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Jederzeit regional einkaufen

06.06.2025

Einen Laden mit regionalen Produkten, der rund um die Uhr geöffnet hat: Den gibt es seit Oktober 2024 in Rheurdt-Schaephuysen. Eröffnet wurde er von Direktvermarkterin Carina Bürgers. 

Familie Bürgers bewirtschaftet einen Milchviehbetrieb in Rheurdt und ist 2019 in die Direktvermarktung eingestiegen. Neben der eigenen Rohmilch bieten sie in ihrer Markthütte vor dem Hof über Verkaufsautomaten weitere Produkte von Erzeugern aus der Umgebung an. Im vergangenen Jahr kam die Anfrage der benachbarten Gemeinde Schaephuysen, ob sie auch dort Automaten aufstellen könnte, weil der örtliche Edeka geschlossen hatte.

Carina Bürgers vor dem Smart Store
Carina Bürgers zieht ein halbes Jahr, nachdem sie den Smart-Store in Rheurdt-Schaephuysen eröffnet hat, ein positives Fazit.

Das wollte Carina Bürgers aber nicht, da sie die Erfahrung gemacht hat, dass die Automaten störungsanfällig sind, was ungünstig ist, wenn man nicht selbst vor Ort ist. „Durch das Bargeld gibt es häufiger Störungen. Da klemmt mal ein Schein, dann ist das Wechselgeld leer – und: Bargeld zieht Diebe an“, erläutert sie. Auf der Suche nach einer anderen Lösung für die örtliche Nahversorgung der Schaephuysener entstand dann die Idee, einen Smart-Store zu eröffnen, in dem zu jeder Uhrzeit und an allen Wochentagen bargeldlos eingekauft werden kann. „Als wir die ersten Angebote eingeholt haben, war klar, das kostet schon eine ganze Menge Geld“, berichtet Carina Bürgers. Außerdem war vorher nicht sicher, wie der Laden im Dorf angenommen wird. Schlussendlich haben Fördergelder für Struktur- und Dorfentwicklung im ländlichen Raum des Landes Nordrhein-Westfalen in Höhe von 85 000 € beim Start des Projekts geholfen. „Das waren 65 % der Investitionskosten. Je nach Förderprogramm werden unterschiedlich gestaffelte Prozentsätze gefördert. Das war zwar ein gewaltiger bürokratischer Aufwand, aber am Ende des Tages hat es sich gelohnt“, erzählt die Direktvermarkterin. Sie habe sich auch mit einer Förderung im Rahmen des Leader-Programms beschäftigt, aber die Förderung für Struktur- und Dorfentwicklung konnte im Endeffekt schneller beantragt und ausgezahlt werden. 

Selbst scannen

Am 25. Oktober 2024 war es dann so weit und der Smart-Store Schaephuysen wurde eröffnet. Er befindet sich an der Hauptstraße des Ortes und umfasst eine Verkaufsfläche von etwa 35 m2. Das Gebäude hat Familie Bürgers von der Gemeinde gemietet. Hier kann nun jederzeit eingekauft werden. Doch wie funktioniert das? Ganz einfach: Der Kunde scannt an der Eingangstüre des Smart-Stores seine Bankkarte und schon wird diese entriegelt und man kann den Laden betreten. Alternativ kann man sich auch mit dem Smartphone registrieren und erhält dann einen QR-Code, der an der Eingangstür eingescannt wird, um die Einlasskontrolle zu passieren. Ein Großteil der rund 450 Produkten im Sortiment ist mit einem Barcode versehen. Produkte, die keinen Barcode haben, wie Obst und Gemüse zum Beispiel, werden auf eine Waage gelegt. Diese druckt je nach Kilopreis entsprechende Etiketten. Der Kunde scannt dann am Kassenterminal seine Einkäufe und bezahlt bargeldlos. 

Schwarzes Brett im Smart Store
Da es in der Regel keinen direkten Kundenkontakt gibt, dient ein schwarzes Brett dem Austausch. Produkte, die keinen Barcode haben, wie Obst und Gemüse, werden auf die Waage gelegt, die dann je nach Kilopreis entsprechende Etiketten druckt.

Um die Kunden mit dem System vertraut zu machen, bietet Carina Bürgers vormittags zwei Stunden Servicezeit an. „Wer Probleme hat oder Hemmungen, der kann dann kommen“, erklärt sie. In dieser Zeit ist ohnehin jemand im Store, um die Produkte nachzufüllen und sauber zu machen. Mittlerweile kämen die meisten Kunden ohne Hilfe zurecht. Wahrscheinlich auch, weil die Betreiberin den Laden möglichst selbsterklärend eingerichtet hat, zum Beispiel durch kleine Hinweisschilder. 

Da es außerhalb der Servicezeit keinen direkten Kundenkontakt gibt, dient ein schwarzes Brett dem Austausch. Die Kunden können ihre Rückmeldungen auf Zettel schreiben und anpinnen. „Das sind meistens Wünschen nach bestimmten Produkten, aber auch Lob“, erzählt Carina Bürgers. Für den Notfall ist ihre Handynummer an der Kasse ausgehängt. „Ich werde aber erstaunlich wenig angerufen und wenn jemand anruft, kann man das meistens am Telefon klären und ich muss nicht hinfahren“, berichtet sie. Falls sie selbst Hilfe benötigt, gibt es einen Ansprechpartner bei der Firma Shop-IQ, bei der sie die gesamte Soft- und Hardware des Ladens erworben hat. 

