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Mit Mobilställen durch den Winter

26.12.2025
Mobilstall

Das System der Hühnermobilställe funktioniert im Sommerbetrieb problemlos und bietet viele Vorteile. Grünes Gras, blauer Himmel und glückliche Hühner sind das ideale positive Bild, das auch vom Verbraucher honoriert wird. Umso größer ist die Herausforderung im Winter, wenn die Bedingungen widriger werden und sich die Vorteile ins Gegenteil umkehren können. 

Hühnermobilställe im Winter erfordern vor allem Weitsicht und Planung. Während im Sommer die Einheiten sehr freizügig bewegt werden können, sind die Aktionsmöglichkeiten im Winter bedingt durch (Dauer-)Regen und den hohen Sättigungsgrad der Böden schnell eingeschränkt. Das Gewicht der Ställe inklusive deren Bewohnern und Vorräten wird oftmals unterschätzt. So bringt es zum Beispiel eine vergleichsweise kleine Einheit für 130 Hennen auf ein Leergewicht von etwa 1 500 kg. Mitsamt 150 l Tränkwasser, 100 kg Futter und natürlich den knapp 260 kg für die Hennen sind das auch über 2 t. Die üblichen Modelle um 200 bis 300 Stallplätze erreichen auch schnell Werte über 4 t. Bei kleineren Einheiten oder Eigenbauten kommt zum Teil auch sehr schmale Bereifung, teilweise aus dem Pkw-Bereich, zum Einsatz. Letzten Endes ist das Fahrwerk auch nicht dafür gedacht, den Stall erst dann zu bewegen, wenn es zu spät ist. Daher ist es wichtig, für den Winterbetrieb gesonderte Stellplätze vorzuhalten und diese dann auch rechtzeitig zu belegen. Die Intention bei Winterstellplätzen ist, diese möglichst lange zu nutzen und in einem gewissen Sinne gezielt zu opfern, um die restlichen Auslaufflächen zu entlasten. Grundsätzlich werden Winterstellplätze so spät wie möglich und so früh wie nötig belegt.

Anforderungen an einen Winterstellplatz

Ein Winterstellplatz sollte keinesfalls auf Flächen liegen, die zum Versumpfen neigen oder gar staunass 

Mobilstall am Winterstellplatz
Hier wurde der Winterstellplatz mitsamt Zuwegung durch eine Hackschnitzelauflage ertüchtigt. Im Hintergrund sind die Strukturen von Altgras zu erkennen. Das graue und trübe Wetter ist, wenn länger anhaltend, eine Belastung für die Energieversorgung der Ställe. 

sind. Senken oder durch Überschwemmung gefährdete Uferbereiche scheiden ebenso aus. Sinnvoll sind Kuppen und flachgründigere Böden. Fairerweise sei gesagt, dass auf Kuppen die Windexposition ein Problem sein kann, was aber gegenüber einem Stall im Morast das geringere Übel ist. Ideal ist eine Positionierung so, dass der Stall direkt an oder zumindest nahe an einem befestigten Weg steht. Dies erleichtert die Tierbetreuung und Versorgung auch bei widrigster Witterung. Zudem sollte der Auslauf bei stehendem Stall umgesteckt werden können, der Stellplatz dazu mindestens einen Auslauf in Reserve bieten. Für vollmobile Ställe mit Rädern, die auch über Wege bewegt werden können, ist es zudem zielführend, die Ställe in Zug- oder Fahrtrichtung zu stellen, so dass möglichst schnell befestigter Untergrund erreicht wird, wenn ein Flächen- oder Standortwechsel im Winter vorgenommen werden soll. Bei der Ausrichtung des Stalls sollte allerdings der Hautwindrichtung mehr Augenmerk geschenkt werden.  

