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22. Öko-Kartoffeltag - 2021 digital

20.01.2021

Extreme Jahre erfordern Anpassung

Insgesamt 89 Landwirte, Züchter, Berater und Versuchsansteller hatten sich zum 22. Digitalen Öko-Kartoffeltag mit drei Themenschwerpunkten am 7., 12. und 14. Januar angemeldet. Das übergreifende Motto lautete „Anpassungsstrategien in Extremjahren“. Erörtert wurde, was der Landwirt bei Wasserknappheit, Starkniederschlag und Erwinia sowie Markteinbrüchen tun kann.

In Block I am 7. Januar ging es um den Markt. Monika Tietke vom Bio Kartoffel Erzeuger e.V. (BKE) berichtete über die Situation am Kartoffelmarkt. Und den Preisverfall. Zunächst war sie angenehm erstaunt, dass laut einer Umfrage unter den Kartoffelanbauern zu Beginn der Videokonferenz ein Großteil der Betriebe in der Lage ist, ihre Kartoffeln mehr als neun Monate zu lagern: "Wir bräuchten keine Importe, wenn wir dem Handel Ware mit guten Qualitäten garantieren könnten!", so die Referentin. Und dass dies möglich wäre, zeige ein Beispiel der Remlinger Rüben mit exklusiver Vermarktung an tegut 365 Tage im Jahr. Dabei seien in den letzten Jahren durch die Arbeit des BKE die Importanteile der Öko-Kartoffeln vor allem aus Ägypten und Israel auf etwa 22 bis 27 % gesunken, bislang lag der Anteil bei rund 50 %. "Das schafft der Verein nur deshalb, da hier bereits 215 Mitglieder mit 4 700 ha Kartoffelanbaufläche hinterstehen. Das sind etwa 65 % der Ökokartoffeln in Deutschland." Als Bindeglied möchte sich der Verein mit dem Handel vernetzten und in einen Dialog auf Augenhöhe treten, so die Referentin. "Wichtig hierbei ist, dass keiner der anderen über dessen rote Linie zieht."

Die Herausforderungen an alle Akteure seien in Zukunft jedoch groß, wenn die Öko-Anbaufläche weiter wachse. Und so forderten die Referenten einen Schulterschluss der Bio-Verbände, um zur Umsetzung einer Branchenvereinbarung zwischen Landwirten, Abpackern und Handel zu kommen und auch die gemeinsame Kommunikation in Richtung Politik und Verbraucher zu verbessern.

Humusaufbau in Kartoffelfruchtfolgen

In Tag 2, Block 2, Thema "Humusaufbau in Kartoffelfruchtfolgen", wurde mit einer Umfrage unter den Teilnehmern zur "Humus-Lage" im eigenen Betrieb gestartet. Gefragt wurde nach folgenden Details:

1: Wie hoch ist der Humusgehalt auf den Flächen?

2: Welche Maßnahmen werden ergriffen, um den Humusgehalt zu steigern?

3: Gibt es Tierhaltung im Betrieb?

4: Werden organische Dünger zugekauft und wenn ja, welche?

5: Welche Zwischenfrüchte werden vor Kartoffeln angebaut?

6: Wie sieht die Grundbodenbearbeitung zu Kartoffeln aus?

7: Werden die Kartoffelflächen im Betrieb beregnet?

Zum Humusgehalt gaben 50 % der Befragten an, dass dieser zwischen 1,5 und 2,0 % liege, bei 20 % liegt der Gehalt zwischen 2,0 und 2,5 %, mehr als 2,5 % Humus haben nur 7 % der Landwirte gemessen. Die mit 83 % meist praktizierte Maßnahme zur Steigerung ist der Zwischenfruchtanbau, gefolgt vom Einsatz organischer Dünger (78 %), 35 % machen reduzierte Bodenbearbeitung, 30 % haben ein Jahr Kleegras in der Fruchtfolge. Die Frage nach Tieren im Betrieb beantworteten 59 % mit Nein, 20 % halten weniger, 22 % mehr als 1 GV. Beim Zukauf organischer Dünger liegt Kompost mit 39 % an der Spitze, gefolgt von 33 % HTK oder Mist. Haarmehlpellets und Champost liegen mit 20 % gleich auf, 17 % setzen Biogasgülle oder Substrate ein. Als Zwischenfrüchte stehen in erster Linie Gemenge mit Ölrettich und Sand- oder Rauhafer auf den Flächen (30 %), gefolgt von Ölrettich oder Fertigmischungen (28 %) und Grünroggen mit 22 %. Bei der Grundbodenbearbeitung gaben 50 % der Befragten an, eine Frühjahrsfurche zu pflügen, 33 % eine Winterfurch, 17 % arbeiten pfluglos. Die letzte Frage beantworteten 59 % der Landwirte mit Ja, 41 % mit Nein.

