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Zweimal Erfolg mit Bioschweinen

16.10.2025

Familie Löer aus Anröchte-Uelde und Familie Petig aus Dörentrup-Bega setzen auf die Haltung von Biomastschweinen und Biosauen. Und haben damit Erfolg. 

Erfolgreich in die Bioschweinemast eingestiegen

Löer Überdachter Auslauf

Als typischer Gemischtbetrieb mit Milchkühen und Schweinen wurde der Betrieb der Familie Löer 1964 aus dem Kernort von Anröchte-Uelde nahe Soest ausgesiedelt. Bis 2001 wurden im geschlossenen System 180 Sauen gehalten, um im Anschluss alleinig auf die Schweinemast zu setzen. Im Jahr 2016 reiften bei Bernd Löer die Überlegungen, den Betrieb neu auszurichten und nach Einkommensalternativen zu suchen. 

Rechts: Der Außenliegebereich wird von den Schweinen sehr gut frequentiert. Der bereit gestellte Strohballen wird von den Schweinen selbständig auseinandergenommen.

Als Folge des Krieges in der Ukraine ließ die Nachfrage nach Bio-Pilzen, mit denen im Jahr 2017 gestartet worden war, deutlich nach, so dass deren Produktion im Jahr 2024 eingestellt wurde. Durch Nachfrage aus dem LEH wurde das Interesse, die Schweinemast auf ökologische Haltung umzustellen, geweckt. Nachdem Bio-Ferkelbezug und Vermarktung geklärt werden konnten, erfolgte im Jahr 2022 der Umbau der Stallungen und die Einrichtung von Ausläufen nach draußen.

Kooperation mit Bio-Ferkelerzeuger

Löer Auslauf

Heute werden auf dem Betrieb knapp 1 400 Bio-Mastschweine gehalten. Durch die Kooperation mit einem sehr großen Bio-Ferkelerzeuger aus dem südlichen Niedersachsen ist es möglich, 700 Ferkel in einer Lieferung zu erhalten. 

Links: Der Auslauf gliedert sich einen überdachten Liegebereich und den unüberdachten Teil, der zum Koten dient. 

Die Vermarktung erfolgt über den Viehhandel Goldswien, einem Partnerunternehmen der Edeka-Regionalgesellschaft Minden-Hannover. Bei der Genetik wird auf die Kreuzung Topigs TN 70 und Pic 408 gesetzt, die sich bei ökologischer Haltung hinsichtlich ihrer Robustheit sehr bewährt hat und gleichzeitig gute Schlachtkörper liefert.

Die Ausläufe nach draußen sind großzügig dimensioniert. Der überdachte Anteil wird von den Schweinen sehr gut als Außenliegebereich angenommen und das sowohl im Winter bei Frost als auch im Sommer bei hohen Temperaturen. Ab 25 °C Lufttemperatur wird ein Teil des Auslaufs alle drei Minuten für zehn Sekunden beregnet. Durch die großen Gruppen ist es möglich, die Ausläufe in vier Stunden mit zwei Personen auszumisten und frisch einzustreuen. Außerdem erhalten die Schweine dann immer einen halben Ballen Kleegras je Abteil, was zur Sättigung und Beschäftigung der Tiere beiträgt.

Flüssiges Futter

Löer Stall

Mit der aus konventioneller Haltung übernommenen Flüssigfütterung können Biomolke und Biohaferpülpe eingesetzt werden, was nicht nur die Futterkosten senkt, sondern auch dazu beiträgt, dass Reste aus der Lebensmittelverarbeitung sinnvoll genutzt werden können. Außerdem muss so weniger Bio Eiweißfutter, wie Sojabohne oder Ackerbohne, zugekauft werden.

Rechts: Die Gliederung mit Zwischenwänden im Stall wird von den Schweinen gut angenommen. Im Sommer wird innen weniger eingestreut, da die Schweine lieber auf dem kühlen Boden liegen oder den Außenliegebereich aufsuchen.

