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Dicke Luft im Strohstall?

27.05.2025

Jeder, der Schweine in eingestreuten Stallungen hält, hat sich schon mit dem Thema der Staubbelastung auseinandergesetzt. Was kann getan werden, um sprichwörtlich keinen Staub aufzuwirbeln? 

Staub im Ferkelstall
Auf der Stalleinrichtung setzt sich gerne Staub an. 

Es spielt keine Rolle, ob Sauen, Ferkel oder Mastschweine gehalten werden, ganz vermeiden lässt sich eine Staubentwicklung durch die Einstreu naturgemäß nicht. Und auch über die Fütterung und die Tiere selbst kommt es zu einem Staubeintrag in Stallungen.

Dicke Luft macht krank

Eine schlechte Luftqualität kann sich negativ auf die Atemwegsgesundheit der Schweine wie auch der betreuenden Landwirte und Mitarbeiter auswirken, ein Thema also, das mehr Aufmerksamkeit verdient. Nach Angaben der Sozialversicherung für Landwirtschaft, Forsten und Gartenbau (SVLFG) gehören Atemwegserkrankungen zu den häufigsten Berufskrankheiten im Zuständigkeitsbereich der landwirtschaftlichen Berufsgenossenschaft. Insbesondere Personen aus Tierhaltungsbetrieben sind hier Gefahren ausgesetzt.  

Als Tierbetreuer sind die ersten Anzeichen von Atemwegsbeschwerden zunächst recht trivial, Symptome wie Husten oder leichter Auswurf werden häufig ignoriert. In der weiteren Folge kann es zu Kurzatmigkeit oder sogar Atemnot kommen. Warnhinweise im Bereich der Tiere sind ähnlich gelagert. Hier können rote Augen und Husten beobachtet werden bis hin zu vermehrten Lungenerkrankungen und -befunden in der Schlachtabrechnung. 

Optisch schlägt sich der Staub häufig auf Kistendeckeln oder der Aufstallung nieder, wo er deutlich mit bloßem Auge wahrgenommen werden kann. Während des Einstreuens oder bei hoher Bewegungsaktivität im Stall ist er zudem regelmäßig im hellen Licht sichtbar. Unterschieden wird dabei zwischen großen Staubpartikeln, die sich schnell am Boden niederschlagen, und sehr feinen Partikeln, die häufig viele Stunden in der Luft schweben, ohne sich abzulagern. Letztere sind besonders gefährlich, da sie mit jedem Atemzug in die Lunge, und bis zu den kleinsten Lungenbläschen vordringen können. 

Was ist zu tun?

Es gibt verschiedene Faktoren, die eine Staubentwicklung begünstigen, aber auch vermindern können:

  • Art und Qualität der Einstreu: Hier spielt neben dem Ausgangsmaterial auch die Bearbeitung der Einstreu eine Rolle. Häckselstroh ist im Handling oftmals einfacher und kann automatisiert in die Stallungen befördert werden. Auf der anderen Seite zersetzt es sich deutlich schneller und wird auch schneller von den Tieren zerkaut, beides führt in der Konsequenz zu einer höheren Staubbelastung.
  • Entscheidend ist zudem die Strohproduktion und -bergung. Auf dem Acker wird die Grundlage für die Strohqualität gelegt! In den Ställen sollte nur hygienisch einwandfreies Stroh eingesetzt werden, das ausreichend trocknen konnte und im besten Fall sogar belüftet wurde. Eine angemessene Aufnahmehöhe des Schwads zur Vermeidung von Kontaminationen und ein nicht zu festes Pressen zur ausreichenden Nachbelüftung sollten zur guten Praxis gehören. Zuletzt kann unter freiem Himmel gelagertes Stroh nie in der gleichen Qualität den Stall erreichen wie hallengelagerte Einstreu.
  • Einstreu- und Entmistungsmanagement: Im Stall spielt das Vorgehen beim Einstreuen und Entmisten eine Rolle, wenn es um das Vermeiden von Staub geht. Bewegen sich die Schweine viel, spielen und rennen, werden sie immer auch einen Teil der Einstreu schnell zertreten und zerkleinern.
  • In anderen Bereichen, etwa dem Liegebereich, wird viel Stroh zerkaut. Dieses fein vermahlene Stroh sollte regelmäßig aus den Buchten entfernt werden, damit es nicht bei jeder (Tier-) Bewegung aufgewirbelt wird. Eine gute Buchtenstrukturierung und ein regelmäßiges Entmisten der Buchten und Ausläufe vermindert die Ammoniakbildung, so dass dieser sich nicht im Staub niederschlagen und eingeatmet werden kann.
  • Durch die Anfeuchtung von Treibwegen oder Kontrollgängen vor dem Fegen kann die Reinigung möglichst staubarm gestaltet werden. Generell sollte während des Einstreuens immer auf eine gute Belüftung des Stalls geachtet werden, im Optimalfall können die Deckel von Liegenestern in dieser Zeit angehoben und Tore und Fenster im Stall weit geöffnet werden. So wird Staub sofort durch die Luftbewegung abtransportiert.
  • Fütterung: Die Fütterung und das Futter selbst stellen eine Haupteintragsquelle für Staub dar. Schon im Vorfeld sollte der Futterverarbeitung Beachtung geschenkt werden, da durch Vermahlen und Mischen eine hohe Belastung auftreten kann. Im Stall selber können geschlossene Futterbehälter zur Staubminderung beitragen.
  • Flüssig- oder Breifütterungen verringern die Problematik, in planbefestigten Stallbereichen können sie jedoch zu vermehrter Vernässung und Verkotung der Futterstellen beitragen. Auch die Rationsgestaltung sollte überprüft werden. Ölanteile im Futter haben sich zur Bindung bewährt und Informationen zur Partikelgrößenverteilung liefert ein Schüttelsieb.
  • Nicht zuletzt spielen Futterreste eine Rolle. Je weniger die Schweine aus dem Trog wühlen, desto weniger angetrocknetes Futter kann in Form von Staub später wieder aufgewirbelt werden. 

