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Eiererzeugung: Noch vieles möglich!

05.04.2021

Die Eiererzeugung ist einer der wenigen Bereiche der landwirtschaftlichen Tierhaltung, in dem noch Luft nach oben ist. Bei der Eiererzeugung in Deutschland liegt der Selbstversorgungsgrad derzeit bei 73 %. Das heißt, dass etwa ein Viertel des Bedarfs eingeführt werden muss. Die Importe betreffen weniger den Konsumeiermarkt, aber auch dort ist, abhängig von der Haltungsform, noch Luft nach oben. Wie in anderen Lebensmittelsparten, ist ebenso bei Eiern ein Trend hin zu bewussterem Einkaufen festzustellen. Auch in zehn Jahren wird voraussichtlich noch ein Großteil der deutschen Eier aus Systemen stammen, die eine vergleichswiese günstige Erzeugung erlauben. Aber bei Freiland- und Ökoeiern wird die Nachfrage steigen.

Weitere Differenzierung bei Eiern

Es ist zudem eine größere Differenzierung beim Eierangebot von reiner Bodenhaltung über verschiedene Stufen eines Tierschutzlabels - beispielsweise Bodenhaltung mit reduzierter Besatzdichte oder Bodenhaltung mit Außenklimabereich – zu erwarten. In der Ökohaltung ist auch zu erwarten, dass sich EU-Öko und die unterschiedlichen Verbände noch mehr differenzieren. Die Aufzucht des Bruderhahns, das seit 2021 verbindliche Angebot von Freiauslauf für die Öko-Junghennen, die vermehrte Nutzung von Zweinutzungshühnern und der Trend hin zu Mobilställen unterschiedlichster Größe verursacht hier steigende und sehr unterschiedliche Erzeugerkosten. Möglicherweise wird im Ökobereich das Wachstum hierdurch infolge der deutlich ansteigenden Verkaufspreise gebremst. Schneller wachsen wird die konventionelle Freilandhaltung, dabei spielt Regionalität eine große Rolle. Weiter wachsen wird vermutlich auch hier die Mobilstallhaltung mit Direktvermarktung der Eier. Jedoch ist der Markt irgendwann gesättigt, das birgt ein Risiko nicht nur für die Neueinsteiger. Gerade aktuell in der Bruderhahndiskussion ist wohl allen bewusst, dass die Eierpreise steigen werden. Je nach Lage und Haltungsform bekommt ein Direktvermarkter bis zu 0,60 Cent/Ei, doch irgendwann werden hier Grenzen erreicht sein.

Wenn Verbraucherinnen und Verbraucher vor die Wahl gestellt werden, würden sie zu einem hohen Prozentsatz Eier aus Deutschland bevorzugen. Ob dies aber bei Verarbeitungsware auch so ist, wird davon abhängen, ob es eine Vorschrift zur Deklaration der Verarbeitungsprodukte geben wird. Mehr Verarbeiter werden freiwillig ihre Ware deklarieren, wenn sie höherpreisige Eier aus deutscher Produktion einsetzen.

Verbot des Kükentötens

Das Verbot des Kükentötens soll ab dem 1. Januar 2022 für deutsche Brütereien verbindlich sein. Die Geschlechtsbestimmung im Ei hat nur dann eine relevante Chance, wenn der Bestimmungszeitpunkt des Geschlechts unter den siebten Tag nach Befruchtung vorrückt. Trotzdem: Verfahren, die eine Geschlechtsbestimmung beim unbebrüteten Ei möglich machten, wären ethisch sicher weniger umstritten. Wird die Bestimmung vor dem siebten Tag bis Ende 2023 nicht erreicht, werden die derzeit praktizierten Verfahren als Brückentechnologie ganz wegfallen. Dann wird die Bruderhahnmast an Bedeutung gewinnen.

Die Haltung von Zweinutzungshühnern wird auch ansteigen, hier ist aber noch viel Zuchtarbeit nötig. Der Hahn hat einen guten Zuwachs, aber die Henne legt insgesamt 20 % weniger Eier und auch mehr S-Eier im Vergleich zur Hybridhenne. Die Ökoverbände setzen ausschließlich auf Bruderhahnaufzucht und Zweinutzungshühner.