Da in der Vormast auf jedes Schwein ein Fressplatz kommt und sich in der Endmast 1,7 Schweine einen Fressplatz teilen, sind die Schweine sehr ruhig. Um 6 Uhr morgens setzt erstmals die automatische Fütterung ein. Im Anschluss wird die Fütterung per Hand ausgelöst, um so die regelmäßige und häufige Tierkontrolle zu gewährleisten. Mit dem Ergebnis der Umstellung ist Bernd Löer sehr zufrieden: „Verluste um 1 % und praktisch kein Schwanzbeißen belegen, dass es den Schweinen gut geht“. 


192 Bio-Sauen erfolgreich im Neubau

Hüttenstall

Im Jahr 2018 begann Dr. Matthias Petig zusammen mit seinem Vater Friedrich-Wilhelm erstmalig, sich mit einer Umstellung des elterlichen, im lippischen Dörentrup-Bega gelegenen Betriebes zu beschäftigen. Nach einer längeren Planungsphase stellte Petig die 134 ha landwirtschaftliche Fläche auf die Bewirtschaftung nach Bioland-Richtlinien um. Im Jahr 2002 wurden die Stallungen für 192 Zuchtsauen inklusive Ferkelaufzucht sowie für knapp 200 Mastschweine und Jungsauen in der Nähe der Hofstelle errichtet, da dort der Neubau aus Platz- und Emissionsgründen nicht realisiert werden konnte. Im kommenden Herbst können auf der alten Hofstelle in einem Altgebäude zusätzlich 200 Schweine gemästet werden.

Links: Zuchtläufer, Jungsauen und Mastschweine sind in einem klassischen Hüttenstall untergebracht. Die Hütten konnten aus einem vorhandenen Stallsystem übernommen werden.

Hamshire und Edelschwein

Ferkelführende Sau

Die Sauen werden im Zwei-Wochen-Rhythmus gehalten. Die „Standardsau“ ist eine Kreuzung aus Deutschem Edelschwein und Hampshire. „Obwohl Hampshire eher als Vaterrasse bekannt ist, weisen die Kreuzungssauen eine gute Milchleistung auf“, berichtete Petig. 

Rechts: Die Stalleinrichtung kommt von der Firma Weda. Die klar strukturierten Be.Well-Abferkelbuchten wurden schon in mehreren Betrieben eingebaut.

Bei 12,5 lebend geborenen Ferkeln und Saugferkelverlusten unter 15 % können elf Ferkel je Sau und Wurf abgesetzt werden. Darüber hinaus werden Sauen von fünf weiteren Rassen gehalten, um eine gute Fleischqualität mit einem hohen intramuskulären Fettgehalt zu erzielen. Einen Schwerpunkt in der Zuchtarbeit bildet die Erhaltungszucht der Schwäbisch-Hällischen Schweine mit 50 Herdbuchsauen und einem Eber.

In den knapp 8 m2 großen Abferkelbuchten verbleiben die Ferkel zunächst auch nach dem Absetzen. Die Platzanforderungen für etwa zwölf bis 13 Ferkel entsprechen nach EU-Bio-Verordnung sowohl im Stall- wie auch im Auslaufbereich denen einer ferkelführenden Sau.

Das Futter mischt Petig mit eigenem Getreide und Körnerleguminosen und zugekauftem Biosojakuchen selbst. Nur bei den Ferkeln wird auf Fertigfutter gesetzt. Futter liefernde LKW müssen nicht auf den Hof fahren, sondern können die Silos von außerhalb der Hofstelle befüllen. Auch die fahrbare Mahl- und Mischanlage arbeitet durchweg jenseits der neuen Hofstelle.

Tragende Sau

Preise machen Aufwand wett

Petig ist mit seinem Stall sehr zufrieden. Anfangs war es sehr herausfordernd, weil zunächst Mitarbeiter fehlten. Auch die Stallbaukosten lagen letztlich höher als geplant. „Nur mit den höheren Bio-Ferkel- und Bio-Schweinepreisen konnten wir das wirtschaftlich überhaupt stemmen“, betonte Petig daher auch.

Rechts: Das Gebäude für die tragenden Sauen und das Deckzentrum entstand in aufgelöster Bauweise. Vorne am Bediengang stehen die Fressstände. Auf der gegenüberliegenden Seite verfügen die Sauen über einen geschützten Liegebereich und dazwischen liegt der Aktivitäts- und Kotbereich.


Christian Wucherpfennig,
Landwirtschaftskammer NRW