Es ist praktikabel, die Standfläche selbst sowie den von den Tieren intensiver genutzten unmittelbaren Bereich um den Stall mit Hackschnitzeln auszukoffern. Dazu sollte der Auftrag mindestens 20 cm betragen. Gleiches gilt auch für mögliche Zuwegungen zu den Ställen und insbesondere für Einheiten, bei denen der Zugang nur durch den Auslauf möglich ist. Für die Zuwegungen kommen auch Matten oder Kunststoffgitter, wie Paddockplatten, in Betracht, um halbwegs trocken und sauberen Stiefels zum Stall zu gelangen. Zwar entsteht der Aufwand im Frühjahr, die Hackschnitzelmatte abzufahren und als Wirtschaftsdünger auszubringen sowie die (Gras-) Narbe im Frühjahr zu erneuern. Dafür steht aber der Stall relativ trocken und gegen den Untergrund isoliert und die Zuwegung ist trockenen Fußes und Reifens möglich. Und eine Erneuerung ist ohnehin notwendig, egal, ob alles vermatscht ist oder durch Hackschnitzel bedeckt. Andere Materialien, wie ausgerollte Strohballen, sind zwar denkbar, aber eher im Bereich Notlösung zu verorten. Stroh ist weniger saug- und tragfähig und begünstigt in geschützten Bereichen das Verlegen von Eiern im Auslauf. 

Eine Hackschnitzelmatte um den Stall vermindert noch ein weiteres Problem: Anders als im Sommer bringen die Tiere aus dem Auslauf über die Füße viel Feuchtigkeit mit in den Stall. Gerade der stark strapazierte Bereich um den Stall ist sehr schnell ohne schützende Vegetation, Matsch und Pfützen sind die Folge. Eine Hackschnitzelmatte um den Stall wirkt wie eine Art Fußmatte, so dass die Tiere nicht direkt aus dem Matsch in den Stall gelangen und der Eintrag reduziert werden kann. Und sie stellt ein Scharrangebot dar, was dabei unterstützt, die Hennen auch im Winter in ihrem Verhalten auszulasten. 

Auslauf optimieren und attraktiv halten 

Mobilstallhennen sind eine intensive Nutzung des Auslaufs mit einem Maximum an Freigang gewohnt und werden dieses Verhalten auch im Winter nicht ändern. Darauf muss man sich als Halter einstellen. Während im Sommer viel frisches Grün zur Verfügung steht, ist das Angebot im Winter, bedingt durch die Vegetationsruhe, schnell reduziert. Dennoch lässt sich ein Winterauslauf mit etwas Weitsicht so gestalten, dass er für die Tiere länger attraktiv und insgesamt tragfähig bleibt. Hohe Bestände an Klee- oder Luzerne sowie Zwischenfrüchte bieten sich auf Ackerflächen an. Auf Dauergrünland können dies ähnliche Strukturen über Altgrasstreifen sein. Insbesondere bei letzteren trampeln die Hennen bei der Futtersuche den Bestand zwar nieder. Das trockene, verholzte Material bedeckt als Mulchauflage aber noch den Boden und schützt diesen, so dass die Nutzungsdauer des Auslaufs länger ist. Frisches Grün hingegen wird gepickt, zudem können die Hennen nach ausgefallenen Samen und Insekten suchen, was die Attraktivität steigert und Beschäftigung bietet. In Hanglagen arbeiten die Tiere über Scharren tatsächlich das Material sukzessive hangabwärts. Eine Pflege mit Abfuhr der Reste der Mulchauflage im Frühjahr ist zwingend erforderlich für einen guten Neuaustrieb. 

Hennen im Scharrraum
Hier wurde der Scharrraum stärker eingestreut, um den Feuchtigkeitseintrag über die Füße zu reduzieren. Als Einstreu wurde Luzerneheu verwendet. Der Aufwand für den regelmäßigen Austausch der Einstreu ist natürlich entsprechend hoch. 