Kleegras für die Humusbildung

Martin Huber aus Walleshausen bei München und Dirk Liedmann aus Witten berichteten über ihre Erfahrungen mit Humusaufbau in einer Kartoffelfruchtfolge zur Verbesserung der Bodenstruktur.

Martin Huber bewirtschaftet einen rund 100 ha großen Ackerbaubetrieb mit Getreide, Hülsenfrüchten und Kleegras sowie 40 ha Kartoffeln. Die Böden reichen von Lößlehm über Jungmoränen bis zu Auenböden und Anmooren, es ist also alles dabei. "Unsere Kartoffeln stehen auf gesunden Böden mit einer leicht positiven Humusbilanz“, so Martin Huber, der ausschließlich nach Kleegras und vor Kartoffeln den Pflug einsetzt, also eine reduzierte Bodenbearbeitung durchführt. "Kleegras steht in der Fruchtfolge an erster Stelle, ich sehe diese Kultur als Säule der Humusbildung, denn mit keiner anderen Kultur erziele ich eine so starke, phantastische Bodenstruktur“, betonte der Ökolandwirt und fügte hinzu, dass er mit Kleegras auch die Wurzelunkräuter im Griff behalte. Den Humusaufbau sieht er in einem starken Spannungsfeld zur Drahtwurmbekämpfung, beide Ziele stünden sich gegenüber. "Das Kleegras brechen wir erst – flach schneidend – Anfang August um, um die Drahtwurmgefahr etwas zu bannen." Vor der Zwischenfruchtaussaat wird zweimal gegrubbert, die Zwischenfrüchte werden mit einer Scheibenegge eingearbeitet und dann gepflügt.

Das zweite Fruchtfolgeglied ist Wintergerste oder Soja - "wir liegen in einem Spätdruschgebiet", danach folgen Kartoffeln, Dinkel, Zwischenfrüchte, wie Ölrettich, Erbsen, Bohnen. Gedüngt wird mit Gärresten, die zu Getreide im Frühjahr ausgebracht werden. "Vor Kartoffeln, nach der Gerste, führen wir eine Strohdüngung durch, düngeverordnungskonform mit weniger als 10 m³. Außerdem arbeiten wir Kompost von guter Qualität, also mit wenig Plastik und anderen Fremdstoffen, ein", erläutert Huber weiter. Zu Kartoffeln werde, je nach Standort, mineralisches Kali gedüngt, und ebenfalls standort- und stressabhängig Spurenelemente eingesetzt.

Der Betrieb von Martin Huber war 2009/10 Pilotbetrieb in einem Forschungsnetzwerk; schon damals sei den Flächen eine hohe Regenwurmaktivität mit 200 bis 300 Würmern pro m² und großer Diversität attestiert worden. Außerdem hätten Humusmessungen einen optimalen Versorgungsbereich ergeben. Kritisch äußerte sich der Landwirt aus Bayern zu den Vorgaben der neuen Düngeverordnung, die ein ackerbauliches Agieren nicht mehr möglich mache, wenn man den Humusaufbau aktiv vorantreiben wolle.

