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Einjähriges Weidelgras als Zweitfrucht

17.06.2025

Insbesondere in Futterbau- und in Biogasfruchtfolgen mit Mais sowie Getreide oder Getreide-GPS können sich - je nach Region - bis zu fünf Monate Vegetationszeit ergeben, in denen man mit Zwischenfrüchten das Biomasseproduktionspotenzial einer Fruchtfolge optimieren kann. In diesem Zusammenhang spielt das nicht winterharte Einjährige Weidelgras für den Sommerzwischenfruchtanbau eine wichtige Rolle. 

Einjähriges Weidelgras

Um den Anbau dieses Futtergrases zu optimieren, gilt es, die verschiedenen Sortentypen zu unterscheiden. Für den Zwischenfruchtanbau sind die einschnittigen Sortentypen geeignet, die vor allem zum ersten Aufwuchs hohe Erträge bringen. Dagegen werden für den Hauptfruchtanbau mit Frühjahrsansaat die mehrschnittigen Sortentypen genutzt, bei denen der Ertrag der Folgeaufwüchse stärker ausgeglichenen sind. 

Saatzeit und Sortenwahl

Als sommerannuelle Art reagiert das Einjährige Weidelgras sehr stark auf unterschiedliche Tageslichtlängen. Daher sollten die Zusammenhänge von Saatzeit und Sortenwahl unbedingt beachten werden. Im Grundsatz gilt: Je länger der Tag, desto schneller kommt das Einjährige Weidelgras nach der Keimung zum Schossen. Das Ertragspotenzial über die vegetative Blattmasse kann daher unter Langtagbedingung nicht hinreichend ausgeschöpft werden. Soll beispielsweise nach einer Getreide-GPS Mitte Juni Einjähriges Weidelgras als Zweitfrucht angesät werden, so sind bestenfalls sehr späte, mehrschnittige Sortentypen zu empfehlen. Grundsätzlich sollten von Ende Mai bis zum 15. Juli keine sehr frühen Sorten gesät werden, da diese früh anfangen zu schossen. Danach gibt es für die frühen, einschnittigen Sorten keine Einschränkung. Da die frühen Sortentypen schneller schossen, bieten sie bereits acht Wochen nach der Ansaat einen gut silierbaren, strukturreichen Aufwuchs. Späte Sortentypen gehen dagegen nicht so schnell in die generative Phase und bilden weniger Halme und relativ mehr Blattmasse. Sie sind daher strukturärmer und energiereicher. 

Der optimale Zeitpunkt für guten Ertrag

Die zu empfehlende Anbauzeit des Einjährigen Weidelgrases endet in Niederungslagen spätestens Ende August, hier sollten bestenfalls noch sehr frühe, einschnittige Typen gesät werden. Die Ertragsleistungen gehen ab diesem Zeitpunkt deutlich zurück, sodass unter wirtschaftlichen Gesichtspunkten Ansaaten Anfang September keinen Sinn mehr machen. Die Erträge gehen dann meist über 15 dt/ha TM nicht hinaus. Nur bei sehr frühen Ansaaten Ende Juni / Anfang Juli sind bei guter Wasser- und Nährstoffverfügbarkeit zwei ertragreiche Schnitte möglich. Dabei ist ein ertragsstarker erster Aufwuchs von 30 bis 35 dt/ha TM nach etwa acht Wochen zu realisieren. Mit einem zweiten Herbstschnitt können weitere 15 bis 20 dt/ha eingefahren werden. 

Auch eine Herbstbeweidung kann sehr effizient sein, da das Futter direkt in hoher Qualität und zudem sehr kostengünstig aufgenommen wird. Erfolgt die Aussaat Ende Juli / Anfang August, ist im Ansaatjahr meist nur ein Schnitt von 30 bis 35 dt/ha und gegebenenfalls eine Nachweide im Spätherbst möglich. 

Frühe Sorten für den Sommer

Frühe, einschnittige Sorten sind primär für den Sommerzwischenfruchtanbau gezüchtet und geprüft, während späte Sortentypen des Einjährigen Weidelgrases vor allem auch für den mehrschnittigen Hauptfruchtanbau geeignet sind, so zum Beispiel die Qualitätsstandardmischung (QSM) A 6.

Wenn Kleegrasmischungen, wie die QSM A 10 mit Alexandrinerklee oder Perserklee, angebaut werden, dann gehen die Kleeanteile bei späten Saatterminen deutlich zurück, wie die Ergebnisse in der Tabelle verdeutlichen. 

Einjähriges Weidelgras

 


Hubert Kivelitz,
Landwirtschaftskammer NRW