Die AG Wassergeflügel vom Netzwerk Fokus Tierwohl hat zwei Online-Leitfäden für eine tiergerechte Mastgänsehaltung und Pekingentenmast ausgearbeitet. In der AG Wassergeflügel sind Mitglieder aus landwirtschaftlicher Praxis, Beratung, Wissenschaft, Tiergesundheit und Tierschutz vertreten. Die beiden Leitfäden umfassen unter anderem die Aspekte Tierverhalten, Haltungsanforderungen und Management, Kriterien zur Tiergesundheit sowie Umgang mit kranken und verletzten Tieren.

Derzeit fehlen in Deutschland konkrete rechtsverbindliche Vorgaben für die Haltung von Mastgänsen und Pekingenten. Zur Konkretisierung der Europaratsempfehlungen gibt es in Niedersachsen die sogenannte Pekingenten- oder Gänsehaltungsvereinbarung, welche zwischen dem Niedersächsischen Ministerium für Ernährung, Landwirtschaft und Verbraucherschutz und der Niedersächsischen Geflügelwirtschaft getroffen wurden. Die beiden Vereinbarungen dienten als Grundlage für die Ausarbeitungen.

Die Leitfäden können sowohl für die Vorbereitung zum Nachweis einer Sachkunde genutzt werden oder auch zur Weiterbildung für alle Interessierten dienen. In beiden Leitfäden wird zunächst das arteigene Verhalten der Pekingenten und Mastgänse beschrieben, welches für die tiergerechte Haltung eine besondere Relevanz hat. In diesem Zusammenhang nimmt die Bereitstellung eines zusätzlichen Wasserangebots zur Ausübung ihres Komfortverhaltens für die Wasservögel einen hohen Stellenwert ein.

Management im Blick

Auch an das Management werden spezifische Anforderungen gestellt. So muss zum Beispiel einer Vernässung der Einstreu, insbesondere bei zusätzlichem Wasserangebot, durch entsprechende Maßnahmen vorgebeugt werden. Das frühzeitige Erkennen von Auffälligkeiten bzw. erster Krankheitsanzeichen am Einzeltier und in der Herde gehört zu einem guten Gesundheitsmanagement. Bei Freilandhaltungen, wie sie oft bei deutschen Mastgänsen anzutreffen sind, müssen zur Prävention einer Ansteckung mit dem Aviären Influenzavirus entsprechende Hygiene- und Biosicherheitsmaßnahmen berücksichtigt werden. Im Falle eines Aufstallungsgebots reagieren Gänse besonders sensibel, wenn sie den täglichen Zugang zu einem Auslauf gewohnt sind. Eine intensive Tierbetreuung in Hinblick auf Verhaltensstörungen ist in diesem Fall unbedingt notwendig.

Wassergeflügel unterscheidet sich in seinem Verhalten und seinen Haltungsanforderungen grundlegend von anderen Nutzgeflügelarten, wie der Legehenne oder dem Masthuhn. Wer Enten oder Gänse hält oder halten möchte, muss also über entsprechende Kenntnisse und auch Fähigkeiten im Umgang mit dem Tier verfügen.

Infos in Text und Bild

Neben den beiden Online-Leitfäden ist ein informatives Fachvideo über die tierwohlorientierte Haltung von Zuchtgänsen auf einem der Impulsbetriebe des Netzwerk Fokus Tierwohl, der Gänsezucht Eskildsen, erschienen und zeigt, wie Tierwohl, Regionalität und Transparenz bereits bei der Erzeugung von Bruteiern umgesetzt werden können.Die Ausarbeitungen und das Fachvideo können über die Homepage des Netzwerks unter www.fokus-tierwohl.de abgerufen werden.

Das Verbundprojekt Netzwerk Fokus Tierwohl wird vom Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft (BMEL) gefördert. Die Laufzeit des Projekts wurde kürzlich um weitere drei Jahre (Januar 2024 bis Dezember 2026) verlängert.

Jule Schättler,

Landwirtschaftskammer Niedersachsen