
Niklas und Bernhard Groß-Weege bewirtschaften den Bioland-Betrieb in Hamminkeln gemeinsam. Foto: Meike Siebel
Der Bioland-Betrieb Groß-Weege
Seit 1999 ist der Familienbetrieb von Bernhard Groß-Weege auf ökologischen Anbau umgestellt. Auf dem ehemaligen Gemischtbetrieb wurden bis dahin Sauen und Mastschweine sowie Milchvieh und Fleischrinder gehalten. Da ein Großteil der Flächen in Naturschutz- und Wasserschutzgebieten, unter anderem der Dingdener Heide, liegt, stand die Mutterkuhhaltung mit Fleischrindern schon immer im Vordergrund. Auch deshalb lag die Umstellung auf Biolandbau nahe. 2008 hat Familie Groß-Weege die Bio-Milchkühe abgeschafft. Heute bewirtschaften Bernhard Groß-Weege und sein Sohn Niklas rund 110 ha, davon ein Drittel als Acker und zwei Drittel als extensives Grünland, teils unter Vertragsnaturschutz-Bedingungen. In dem Feuchtwiesen-Schutzgebiet weidet eine Herde Wasserbüffel. Die Tiere kommen deutlich besser mit dem Parasitendruck auf dem nassen Dauergrünland zurecht und haben eine positive Wirkung auf Flora und Fauna. Pro Jahr vermarkten Bernhard und Niklas Groß-Weege rund 60 Fleischrinder überwiegend regional, wie über Bioläden am Niederrhein bis Düsseldorf/Krefeld oder den Rewe-Markt in Hamminkeln. Die Eier der Legehennen aus den zwei Hühnermobilen stehen vor allem in Rewe-Märkten in der näheren Umgebung in den Verkaufsregalen. Die Schweine werden an die Biofleisch NRW in Unna verkauft. Da der Markt für Biofleisch ein Nachfragemarkt sei, habe die Familie wesentlich bessere Vermarktungsmöglichkeiten als vor der Umstellung. Grundsätzlich seien die Vermarktungschancen besser. "Man ist ganz nah am Kunden, das macht den Absatz der Produkte spannender und direkter", sind sich Vater und Sohn einig.
Männliche Hanfpflanzen werden rund 1,80 m hoch, die weiblichen wachsen einige Zentimeter niedriger. So kann der männliche Samen ganz einfach von oben auf die weiblichen Pflanzen herabfallen. Foto: Groß-Weege

Rund 1,5 t ernten Vater und Sohn Groß-Weege von 1 ha; dieses Jahr wird auf 4 ha Hanf angebaut. Foto: Groß-Weege
Nutzhanf aus Frankreich
Im dritten Jahr ergänzt nun auch Nutzhanf das Kultur-Portfolio auf den 40 ha Ackerland. "Der Anbau von Nutzhanf, sei es nun zur Faser- oder wie in unserem Fall zur Ölgewinnung, ist rechtlich sehr streng geregelt. So haben wir zum Beispiel in 2018 eine Abmahnung von der BLE bekommen, weil wir den Blühbeginn nicht rechtzeitig gemeldet hatten. Die saftige Strafe gibt es aber erst, wenn sich solch ein Versäumnis wiederholen sollte", meint Bernhard Groß-Weege. Mit dieser und diversen anderen Reglementierungen, wie genauen Angaben zur Anbaufläche, den Erntemengen und den verarbeitenden Abnehmern sowie dem Endprodukt aus der Ernte, wolle man zum Beispiel den eigenen Nachbau verhindern. (Details zur rechtlichen Grundlage und zu Meldepflichten des Nutzhanfanbaues erfahren sie unter BLE.de.) Auch ein Rundschreiben vom Zoll an alle Hanfanbauer wurde versandt. "Die möchten wissen, welche Flächen wir mit Hanf bewirtschaften und ob das alles so genehmigt und legal zugeht", schmunzelt Groß-Weege. Da die Daten, die der Anbauer an die BLE als verantwortliche Meldebehörde geschickt hat, dem Datenschutz unterliegen und nicht an den Zoll weitergegeben werden, überfliege dieser die Anbauflächen und frage danach auf Grundlage der Luftbilder die tatsächlichen Anbaudaten beim Landwirt ab. "Der Hintergrund ist natürlich die Kontrolle des THC-Gehaltes (Rauschmittel Tetrahydrocannabinol) der Pflanzen, der bei Nutzhanf bei maximal 0,3 % liegen darf. Sonst fällt er unter den Medizinalhanfanbau, der Landwirten - wie allen anderen auch - untersagt ist."
