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Attraktiver Öko-Raps

30.05.2025

Bereits zum dritten Mal kamen Mitte April interessierte Teilnehmerinnen und Teilnehmer aus Landwirtschaft, Züchtung, Forschung und Beratung in Braunschweig zusammen, um das Öko-Raps-Versuchsfeld der Landwirtschaftskammer Niedersachsen zu besichtigen. 

Rapsfeldtag

Das Team Ökolandbau betreut auf dem Praxisschlag des Betriebs Christian Bosse fünf Exaktversuche, die mittels Parzellentechnik gedrillt, bearbeitet und beerntet werden. Herzstück der Anlage ist der bundesweit einmalige Landessortenversuch (LSV) Öko-Raps, der mittlerweile im dritten Jahr angelegt wurde. 

Landessortenversuch ökologischer Winterraps

Im Sortenversuch werden aktuell elf Winterrapssorten auf ihre Eignung für den Anbau unter den Bedingungen des ökologischen Landbaus geprüft. Das bedeutet unter anderem organische Nährstoffversorgung, mechanische Beikrautregulierung, kein Einsatz von Wachstumsreglern-, und speziell im Raps aufgrund fehlender Zulassungen auch kein Einsatz von Fungiziden oder Insektiziden. Da Raps im Ökolandbau nur einen geringen Anbauumfang hat, ist kaum ökologisch produziertes Saatgut erhältlich. Deshalb wird in den meisten Fällen mit entsprechenden Genehmigungen der Bio-Kontrollstellen ungebeiztes, konventionell erzeugtes Saatgut eingesetzt. Das Sortenspektrum des Versuches ist trotzdem spezieller ausgerichtet als in den konventionellen LSV, weil die meistgenutzte Methode der Hybridzüchtung, das CMS- oder Ogura-System, bei den deutschen Bio-Anbauverbänden nicht zulässig ist. 

Es sind daher aktuell nur noch vier dieser Hybriden, die nur von EU-Bio-Betrieben angebaut werden dürfen, im Sortenversuch vertreten, die drei weiteren Hybriden entstammen dem MSL-Zuchtsystem. Zudem sind vier Linien in der Sortenprüfung, von denen zwei aktuellere polnische Züchtungen im letzten Herbst neu in den Versuch aufgenommen wurden. Der Anbau von Liniensorten ist für Öko-Betriebe einerseits aufgrund der Möglichkeit des eigenen Nachbaus zur Reduktion der Produktionskosten bei dem gegebenen höheren Anbaurisiko unter ökologischen Bewirtschaftungsbedingungen interessant. Andererseits bestünde durch die Wahl von Liniensorten auch die Möglichkeit, eine Rapssorte über die Jahre durch die betriebsspezifische Selektion optimal an die örtlichen Bodenverhältnisse anzupassen. Obwohl diese Methode dem Grundverständnis der ökologischen Produktion entspricht, wird sie momentan nur selten praktiziert.

Einsatz von Biostimulanzien

Dieser Versuch soll klären, ob es positive Auswirkungen auf Ertrag und Ölgehalt durch den Einsatz von Biostimulanzien im Winterraps gibt. Mittlerweile im dritten Jahr werden im Auftrag der Herstellerfirmen verschiedene im ökologischen Landbau zulässige Präparate getestet. Im Anbaujahr 22/23 war keine erkennbare Ertrags- oder Qualitätssteigerung im Vergleich zur unbehandelten Kontrolle erkennbar. Im folgenden Anbaujahr war eine Ertragssteigerung bei zwei Präparaten tendenziell sichtbar. Beide Präparate unterschiedlicher Hersteller basierten auf dem Einsatz Stickstoff fixierender Bakterien. Diese wandern über die Stomata ins Blatt ein und stellen dort den gewonnenen Stickstoff der Pflanze unmittelbar zur Verfügung. Leider hat sich die eine Firma für das Anbaujahr 24/25 aus dem Versuch zurückgezogen und die zweite Firma hat das entsprechende Produkt nicht mehr in ihrem Angebot. Somit kann nicht beurteilt werden, ob die beiden Produkte tatsächlich wirksam sind.

