
Zur Unternehmensgruppe gehört auch ein eigenes Logistikunternehmen mit rund 40 LKWs.
Dass sich sein Unternehmen einmal zu den Big Playern im deutschen Möhrengeschäft entwickeln würde, hat sich Matthias Brocker sicher nicht träumen lassen, als er 1950 auf seinem landwirtschaftlichen Betrieb mit dem Möhrenanbau startete. Heute führen sein Sohn und seine Enkel in Willich eine Unternehmensgruppe, die jährlich rund 100 000 t konventionell erzeugte Möhren und rund 25 000 t Biomöhren vermarktet.
„Unser Konzept lautet: Alles aus einer Hand! Wir beliefern unsere Kunden mit täglich frisch abgepackter Ware mit unseren eigenen Kühlfahrzeugen. Dabei garantieren wir eine ganzjährige Lieferfähigkeit von Möhren, nahezu ausnahmslos aus der Region. Lediglich in den Monaten April, Mai, Juni, kaufen wir Ware aus der EU und Drittländern zu“, erläutert Mario Brocker, der gemeinsam mit seinem Vater Hans Brocker und seinem Bruder Hans-Jürgen Brocker die Geschicke der Brocker-Gruppe leitet. Dazu gehört ein konventionell wirtschaftender Erzeugerbetrieb mit rund 1 000 ha Anbaufläche im Vertragsanbau, ein Verarbeitungs- und Packbetrieb, ein eigenes Logistikunternehmen sowie ein Handelsunternehmen für den Lebensmitteleinzelhandel. „Unsere besondere Stärke ist der hohe Anteil an Lagermöhren, der uns befähigt, rund ums Jahr Top Ware aus der Region zu liefern, und das wird auch vom Handel honoriert.“, ergänzt der Möhrenspezialist.
Ein Viertel Jahrhundert Bio
In die Vermarktung von Biomöhren ist Brocker im Jahr 1998 eingestiegen. Das Unternehmen besitzt die Zertifizierung nach aktueller EU-Öko Verordnung und die Verbandszertifizierungen nach Naturland- und Demeter- Richtlinien. „Der Bio-Anbau des Unternehmens ist in ganz Deutschland verteilt, wobei sich der Lagermöhrenanbau insbesondere auf die Köln-Aachener Bucht konzentriert. Gute Böden sind die Voraussetzung für eine gute Lagerfähigkeit der Möhren, die mit viel Bodenanhaftungen bei 0,5 Grad Celsius in Holzcontainern gelagert werden“, erklärt Mitarbeiter Paul Göbbels, der im Unternehmen für Disposition und Vermarktung zuständig ist. Lagerware kommt von Dezember bis Mai in den Handel während die sogenannte Sommerware lediglich von Juni bis Dezember zur Verfügung steht.
Möhre intensiv begleiten
Die Bio-Ware in Verbandsqualität liefert die Erzeugergemeinschaft Bio West e.V. Ihr gehören überwiegend Biobetriebe aus Nordrhein-Westfalen, aber auch Höfe aus Niedersachsen, Sachsen-Anhalt und Schleswig-Holstein an. Insgesamt stehen rund 450 ha Anbaufläche für Biomöhren zur Verfügung. Mit den Erzeugern vereinbart Brocker jährlich einen Vermarktungspreis, der zusammen mit dem Vorstand der Erzeugergemeinschaft festgesetzt und situationsbedingt angepasst wird.
Im Gegensatz zu den Erzeugern der konventionellen Möhren, bei denen der Anbau nach einem festgelegten Schema erfolgt, entscheiden die Mitglieder der Bio-Erzeugergemeinschaft selbst über Anbau und Kulturführung. Die Erzeugergemeinschaft organisiert auch eine eigene Beratung. Für Neueinsteiger in den Anbau von Biomöhren sieht Brocker-Mitarbeiter Paul Göbbels Chancen. Interessierte Landwirte sollten sich aber mit dem Anbau von lagerfähigen Möhren beschäftigen, denn weitere Sommermöhren benötigt Brocker derzeit nicht. „Wer in den Möhrenanbau einsteigen will, sollte Erfahrung im Gemüseanbau mitbringen und über Beregnungsmöglichkeiten verfügen“, rät Göbbels und ergänzt: „Möhren sind eine Intensivkultur und das Unkrautmanagement ist hier das A und O. Wer erfolgreich Möhren anbauen will, muss immer nah an der Kultur dran sein, um schnell handeln zu können.“ Wenn alles gut klappt und die Witterung mitspielt sind im konventionellen Bereich Erträge von 40 bis 70 t/ha vermarktungsfähige Ware möglich. Im Biobereich werden zwischen 30 und 60 t/ha geerntet. Um die nötige Erfahrung zu sammeln und das Risiko zu begrenzen, sollten Einsteiger zunächst mit 2 bis maximal 4 ha beginnen.

Die kleinen und zarten Snackmöhren der Sorte Mokum werden bei den Verbrauchern immer beliebter.

Lagermöhren kommen mit anhaftender Erde ins Lager. Erst nach der Auslagerung werden sie gewaschen und verpackt. Fotos: Annegret Keulen

Biomöhren kommen unter der Eigenmarke BIO WEST in den Handel.
Neue Trends in Weiß und Violett
Der überwiegende Teil der gehandelten Ware sind die orangefarbenen Möhren der Sorten Nerac und Romance im biologischen und überwiegend Nerac im konventionellen Lagermöhrenanbau. Im Snackmöhrenanbau wird die süß-schmeckende Sorte „Mokum“ genutzt. Mehr und mehr Anhänger findet aber auch die weiße, mild schmeckende Möhre „Créme de Lite“ und die violette, süß-saftige „Purple Haze“. Beide Sorten bietet Brocker bisher nur aus dem konventionellen Anbau an. Auch diese Nischenprodukte gelangen, ebenso wie alle Brocker-Möhren, gewaschen und verpackt in den Handel. Frühzeitig wurde schon auf verschiedenen Stufen daran gearbeitet, den Verpackungsprozess umweltfreundlicher zu gestalten. So läuft beispielsweise die Möhrenwaschanlage mit einer Wasseraufbereitungsanlage. Darüber hinaus setzt das Unternehmen teilweise schon recyclingfähiges Verpackungsmaterial aus Zuckerrohr ein. Auch die knapp 40 Kühl-LKWs der Brocker Logistik sind mit neuster Motoren- und Kühltechnik ausgestattet, um Ressourcen zu sparen.
Annegret Keulen

Ein großer Teil der Möhren eignet sich für die Einlagerung bei 0,5 Grad Celsius. Brocker kann daher fast ganzjährig deutsche Möhren an den LEH liefern.