Logo der Landwirtschaftskammer Nordrhein-Westfalen

Humusaufbau in intensiven Hackfrucht-Fruchtfolgen

04.08.2025

Zum Thema „Gemüsebaufruchtfolgen optimieren - Bodenfruchtbarkeit aufbauen“ fand am 24. Juni in Bad Sassendorf auf dem ökologisch wirtschaftenden Betrieb Blume Serkshof ein Feldtag im Rahmen des HumusKlimaNetz Projekts statt. Für Gemüsebaubetriebe sowie Betriebe mit intensivem Hackfruchtanbau bot dieser Feldtag eine Vielzahl spannender Diskussionen und anschaulicher Feldexperimente rings um Werkzeuge zur Bodenbeurteilung, die Bedeutung von Humus sowie Möglichkeiten der Fruchtfolgeoptimierung.

Feldtag Vortrag
Die Vortragsthemen zu Humusaufbau allgemein und speziell zu Gemüsebaufruchtfolgen führten zu angeregten Diskussionen.

Zum Auftakt des Feldtages stellte Lukas Eiligmann-Westhues, Regionalkoordinator des HumusKlimaNetz im DBV, das Projekt vor und ging dabei insbesondere auf die Maßnahmen und Anforderungen zum Humusaufbau ein. (Siehe dazu auch den Hinweis auf die Webseite des Projektes.) Im Anschluss bot Paul Blume, Betriebsleiter und Gastgeber auf dem Serkshof, einen Überblick über die Betriebsstruktur, den Standort und seine Fruchtfolgegestaltung. Anschaulich stellte Blume einige der Herausforderungen des ökologischen Gemüsebaus heraus und teilte erste Erfahrungen mit bestimmten Maßnahmen zum Humusaufbau, unter anderem zur Integration von mehrjährigem Feldfutter in die Fruchtfolge. Der Betrieb baut neben Gemüse unter anderem auch Brot- und Futtergetreide an und betreibt einen Hofladen mit hofeigenen Produkten. Blume sammelt Erfahrungen mit einem Agroforstsystem aus Pappeln mit Nutzung als Unterschlupfmöglichkeit für seine Legehennen, dem so genannten „Hühnerwald“, und setzt in bestimmten Kulturen auf einen solarbetriebenen Feldroboter zur Aussaat und Beikrautregulation.

Nährstoffströme lenken

Feldtag Vortrag
Pascal Gerbaulet vereinte in seinem Vortrag verschiedene Optimierungsansätze für die Stickstoff- und Kohlenstoffdynamik landwirtschaftlich genutzter Böden.

Im anschließenden Fachvortrag mit dem Titel „Gemüsebaufruchtfolgen nachhaltig gestalten – Humus mehren und Stickstoff bewahren“ ordnete Pascal Gerbaulet, Ackerbau- und WRRL-Berater der Landwirtschaftskammer NRW, die Chancen und Herausforderungen für Humusaufbau in Gemüsebaufruchtfolgen ein. Grob lässt sich dieses Spannungsfeld mit folgenden Schlagworten umreißen: Intensive Bodenbearbeitung, enge Kohlenstoff-zu-Stickstoff-Verhältnisse (C:N) der Erntereste und höhere Ernte-Nmin-Werte. Mit Anschluss an Themen aus dem Gewässerschutz stellte Gerbaulet einige Ansätze vor, anhand derer Nährstoffströme verbessert gelenkt werden können. Hiervon könne auch der Humus von profitieren: „Die organische Bodensubstanz besteht zu großen Teilen aus Kohlenstoff wie auch Stickstoff. Den Nmin-Gehalt zu messen, bietet eine gute Grundlage für eine Optimierung und gehört zur Erfolgskontrolle der Düngung,“ so Gerbaulet. Weiter im Vortrag unterschied er die Umsetzungsraten von organischem Material im Boden näherungsweise über das C:N-Verhältnis. „Wichtig ist, sowohl mit Stickstoff als auch mit Kohlenstoff, also Humus, möglichst effizient zu haushalten. So kann ein nicht unerheblicher Teil dieser Nährstoffe durch die Organik auf dem Feld selbst aufgebaut und erhalten werden“, meinte der Berater. Es empfehle sich daher zum Beispiel, auf den letzten Satz Gemüse eine angepasste Winterbegrünung folgen zu lassen.

Wasser und Kalk 

Welche Rolle die Verfügbarkeit von Wasser und die Kalkung für die Humusbildung und -stabilisierung spielt, ist am Vormittag angeklungen und konnte am Nachmittag auf dem Feld diskutiert werden. Pascal Gerbaulet und Dr. Konrad Egenolf, ebenfalls Landwirtschaftskammer NRW, simulierten durch Zugabe einer Calciumlösung zum Oberboden die Bindungskraft von Calciumbrücken und deren Bedeutung für die Aggregatstabilität. Außerdem konnten die Auswirkungen eines niedrigen pH-Werts sowie von Bodenbearbeitung auf die Struktur von Böden mittels Schlämmanalyse und Versickerungstest anschaulich gemacht werden.


Betriebsleiter Paul Blume (2.v.r.) bot den Teilnehmenden eine Führung über den Naturlandhof Blume Serkshof und das in Hofnähe im Jahr 2024 angepflanzte Agroforstsystem.

Führung über den Naturlandhof Blume Serkshof

 

Genese der Lößböden

Blick ins Bodenprofil
Gespannt wurden die Einblicke in den Boden aufgenommen und viele Teilnehmende waren sich einig, nun selbst öfter, etwas tiefer in den Boden zu blicken.

An zwei Bodenprofilen erklärte Dr. Konrad Egenolf zunächst die Entstehung der Lössböden in der Soester Börde. Gemeinsam mit den Teilnehmenden des Feldtages wurden anhand des Aufbaus der vorgefundenen Parabraunerde anschließend Ableitungen für deren Bewirtschaftung diskutiert. „Eine Tiefenlockerung sollte nicht voreilig in Betracht gezogen, sondern vielmehr zunächst geprüft werden, ob die vorgefundene Verdichtung nicht auch pedogenen Ursprungs sein kann. Die unter dem Pflughorizont vorgefundene, durchaus zufriedenstellende Anzahl an Bioporen zusammen mit der Tatsache, dass ein tonangereicherter Bt-Horizont charakteristisch für eine Parabraunerde ist, sind Argumente für eine ausreichende Durchdringbarkeit des Bodens trotz eines wahrnehmbaren Widerstands“, so der Bodenkundler.

Fazit für die Praxis

Auf diesem Feldtag wurde eindrücklich und bildreich auf die Funktionen von organischer Bodensubstanz, die Möglichkeiten der Fruchtfolgegestaltung und Werkzeuge zur Bodenbeurteilung eingegangen. 

Die kostenfreie Teilnahme am Feldtag und die Einrichtung des Projekts als solches werden ermöglicht durch die Förderung des Bundesministeriums für Ernährung, Landwirtschaft und Heimat (BMLEH). Weitere Informationen über das Projekt finden Sie unter www.humus-klima-netz.de.


Lukas Eiligmann-Westhues, DBV