Welche Technik hilft?

Als mögliche und oft nachrüstbare Techniken zur Bindung oder Vermeidung von Staub kommen eine Entstaubung der Einstreu sowie eine Vernebelung von Wasser mit oder ohne Zusätze infrage. Die Höhere Bundeslehr- und Forschungsanstalt für Landwirtschaft Raumberg-Gumpenstein (HBLFA), Österreich, hat dazu Versuche durchgeführt, die jeweils starke Minderungspotentiale aufzeigten. 

Staub im Ferkelstall
Staub schlägt sich schnell vor allem auf Kistendeckeln nieder.

In einem ersten Versuch konnte durch eine Entstaubung des Strohs der Staubgehalt in der Luft um bis zu 80 % gemindert werden. Beim Prozedere des Entstaubens wird das Stroh zunächst automatisch aufgelöst und im Anschluss gehäckselt. Eine integrierte Absauganlage saugt den Staub dann ab. Am Markt erhältliche Anlagen fördern die Einstreu automatisiert in den Stall zu den einzelnen Dosierern über den Buchten. Der Transport erfolgt pneumatisch oder über eine Kettenförderung. Je nach Anlage und Technik sind sowohl Rund- als auch Quaderballen einsetzbar. Größere Strohmengen müssen über eine entsprechend häufigere oder längere Ausdosierung in die Buchten gebracht werden. 

In weiteren Versuchen wurde die Wirkung von Hoch- und Niederdrucktechniken zur Sprühvernebelung untersucht. Die Variante Wasser plus Öl zeigte eine deutliche Verminderung des Staubanteils in der Luft von wiederum bis zu 80 %, bei der Verneblung von ausschließlich Wasser zu über 70 %. Alle Minderungswerte sind dabei immer als Maximum zu sehen, da die weiteren beschriebenen Einflussfaktoren wie Management und Tieraktivität hinzukommen und zwischen den Betrieben, Tiergruppen und selbst Tageszeiten variieren. Die Essenz aus den Versuchen: Die Kombination beider Maßnahmen ergab das größte Reduktionspotential bezüglich des Staubgehaltes in der Luft.  

Nichts hilft?

Führt keine der Maßnahmen zu einem ausreichenden Erfolg oder können einzelne betriebsindividuell nicht umgesetzt werden, sei hier noch auf entsprechende Schutzmöglichkeiten für die Tierbetreuer hingewiesen. Im Bereich des Atemschutzes empfiehlt die SVLFG bei Einwegmasken mindestens die Schutzklasse FFP 2 oder 3, idealerweise verfügen diese über ein Ausatemventil. Alternativ können Halb- oder Vollmasken mit Partikelfilter genutzt werden. Bei längerer Tragedauer oder Vorbelastung ist ein gebläseunterstützter Atemschutz mit Hauben oder Helmen sinnvoll; je nach Exposition und vorrangigem Schutzziel sind weitere Filtertypen im Handel erhältlich. 


Ulrike Westenhorst, Landwirtschaftskammer NRW