Bei älteren Beständen von Zwischenfrüchten oder Blühmischungen mit hohem Anteil an groben Stängeln, zum Beispiel von Senf oder Sonnenblumen, bieten diese zusätzlich Deckung und die Tiere bewegen sich dazwischen. Der Boden ist zwar offener als bei Grünlandnarben, hat aber über das Wurzelwerk eine recht gute Tragfähigkeit. Klar ist, dass sehr junge Zwischenfruchtbestände deutlich weniger belastbar sind. Frühe Saaten und Untersaaten sind daher klar zu empfehlen, um ausreichend kräftige Bestände zu bilden. 

Beschäftigungsmaterial bieten

Bietet die Vegetation kaum oder keine attraktiven Beschäftigungsmöglichkeiten mehr, können Alternativen helfen, die Hühner auszulasten und in ihrem Aktionsradius auch zu steuern. Das können zum einen Siloballen sein oder Klee-/Luzerneheu, in denen sie scharren und picken können. Die Ballen können zudem in zweiter Instanz als Bodenbedeckung genutzt werden. Keinesfalls verwendet werden sollte klassisches Gräserheu, gerade wenn es fein strukturiert ist. Hier besteht die große Gefahr von Kropfwicklern. Premiumangebote für die Hennen sind Kisten mit frisch gekeimtem Getreide oder Runkelrüben zum Picken. Erstere bedeuten jedoch zusätzlichen Arbeitsaufwand, letztere müssten selbst angebaut werden, da sie nur noch sehr selten zu finden sind. Einen Versuch mit ein paar Runkeln aus dem Hausgarten ist es allemal wert. Solche Zusatzangebote bekommen dann mehr Bedeutung, wenn das Thema Stallpflicht droht.

Der Faktor Wind

Mobilstall umsetzen
Im Winter erlauben fast nur die seltener werdenden Frosttage ein geordnetes Umsetzen von Mobilställen. Umsetzen ist daher nicht plan- und kalkulierbar, was wiederum klar für einen Winterstellplatz ab dem Spätherbst spricht.

Neben dem Regen ist der Wind eine weitere Herausforderung im Winter, da er die ohnehin niedrigen Temperaturen über den Windchill-Faktor weiter reduziert. Ställe werden daher idealerweise so gestellt, dass sie mit der Stirnseite in Hauptwindrichtung stehen. So sind die in der Regel an den Längsseiten befindlichen Auslauf- und Lüftungsklappen nicht exponiert. Das Risiko bei extremen Lagen, wie Sturm, der mit den Böen ins Stallinnere drückt oder Auskühlung durch schneidend kalten, trockenen Ostwind, wird so deutlich reduziert. 

Aber auch latente, übermäßig starke Zugluft, welche Atemwegsinfekte der Hennen begünstigt, gilt es im Blick zu halten. In der Praxis werden bei Stallmodellen mit Scharrraum unter dem Stall zum Späthebst hin Windschutzplatten zumindest an den Windexponierten Seiten hin angebracht, oft auch an allen Seiten. Im Extremfall ist es auch eine Option, einige Auslaufklappen zu schließen. Aber Achtung: Die Anzahl der von den Tieren nutzbaren Auslaufklappen darf nicht unter die in der Tierschutznutztierhaltungsverordnung oder zusätzlich der EU-Öko-Verordnung geforderten Mindestzahlen- und Maße reduziert werden. 

Der Wind kann auch an anderer Stelle Probleme bereiten: Geflügelnetze bieten eine überraschend hohe Angriffsfläche. Ist der Boden komplett wassergesättigt, können Zäune tatsächlich umgeweht werden, weil die Spitzen, auch Doppelspitzen, nicht mehr im Boden halten. Zusätzliche Abspannung in Hauptwindrichtung ist also empfehlenswert. 

