Am 18. Juni hat der Biogeflügeltag NRW der Landwirtschaftskammer NRW stattgefunden. Trotz zweier wichtiger Parallelveranstaltungen im Biobereich fanden sich etwa 26 Teilnehmer auf Haus Düsse ein, um neues Fachwissen rund um das Biogeflügel zu erfahren.
Axel Hilckmann, Fachberater im Ökoteam der Landwirtschaftskammer Nordrhein-Westfalen für die Biogeflügelhaltung, begrüßte die Teilnehmerinnen und Teilnehmer und stellte die wesentlichen Neuerungen und den aktuellen Markt in der Biogeflügelhaltung vor. Hervorzuheben sind hier die gute Nachfrage nach Eiern und Geflügelfleisch, aber auch die Herausforderungen der Biogeflügelbranche im Hinblick auf die die neuen Richtlinien der EU-Öko-VO zu den geforderten Ausläufen bei Junggeflügel oder der Forderung nach 100 % Biofütterung. Angeregt diskutiert wurde auch das in-Ovo-Verfahren zur frühzeitigen Geschlechtsentwicklung im Biogeflügelbereich.
Aktuelle Herkünfte
Matthias Girschik, Bioland Berater aus Bayern und BaWü, ging auf die verschiedenen Rassen und aktuellen Herkünfte im Legebereich ein. Von ÖTZ über die bekannten Hybriden, wie Lohmann Brown oder Sandy, werden in letzter Zeit vermehrt Warren eingestallt. Die spannende Frage wurde diskutiert, welches Huhn in den Bioställen der Zukunft steht.
Anschließend stellten sich die Vermarktungspartner vor. Lea Gauer von der Packstelle Gut Rosenthal berichtete von einem Nachfragemarkt nach Bioeiern. Pro Woche werden in der Packstelle im Oberbergischen Kreis etwa 600 000 Bioeier sortiert „Wir sind dringend auf der Suche nach Erzeugern, die sich uns anschließen möchten“, warb Lea Gauer. Das Gut Rosenthal steht interessierten Landwirten als Abnehmer für Bioeier zur Verfügung
Fleischmarkt ist Nachfragemarkt
Auch der Biogeflügelfleisch-Vermarkter Biofino stellte sich vor und berichtete von einer positiven Marktlage. Geflügelfleisch sei das einzige Fleisch, bei dem die Nachfrage noch wächst. Gute Tierhaltung, Regionalität und faire Zusammenarbeit zeichnet die Unternehmensgruppe Biofino in Emstek aus. Auch hier sind Landwirte gerne willkommen, die ökologisches Geflügel produzieren wollen. Klemens Hinssen von Thönes Natur aus Wachtendonk wiederum würde gerne Erzeuger von Biogeflügelfleisch aus der Region aufnehmen.
Erfolgreich umgestellt
In den Beiträgen am Nachmittag ging es bei Johanna Hanczaryk und Jan-Niclas Sablewski von der Uni Bonn um die Umstellung eines konventionellen Acker- und Schweinemastbetriebs auf einen Biobetrieb mit 9 600 Bio-Hähnchen. Der real existierende Betrieb im Münsterland mit 75 ha, 2,5 AK, 1 500 Mastschweineplätzen, 140 Fressern und 600 Legehennen wurde von den Studenten zu einem ökologisch wirtschaftenden Betrieb mit nur noch 2 AK und anstatt der Schweinehaltung in Zukunft zwei Mal 4 800 Biomasthähnchen umgeplant. Nach der Umstellung auf die ökologische Geflügelhaltung erzielte der Betrieb ein höheres Einkommen bei weniger Arbeitskrafteinsatz.
Wahre Erzeugerpreise
Der letzte Vortrag widmete sich den wahren Erzeugerpreisen. Matthias Girschick und Axel Hilckmann stellten den Teilnehmern eine betriebswirtschaftliche Berechnung für einen vollkostendeckenden Eierpreis und eine für den Auszahlungspreis eines Biomasthähnchens vor. So müsste der Eierpreis der Packstelle unter Berücksichtigung aller Kosten 24,71 Cent für den Erzeuger betragen und der Preis für 1 kg Biomasthähnchen von der Schlachterei an den Mäster 3,22 €/kg LG - dies allerdings bei einem gerechneten Lohn des Tierhalters von 40,00 € pro Stunde.
Schon kleine Veränderungen in der Erzeugung, wie etwa eine geringe Verbesserung der Legeleistung um 2 % oder auch die Verringerung der Baukosten für den Stall, verändern den Erzeugerpreis. Ein um 3,00 € geringerer Futtermittelpreis senkt den vollkostendeckenden Erzeugerpreis beim Ei um 0,5 Cent. Beim Mastgeflügel sind es Faktoren wie die Futterverwertung, die Leerstandszeit und auch die Verringerung der Baukosten.
Axel Hilckmann,
Landwirtschaftskammer NRW