Per Video überwacht

Shop-IQ speichert auch die Aufnahmen der im Laden installierten Videokamera ab, so wird durch Einlasskontrolle und Videoüberwachung unehrlichen Kunden der Diebstahl erschwert. „Im schlimmsten Fall können wir die Leute durch die Einlasskontrolle rückverfolgen. Aber bisher gab es nur kleine Diebstahldelikte, nichts Dramatisches“, berichtet die Betreiberin. Im Store hängt ein Bildschirm, der die Kameraaufnahmen anzeigt, damit Leute sich nicht unbeobachtet fühlen. Auch direkt an der Kasse ist eine Kamera installiert. Die Softwarefirma speichert die Aufnahmen, falls darauf zurückgegriffen werden muss. „Wenn Unregelmäßigkeiten im Warenbestand auffallen, schauen wir uns die Videos an“, erläutert Carina Bürgers. 

Bürgers Smart Store - Kameraüberwachung im Laden

Neben der Sicherheit gibt es noch viele weitere Dinge rund um den Smart-Store, für die die Landwirtin zuständig ist. „Als Kleinunternehmer muss man sich um alle Bereiche kümmern: Betriebswirtschaft, Marketing, Personal“, erzählt sie. Dabei geholfen hätten ihr unter anderem Weiterbildungen zur technische Fachwirtin und zur Agrarbürofachfrau. Die meiste Arbeit falle im Bereich Warenwirtschaft an. Unterstützt wird sie von sechs angestellten Minijobbern, die den Smart-Store und die Automaten am Hof nachfüllen. 

Auf dem Hof der Familie Bürgers, der knapp 4 km vom Smart-Store entfernt liegt, dient ein großes Kühlhaus als Lager für die Produkte, denn in Schaephuysen gibt es nur einen kleinen Lagerraum neben dem Laden. Die Produkte werden je nach Bedarf und Haltbarkeit von den Zulieferern aus der Region angeliefert oder mit dem eigenen Lieferfahrzeug der Bürgers abgeholt. Insgesamt bezieht Carina Bürgers von rund 30 Lieferanten Produkte. „Gemüse und Obst kommen aus der direkten Umgebung, ein paar Produkte stammen aber auch aus dem Münsterland“, erläutert sie. Vom eigenen Betrieb wird nur Rohmilch über die Milchtankstelle am eigenen Standort vermarktet. Ein Großteil des Sortiments stammt von konventionell wirtschaftenden Betrieben. „Wir haben hier einen tollen Biohof in der Nähe, der selbst Direktvermarktung macht. Deshalb habe ich auf das Pferd gar nicht gesetzt“, erklärt die Unternehmerin.

Ein richtiger Dorfladen

Sortiment im Smart Store
Beim Sortiment war es der Direktvermarkterin wichtig, von allem etwas zu bieten. So gibt es neben Lebensmitteln auch Hygiene- und Pflegeprodukte sowie Geschenkartikel. 

Für sie ist wichtig, dass der Smart-Store ein richtiger Dorfladen ist. Dementsprechend hat sie das Sortiment zusammengestellt und bietet neben Lebensmitteln auch Hygiene- und Pflegeprodukte sowie Geschenkartikel an. „Wir haben Seife, Shampoo, Waschmittel, Spülmittel, Toilettenpapier“, zählt sie auf. Nur im Smart-Store und nicht in den Automaten gibt es außerdem Eintöpfe und Suppen, Hafermilch, Mehle und Backmischungen sowie Öle. 

Damit aus wirtschaftlichen und nachhaltigen Gründen möglichst wenige Produkte das Mindesthaltbarkeitsdatum überschreiten, nutzt Carina Bürgers Aktionen mit reduzierten Preisen, um alles rechtzeitig zu verkaufen. 

Der Dorfladen soll nicht nur eine Einkaufmöglichkeit bieten, sondern gleichzeitig ein Ort der Begegnung sein. Denn es gibt auch einen Kaffeeautomaten, außerdem werden Teilchen, Eis und kalte Getränke angeboten. Vor dem Smart-Store laden Tische und Bänke zum Verweilen ein, um all das gemeinsam zu genießen. 

Fazit nach den ersten Monaten

Insgesamt ist Betreiberin Carina Bürgers zufrieden damit, wie es bisher gelaufen ist. „Viele Sachen, die am Anfang technisch schwierig waren, haben wir schon gelöst. Man musste schauen, wo es bei der Bedienerfreundlichkeit hapert. Das ganze System funktioniert gut, aber es ist ein stetiger Optimierungsprozess“, erläutert sie. In Zukunft sollen das Kassenterminal noch bedienerfreundlicher und das Warenwirtschaftssystem weiter optimiert werden. „Gerade Software ist immer ein stetiger Prozess“, erklärt die Unternehmerin. Schließlich gebe es auch noch nicht viele Smart-Stores: „Hier in der Gegend sind wir auf jeden Fall Vorreiter.“


Katrin John/LZ Rheinland