Maßnahmen im Stall

Im Stall ist vor allem wie genannt der Feuchtigkeitseintrag von Relevanz. In Festställen ist dies kein Problem, da der Kaltscharraum als Fußmatte fungiert. In Mobilställen hingegen tragen die Hennen die Feuchtigkeit mit den Füßen direkt in den Stall. Die Einstreu neigt daher zum Verdichten und auffälliger Plattenbildung. Ein häufigerer kompletter Austausch der Einstreu, auch wenn auch ungeliebt und arbeitsaufwändig, ist daher notwendig, vor allem um die Füße trocken zu bekommen. Einfaches Überstreuen führt dazu, dass die neue Schicht von beiden Seiten, von unten wie von oben, Feuchtigkeit zieht, und weniger lang ihren Zweck erfüllt. Zudem ist das misten dann aufwändiger. 

Warum sind trockene Füße so wichtig? Die Haut aufgeweichte Haut der Füße ist sehr empfindlich für spitze Fremdköper wie Splitter. Diese drohen im Mobilstall, wenn Einrichtungsgegenstände aus Holz zu aggressiv mit dem Hochdruckreiniger bearbeitet werden und auffasern. Vor allem bei Sitzstangen droht eine große Gefahr des Eindringens, wenn die Hühner aufbaumen, da der Greifreflex für einen sehr festen Griff sorgt. Sitzstangen sind mit dem Hochdruckreiniger daher so schonend wie möglich zu behandeln!

Eine höhere Luftfeuchtigkeit im Stall kann auch dazu führen, dass die Ammoniakwerte in der Luft die erlaubten Grenzwerte überschreiten (10 ppm) und der typisch stechende Ammoniakgeruch wahrnehmbar wird. Der Luftaustausch wird bei vielen Modellen mittels Kamineffekt zwischen unten gelegenen Scharrraum und Auslaufklappen und im oberen Stallbereich angebrachten Lüftungsklappen sichergestellt. Wird der Scharrraum mit Windschutzplatten ganz oder teilweise geschlossen, so kann der Luftaustausch reduziert werden oder, ebenfalls ungünstig, verstärkte Zugluftströme in einigen Bereichen entstehen. Bedingt durch die höhere Luftfeuchtigkeit bleibt auch der Kot der Tiere länger feucht und belastet die Stallluft. Das Risiko für Atemwegserkrankungen der Hennen ist dadurch gesteigert und auch für die betreuende Person nicht gerade angenehm. Als Halter sollte man sich auf seine Nase verlassen und, wenn nötig, über eine erhöhte Frequenz bei der Entmistung Abhilfe schaffen. 

Die Stalltechnik im Blick halten

Widriges Winterwetter kann auch die Technik des Stalls an ihre Grenzen bringen. Das gilt insbesondere für die Stromversorgung. Bei Mobilställen ist diese meist auf einen Inselbetrieb mit PV-Modulen und entsprechend dimensionierten Speicherbatterien ausgelegt. Dem gegenüber stehen etliche Verbraucher. Standard sind Auslaufklappensteuerung und Lichtprogramm, zum Teil auch noch der automatische Nestaustrieb. In größeren Einheiten kommen auch Futterketten, Lüftungseinrichtungen und angetriebene Sammelbänder hinzu. Auch wenn die Stallbaufirmen dazu gelernt haben, kann es Situationen geben, in denen die Stromversorgung nicht mehr sichergestellt werden kann. Tagelang mit Schnee bedeckte PV-Module sind so ein Fall, wobei hier tatsächlich der Schnee abgefegt werden kann. Fast schon kritischer sind langanhaltende Phasen mit Hochnebel und nasskalter Witterung, an denen es tagsüber nicht wirklich hell wird und auch kein Wind geht („Dunkelflaute“). Da helfen dann auch kleine Windräder nichts mehr, die man öfter an Eigenbauten sieht. Daher sollte man zumindest wissen, ob und wie eine externe Stromversorgung sichergestellt werden, sei es durch Austausch von Akkus, die im besten Falle geladen auf dem Hof bereit liegen, oder eine Einspeisung über ein Aggregat. Ein Stromausfall ist ein Szenario, dass einfach einmal geübt werden sollte um zu wissen, was zu tun ist. 


Christian Cypzirsch,
Kompetenzzentrum ökologischer Landbau (KÖL) Rheinland-Pfalz