Zucht auf Nachhaltigkeit

In der Legehennenzucht geht es noch weiter in Richtung Langlebigkeit und damit auch Nachhaltigkeit. Machbar sind mindestens 15 bis 16 Monate Nutzungsdauer ohne Mauser, bei gut laufenden gesunden Herden ist eine Mauser vor dem zwölften Lebensmonat mit einer weiteren Nutzungsdauer von bis zu zehn Monaten möglich. Die Zuchtfirmen werden noch mehr Fokus auf die Tiergesundheit und die Stabilität der Tiere legen. Hierdurch werden die Kosten für die Bruderhahnaufzucht oder die Geschlechtsbestimmung im Ei zumindest zu einem kleinen Teil kompensiert.

Fütterung und Haltung

In vielen Alleinfuttermitteln für Legehennen liegt der Sojaanteil aktuell bei über 20 %. Alternativen sind Sonnenblumen- oder Rapsextraktionsschrot, sie werden heute schon ergänzt. Bei Ökolegehennen sind Erbsen und Bohnen ein Thema, es gibt Sortenempfehlungen speziell für Legehennenfutter. Im Angebot fast aller Hersteller sind auch Futter ohne Gentechnik. Es hat aber seinen Preis. Direktvermarkter können damit gut werben.

Bei der Ausstattung von Ställen werden Raufutter und Picksteine künftig Standard sein, sowohl in der Aufzucht als auch im Legebetrieb. Wegen der heißeren Sommer werden künftig verstärkt Sprühkühlungen und Kühlungslamellensysteme verbaut werden. Wärmetauscher und gesteuerte Lüftungssysteme mit Zuluftventilatoren bei geöffneten Auslauföffnungen sowie Fußbodenheizungen werden das Stallklima und die Tiergesundheit verbessern. Um das nachhaltig umzusetzen, werden noch stärker als bisher alternative Energien aus Biogasanlagen und PV-Anlagen zum Einsatz kommen.

Tränkehygiene optimieren

Die Optimierung der Tiergesundheit wird auch in der Legehennenhaltung an Bedeutung gewinnen. Es ist aus Beratersicht enorm wichtig, sich über die Tränkewasserhygiene Gedanken zu machen. Dabei ist es egal, ob die Herde 100 oder 100 000 Tiere umfasst. Ob durch Spülen, Zugabe von Säuren oder mechanische Reinigungssysteme oder die Aufbereitung des Wassers - es gibt viele Wege zum Ziel. Die Tränkeleitungen sollten in Zukunft mit automatischen Spülungsmöglichkeiten eingerichtet und durch Druck-Impulsspülungen regelmäßig gereinigt werden. Systeme, die mit Säuren arbeiten, werden häufiger eingerichtet, sie müssen, entsprechend der Wasserqualität, individuell auf den Betrieb zugeschnitten werden.

Egal, ob sich der Legehennenhalter für ein mechanisches, chemisches, desinfizierendes oder kombiniertes Wasserhygiene-Konzept entscheidet: Tränkehygiene muss bereits vor dem Einstallen beginnen und darf erst am letzten Lebenstag der Herde enden.

Prophylaxe für die Tiergesundheit

Hierbei werden prophylaktische Maßnahmen zur Stabilisierung der Tiergesundheit an Bedeutung gewinnen. Über das Tränkewasser können Zusätze verabreicht werden, etwa zur Appetitanregung kurz nach der Einstallung oder zur Darmstabilisierung bei Freilandhaltung, denn ein stabiler Darm kann besser mit einem Parasitendruck umgehen. Prophylaktische Mittel, wie Milchsäure oder Oregano, werden häufiger eingesetzt und sind im Biobereich schon in vielfach Standard. Da die Tränkewasserqualität durch die Zusätze schwieriger zu optimieren ist, werden sich Sprüheinrichtungen oder Einmischungen ins Futter oder Aufdosierungen auf die Futterlinien langfristig durchsetzen.

Inga Garrelfs und Dr. Christiane Keppler, Landesbetrieb Landwirtschaft Hessen

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