Mechanische Beikrautregulierung

In den zwei Versuchen zur mechanischen Beikrautregulierung werden verschiedene Aspekte untersucht. Der Striegel-Stresstest zielt nur auf die Verträglichkeit der Maßnahme ab. In den Entwicklungsstadien Keimblatt, Zwei- und Vierblatt wird der Striegel jeweils optimal für die bestehenden Bodenverhältnisse eingestellt und zusätzlich eine Variante mit schärferer Einstellung, das heißt: mehr Druck und höhere Geschwindigkeit, gefahren. Eine Woche später werden die Kulturpflanzenverluste ausgezählt. Nach den ersten Ergebnissen zeichnet sich ab, dass ein Striegeln ab dem Zweiblattstadium mit guter Einstellung möglich ist, ab dem Vierblattstadium sind auch bei intensiver Einstellung kaum Pflanzenverluste zu erwarten. Im Versuch Hacke-Striegel wird die beikrautregulierende Wirkung der verschiedenen Maßnahmen verglichen und später auch der Einfluss auf den Ertrag festgestellt. Der Striegel wurde zwei bis drei Mal im Herbst, die Hacke jeweils einmal im Herbst und im Frühjahr eingesetzt. Für die Hackvarianten wurde der Reihenabstand bei gleicher Saatstärke von 14 auf 28 cm erhöht. 

Raps striegeln

In den ersten zwei Versuchsjahren konnte an dem Standort der geringste Beikrautdeckungsgrad in der Variante bonitiert werden, die sowohl gehackt als auch gestriegelt wurde. Im Frühjahr allerdings lag die nur gehackte Variante gleichauf, während die rein gestriegelte Variante einen höheren Beikrautdeckungsgrad hatte. In beiden Jahren war in den gestriegelten Varianten der Deckungsgrad der Kulturpflanzen geringer. Ob dies einen Ertragseinfluss hat, konnte jedoch bisher nicht festgestellt werden, da die Beerntung dieses Versuchs im letzten Jahr aufgrund von schädlings- und witterungsbedingten Pflanzenverlusten leider nicht möglich war. Der grundsätzlichen Frage, welche Schwellenwerte für den Beikrautbesatz im ökologischen Anbau für den Einsatz der mechanischen Bekämpfung angesetzt können, soll zukünftig in separaten Versuchen geklärt werden. 

Den Rapserdfloh bekämpfen

Der Rapserdfloh stellt unter den zahlreichen Rapsschädlingen in den letzten Jahren das Hauptproblem in unserer Region dar. Da im Raps bisher keine wirksamen Insektizide auf Naturstoffbasis zugelassen sind, ist die Suche nach Regulierungsmöglichkeiten für diesen wirtschaftlich bedeutenden Schaderreger ein für die Praxis besonders interessantes Versuchsthema. Aktuell wurde die Anwendung von Kieselgur zur Reduktion des Fraßschadens und Larvenbefalls durch den Rapserdfloh untersucht. Kieselgur ist bisher im Vorratsschutz auch im ökologischen Landbau zulässig. Nachdem im Vorjahr auf der Versuchsfläche starker Erdflohbefall aufgetreten war, der zum Teil zu hohen Pflanzenausfällen geführt hat, war im letzten Herbst nur ein geringer Larvenbesatz festzustellen. Unter diesen Versuchsbedingungen war der Einsatz des Versuchspräparates vielversprechend. 

Bis dieses Verfahren von der Anzahl der Anwendungen und den Aufwandmengen her praxistauglich wird, sind jedoch noch weitere Versuche nötig. Als weitere Methode zur Abwehr des Erdflohs wurde in einer Versuchsvariante Grasmulch aufgebracht. Die Grasmulch-Aufbringung erfolgte im Auflaufen des Rapses mit dem Ziel, auch die jungen Keimlinge bereits vor Blattfraß zu schützen. Leider hat es nur ein Teil der Keimlinge geschafft, durch die Mulchschicht zu wachsen.  

Weitere Versuche geplant

Der Betrieb Christian Bosse steht weiterhin hinter seinem Bio-Rapsanbau, so dass die Anlage weiterer Versuche mit unterschiedlichster Fragestellung auch im Jahr 2025 am selben Standort möglich sein wird.  Über die Wichtigkeit weiterer Praxisversuche waren sich die zahlreichen anwesenden Besucher einig. Winterraps stellt auch im ökologischen Ackerbau eine attraktive Kultur dar. 


Meike May und Martin Schochow, 
Landwirtschaftskammer Niedersachsen