Die Hanfsamen werden nach der Ernte zunächst zwei Wochen getrocknet, bevor sie von Stängel- und anderen Resten gereinigt werden. Dann erst gehen die gereinigten Samen in eine Ölpresse. Foto Meike Siebel

Die Hanfsamen werden nach der Ernte zunächst zwei Wochen getrocknet, bevor sie von Stängel- und anderen Resten gereinigt werden. Dann erst gehen die gereinigten Samen in eine Ölpresse. Fotos: Meike Siebel
Nur wenig Hanf in Deutschland
Hanf zur Ölgewinnung ist nicht nur in NRW eine Rarität, sondern steckt in ganz Deutschland noch ziemlich in den Kinderschuhen. "2 140 ha, auf 282 Nutzhanf-Anbauer verteilt, standen 2017 auf deutschen Flächen - in Frankeich steht auf 17 000 ha Nutzhanf!", weiß Groß-Weege. Dort erlebe der Hanf derzeit eine echte Renaissance. In Deutschland hingegen gebe es noch nicht viele Saatgutunternehmen, die Hanfsamen führen. Eines davon ist die Wortmann Agraringenieur Gesellschaft GmbH in Korschenbroich. Inhaber Bernd Wortmann hatte Bernhard und Niklas Groß-Weege 2017 zum Anbau des Ölhanfes überredet - "nachdem wir eigentlich Soja anbauen wollten. Da war aber kein Saatgut verfügbar und so sind wir kurzerhand auf Hanf umgestiegen", lacht Niklas. Die Fläche für den Sojaanbau war ja schon bereitgestellt. Für Hanf gibt es kein Ökosaatgut. "Wir bekommen von Bernd Wortmann ungebeiztes konventionelles Saatgut, für das man keine Ausnahmegenehmigung braucht", bestätigt Bernhard Groß-Weege. Er und Sohn Niklas haben die kanadische Sorte Finola im Anbau. Je nach Ertrag lässt sich ein guter Deckungsbeitrag erzielen.Gute Bodengare
Hanf hat einige sehr positive pflanzenbauliche Eigenschaften. "Nach seiner Aussaat Ende April/Anfang Mai zeigt der Hanf eine ziemlich schnelle Jugendentwicklung, so dass er aufkeimendes Unkraut bald überwächst und unterdrückt. Außerdem reichen seine Pfahlwurzeln sehr tief, die Pflanzen gelangen gut ans Wasser und lockern und durchlüften den Boden", nennen die beiden Ackerbauern zwei wichtige Aspekte. Als stark zehrende Frucht benötige der Hanf eine gute organische Düngung, im Falle des Biolandhofs Groß-Weege gelangen Rindermist und Hühnertrockenkot auf die Flächen. "Wir haben eine Mistkooperation mit einem benachbarten Biobetrieb, von dem wir organische Dünger tauschen", so Bernhard Groß-Weege. Gesät wird der Hanf mit einem Reihenabstand von 25 cm. "Das ist optimal fürs Hacken und auch gut für die Rebhühner und andere Bodenbrüter, die sich sehr gut in den Gängen des Hanf-Irrgartens verstecken können. Insofern ist der Hanfanbau auch gut für den Artenschutz!", freut sich der Biolandwirt. Hätten er und sein Sohn im ersten Anbaujahr noch eine Aussaatstärke von 25 kg/ha gewählt, wüssten sie heute, dass das "zu dünn" war und nehmen nun 35 kg Hanfsamen für 1 ha. "Wenn man die Frucht bewässert, gut stickstoffversorgt - der Hanf verträgt bis zu 180 