird viel aus Brasilien und Argentinien importiert. Immer wieder stehen diese Importe durch lange Transportwege und die teilweise mit dem Anbau verbundenen Eingriffe in die Umwelt in der Kritik. In den vergangenen Jahren ist daher das Interesse daran, heimische Futtermittel einzusetzen, gewachsen. Auch Programme wie das QS-Programm setzten den Einsatz von entwaldungsfreiem Soja in Zukunft voraus.

Sojaextraktionsschrot lässt sich aber auch durch andere Futtermittel ersetzen. Eine Möglichkeit in der Fütterung der Legehennen bietet dabei Rapsschrot (RES). Dieses heimische Futtermittel ist zudem als kostengünstigere Komponente bekannt. Allerdings weist RES einen geringeren Eiweißgehalt und eine um etwa zehn Prozentpunkte geringere Lysinverdaulichkeit (praecaecale Verdaulichkeit) auf als SES.


RES statt SES?

Ist RES also eine gute Alternative in der Legehennenfütterung, um die Kosten geringer und die Leistung der Tiere gleichzeitig auf einem hohen Niveau zu halten? Um dieser Frage nachzugehen, wurden Ende 2021 sowohl Braun- als auch Weißleger auf dem Versuchs- und Bildungszentrum Landwirtschaft Haus Düsse eingestallt. Dort stand zur Durchführung des Versuchs eine Volierenanlage mit insgesamt 16 Abteilen zur Verfügung. Eingestallt wurden 18 Wochen alte Legehennen der Genetik Lohmann Brown (LB) und Lohmann Selected Leghorn (LSL), die jeweils zwei verschiedenen Futterstrategien zugeteilt wurden. Je Genetik und Fütterungsvariante gab es vier Wiederholungen mit jeweils 95 Tieren.

  • Variante 1 (V1):

Lohmann Brown (LB) mit Einsatz von Sojaschrot im Futter

Lohmann Selected Leghorn (LSL) mit Einsatz von Sojaschrot im Futter

  • Variante 2 (V2):

LSL mit Einsatz von Rapsschrot im Futter

LB mit Einsatz von Rapsschrot im Futter

Beide Futtermischungen erhielten 16,5 % Rohprotein. Auch der Energiegehalt lag mit 11,3 MJ ME / kg in beiden Rationen auf dem gleichen Niveau. In der Variante 1 lag der Gehalt an SES bei 14,03 % und RES sowie Sonnenblumenschrot bei 5 %. In der Variante 2 wurde der Gehalt an SES auf 7,67 % gesenkt während RES bei 22 % lag. Sonnenblumenschrot war in dieser Variante nicht enthalten.


Leistungsparameter

Während des Durchgangs wurden neben Kenngrößen der biologischen Leistung auch die Eigewichtsverteilung erfasst. Die Tabelle 1 zeigt die durchschnittlichen Leistungsparameter über die 13 erhobenen Legeabschnitte. Die dargestellten Werte beziehen sich dabei auf den Parameter „je Durchschnittshenne “ (DH, Anzahl der durchschnittlich eingestallten Tiere, korrigiert um die Verluste). Die Ergebnisse zeigen, dass es keine signifikanten Unterschiede in der Legeleistung zwischen den Futtervarianten gab. Zwar haben die Tiere im Mittel numerisch bei der zweiten Futtervariante zwei und sechs Eier je Durchschnittshenne (DH) mehr gelegt, signifikante Unterschiede in Bezug auf die Legeleistung konnten aber lediglich zwischen den Linien gezeigt werden. Die Tiere der Genetik LB hatten eine signifikant geringere Legeleistung als die LSL-Hennen.

Ein gleiches Bild zeigt sich auf für die Parameter Eimasse und Eigewicht. Auch hier war kein Unterschied in Bezug auf die Futterstrategie, sondern lediglich auf die Genetik abzusichern. Die LSL-Hennen wiesen höhere Werte auf als die LB-Hennen. In Bezug auf den Futterverbrauch konnten weder zwischen den Fütterungsvarianten noch zwischen den Linien Unterschiede festgestellt werden. In Bezug auf die Futterverwertung zeigten die LSL-Linie signifikant bessere Ergebnisse auf.