Dirk Liedmann bewirtschaftet bei Witten im Kreis Soest insgesamt 192 ha, von denen rund 140 ha kartoffelfähige Flächen ohne Schatten und/oder Steinköpfe seien. Die Humusgehalte seien von allen Flächen bekannt und liegen bei beachtlichen 1,9 bis 3,2 %, was der Ökolandbauer auch auf die geogene Ausgangslage der Böden zurückführt. In der sechsjährigen Fruchtfolge praktiziert Liedmann einen steten Wechsel zwischen Winterungen und Sommerungen. In der Fruchtfolge stehen beispielsweise Rotklee oder Kleegras, Weizen, Kartoffeln, Weizen, Ackerbohnen und Dinkel. "Als für Kartoffeln untypische Vorfrucht säen wir auch Senf oder Ramtilkraut ein, was entgegen der landläufigen Meinung keine Eisenfleckigkeit fördert; die macht nur auf Sandstandorten Probleme", so Dirk Liedmann. Vor dem Kartoffelpflanzen werde die Zwischenfrucht flach mit einem Mulchsaatgrubber gegrubbert. "Kartoffeln bauen wir seit einigen Jahren nur noch auf Lößlehm mit einer bestimmten Tiefgründigkeit an, da wir mit Drahtwürmern Probleme haben, setzen wir auch bei der Pflanzung zur direkten Bekämpfung Attracap ein", erläutert der Ackerbauer.

Liedmann beschäftigt sich intensiv mit dem Wetter: "Danach entscheide ich, wann welcher Arbeitsgang gemacht wird. Im Sommer werden die Kartoffeln seit letztem Jahr beregnet. Die vergangenen Winter wiederum waren so mild und frostfrei, dass die Regenwürmer ganzjährig aktiv sind."


Programm: 22. Öko-Kartoffeltag - digital

(Programmflyer als PDF)

BLOCK 1 
07. Januar 2021

BLOCK 2
12. Januar 2021

BLOCK 3
14. Januar 2021

♦ Die Saison 2020
Rückblick auf die Saison 2020
Franz-Theo Lintzen
Ökoteam der Landwirtschaftskammer NRW

►Vortrag als PDF

♦ Sorten
Öko-Kartoffelsortenprüfungen 2020
Dr. Claudia Hof-Kautz
Ökoteam der Landwirtschaftskammer NRW

►Vortrag als PDF

Christian Landzettel
Bioland Erzeugerring Bayern e. V.

♦ Markt
Preisverfall auf dem Biokartoffelmarkt
Monika Tietke
Bio Kartoffel Erzeuger e. V.

► Vortrag als PDF

Statement eines Vermarkters:
Daniel Klücken
Hans Willi Böhmer Verpackung und Vertrieb GmbH & Co.KG

♦ Humusaufbau
Humusaufbau in einer Kartoffelfruchtfolge
zur Verbesserung des Nährstoffmanagements
und der Wasserspeicherkapazität

Prof. Dr. Maria Finckh und Stephan Junge
Universität Kassel, Witzenhausen

Vortrag als PDF

►"Biokartoffeln pfluglos anbauen" (Lumbrico 6/2020) als PDF

Humusaufbau praktisch im Betrieb
Martin Huber
Öko-Landwirt aus Walleshausen (Bayern)

Dirk Liedmann
Öko-Landwirt aus Witten (NRW)

►Vortrag als PDF

♦ Krankheiten durch Wetterextreme und Fruchtfolgen
Neue Erkenntnisse zu Trichodoriden, TRV,
Zwischenfrüchten, Kartoffeln und Erwinia

Dr. Marianne Benker
Landwirtschaftskammer NRW

► "Mit Zwischenfrüchten gegen Trichodoriden und TRV" (top agrar 1/2021, Teil 1) als PDF

► "Eine Gefahr nicht nur für die Kartoffel" (top agrar 2/2021, Teil 2) als PDF

Umgang mit Nematoden in der Praxis
Wilhelm Bollmann
Landwirt aus Borken (NRW)

Wilfried Dreyer
Naturland e. V.

 

 
► Öko-Kartoffel Sortenversuche 2020
► Ausführliche Beschreibung der Kartoffelsorten

Ansprechpartnerin: Dr. Claudia Hof-Kautz, Ökoteam der Landwirtschaftskammer NRW, Tel.: 0221 5340 177, Mobil: 0171 5562 202, E-Mail: Claudia.Hof-Kautz@lwk.nrw.de

Weitere Informationen

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