kg N - und auf einen hohen pH-Wert im Boden achtet, lassen sich gute Erträge von 15 dt/ha erzielen!" Überzeugt sind Bernhard und Niklas Groß-Weege auch von der Qualität der Flächen nach der Hanfernte. "Wir konnten in beiden Jahren früh wieder auf die abgeerntete Fläche. Die Befahrbarkeit ist super, die Bodengare ist super - das sind zwei tolle Effekte!", sind die beiden zufrieden. Nachteilig seien jedoch die langen Stoppel, die die Maschinen zusetzen würden. Eine Option sei es, die Stoppel in Zukunft länger stehen und über Winter abfrieren zu lassen. "Die Samen, die beim Drusch liegengeblieben sind, grünen wieder auf und das lässt sich sozusagen als Begrünungsmatte nutzen. Hanf wäre also eine schöne Vorfrucht, die aussieht wir Senf, aber nicht so ins Lager geht. Im Frühjahr kann man den Hanf mit der Scheibenegge wunderbar mulchen und einarbeiten."Viel Logistik für edles Öl
Wenn der Hanf im August/September gedroschen wird, wird er zunächst zwei Wochen auf dem Hänger mit Unterbodenbelüftung getrocknet. Dann werden die Feinsämereien von Halmen, Stängeln und anderen Fremdkörpern gereinigt. "Und dann erst geht der Hanfsamen, in Bigbags verpackt, zu einer Bioölmühle, wo nochmals gereinigt und kalt gepresst wird. Dann wird das fertige Hanföl in Flaschen abgefüllt und gelangt in den Naturkosthandel und Drogeriemärkte." Der Betrieb denkt darüber nach, auf Dauer sein Hanföl teilweise selbst zu vermarkten. "In näherer Umgebung gibt es eine Ölmühle, die schon biozertifiziert ist. Das wäre meiner Meinung nach eine sinnvolle regionale Alternative!" Und dann könnte Familie Groß-Weege ihr Biohanföl in Zukunft auch mit eigenem Etikett regional vermarkten. Quelle: Meike Siebel, LZ Rheinland Nr. 14/2019, 4. April 2019Viel Logistik für edles Öl
Wenn der Hanf im August/September gedroschen wird, wird er zunächst zwei Wochen auf dem Hänger mit Unterbodenbelüftung getrocknet. Dann werden die Feinsämereien von Halmen, Stängeln und anderen Fremdkörpern gereinigt. "Und dann erst geht der Hanfsamen, in Bigbags verpackt, zu einer Bioölmühle, wo nochmals gereinigt und kalt gepresst wird. Dann wird das fertige Hanföl in Flaschen abgefüllt und gelangt in den Naturkosthandel und Drogeriemärkte." Der Betrieb denkt darüber nach, auf Dauer sein Hanföl teilweise selbst zu vermarkten. "In näherer Umgebung gibt es eine Ölmühle, die schon biozertifiziert ist. Das wäre meiner Meinung nach eine sinnvolle regionale Alternative!" Und dann könnte Familie Groß-Weege ihr Biohanföl in Zukunft auch mit eigenem Etikett regional vermarkten. Quelle: Meike Siebel, LZ Rheinland Nr. 14/2019, 4. April 2019
Noch trägt die Flasche ein selbstgeschriebenes Etikett. Sollten die Samen zukünftig regional gepresst werden, könnte Familie Groß-Weege einige Flaschen auch in professioneller Aufmachung direkt vermarkten. Foto: Meike Siebel