Eigewichtsklassen

Die Ergebnisse der durchschnittlichen Verteilung der Eigewichtsklassen (S, M, L und XL), gemittelt über 13 Legeabschnitte, zeigen, dass es signifikanten Unterschiede zwischen den Futtervarianten gab, siehe Tabelle 2. Durch die unterschiedliche Fütterung kam es demnach zu einer Verschiebung der Eigewichtsklassen. So legten die Hennen bei Futtervariante 2 signifikant mehr Eier in den Gewichtsklassen S und M, während die Tiere, die mit Futter 1 gefüttert wurden, signifikant mehr Eier der Gewichtsklassen L und XL aufwiesen. Dieser Effekt war unabhängig von der Genetik zu beobachten. Die bereits bekannten Unterschieden zwischen den LB- und den LSL-Tieren konnten bestätigt werden. Die LB-Hennen legten mehr M und weniger L Eier als die LSL Tiere.

Wirtschaftlichkeit

In Bezug auf die Futterkosten zeigte sich das zu erwartende Bild: Die Variante 2 - also die mit Rapsschrot gefütterten Tiere - zeigten signifikant geringe Futterkosten je DH auf. In Variante 1 lagen die Futterkosten demnach bei 19,71 € / DH, während sie in Variante 2 bei 19,25 € / DH lagen. Somit war das Futter 2 um 0,45 € je Tier günstiger. Ein Vergleich der Futterkosten zwischen den Genetiken zeigte entsprechend dem Futterverbrauch keinen Unterschied.

Die Wirtschaftlichkeitsberechnung zwischen der beiden Futtervarianten für LB classic und LSL unter Berücksichtigung der Eigewichtsklassenverteilung und unter Zugrundelegung der Weser-Ems-Notierung für den Monat Juni 2023 als Beispielrechnung zeigt bei den LB-Hennen in Variante 1 Einnahmen aus dem Eierverkauf von 44,73 € und in Variante 2 von 44,35 €. Somit lagen die Einnahmen bei dieser Beispielrechnung für die Variante 1 um 0,38 € höher, wie aus Tabelle 3 ersichtlich. Bei den LSL lagen die Einnahmen aus dem Eierverkauf bei Futtervariante 1 bei 46,94 €, während sie bei Futtervariante 2 bei 47,00 € lagen. Hier waren die Einnahmen bei der Variante 1 um 0,06 € geringer, siehe Tabelle 4. Da die Futterkosten um 0,45 € geringer waren, konnte durch den Einsatz von Raps sowohl bei LB- (+0,07 €/DH) als auch bei LSL- (+ 0,51€/DH) Tieren ein positiver Effekt auf die Wirtschaftlichkeit festgestellt werden.


Zusammenfassung und Fazit

Die Ergebnisse aus Haus Düsse zeigen, dass die Fütterung mit einem höheren Anteil Rapsextraktionsschrot anstelle von Sojaextraktionsschrot eine Alternative in der Fütterung von Legehennen darstellen kann. In Bezug auf die Leistungsparameter konnten keine Unterschiede festgestellt werden. Ein Einfluss der Fütterung konnte lediglich in Bezug auf die Verteilung der Eigewichtsklassen festgestellt werden. Bei der Fütterung mit einem höheren Anteil Raps- und einem geringeren Anteil Sojaschrot in der Ration weisen die Tiere tendenziell mehr Eier in den Gewichtsklassen S und M und weniger Eier in den Gewichtsklassen L und XL auf. Diese Umverteilung der Eigewichtsklassen kann sich auch auf die Einnahmen aus dem Eierverkauf auswirken. Die Futterkosten waren durch den Einsatz des Rapsschrotes geringer. So konnten in dem gegenwärtigen Versuch 0,45 € je durchschnittlich gehaltenem Tier an Futterkosten eingespart werden.

Zur Senkung der Futterkosten in der Futterration ist Rapsextraktionsschrot anstelle von Sojaextraktionsschrot - je nach Marktlage - eine gute Alternative. Vor allem für regionale Erzeuger mit Direktvermarktung stellt der Einsatz von heimischen Produkten in der Ration eine gute Vermarktungsstrategie dar. Allerdings sollte bedacht werden, dass der Anteil an größeren Eiern, die vor allem in der Direktvermarktung Anklang finden, insgesamt zurückgehen kann. Eine Wirtschaftlichkeitsberechnung in Bezug auf die Einnahmen aus dem Eierverkauf sollte daher nicht unberücksichtigt bleiben. Ein angepasstes Mineralfutter mit entsprechender Aminosäurenergänzung sollte den verminderten Eigewichten entgegenwirken.


Pia Niewind, Jochen Krieg, Josef Stegemann,

Landwirtschaftskammer Nordrhein-Westfalen

 

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