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Ökolandbau NRW

Agroforst auf den "Alleen 3"

13.01.2025

Noch steht die Zwischenfrucht, bald Baumstreifen und Futtermais.

Ein Anfang ist gemacht: Der erste Baum steht. Am Montag, den 6. Januar, erfolgte der Spatenstich für die Agroforst-Demonstrationsfläche in den Klever Galleien, sprich Alleen 3. Jetzt hat das Kooperationsprojekt der Hochschule Rhein-Waal, der Stadt Kleve sowie der Landwirtschaftskammer NRW im wahrsten Sinne des Wortes erste Wurzeln geschlagen.

Nachdem das Projekt in der Stadthalle vorgestellt worden war, ging es hinaus auf die mehr als wassergesättigte Fläche, wo Karl Werring als Präsident der Landwirtschaftskammer, Prof. Oliver Locker-Grütjen, Präsident der Hochschule, und Wolfgang Gebing, Bürgermeister der Stadt Kleve, beherzt den Spaten in die Hand nahmen. 

Ziel des Forschungsvorhabens ist es, in Kooperation mit verschiedenen Akteuren aus Wissenschaft, Landwirtschaft, Gartenbau, Politik und Gesellschaft ein Agroforstsystem aufzubauen, das den Bedingungen der Region Niederrhein gerecht wird. So betonte Karl Werring: „Wir haben hier vor dem Hintergrund des Klimawandels die Möglichkeit, verschiedene Kombinationen von Gehölzen und Streifenbreiten zu kombinieren und zu testen, wie sich diese Faktoren auf die Ackerfläche zwischen den Gehölzstreifen auswirken. Dabei geht es um pflanzenbauliche und ökonomische Aspekte, beispielsweise den Pflegeaufwand für die Gehölzstreifen, sowie um eine nachhaltige Landwirtschaft für die Region Niederrhein.“

Spatenstich für den ersten Baum des Agroforst-Projekts in Kleve (v.l.n.r.): Wolfgang Gebing, Bürgermeister der Stadt Kleve, Prof. Oliver Locker-Grütjen, Präsident der Hochschule Rhein-Waal, Karl Werring, Präsident der Landwirtschaftskammer NRW, und Projektbetreuer Prof. Peter Kisters, Hochschule Rhein-Waal.

Warum Agroforst?

Die landwirtschaftliche Fläche „Alleen 3“ ist im Besitz der Stadt Kleve, die sie an die Landwirtschaftskammer NRW, Haus Riswick, verpachtet hat. Agroforstsysteme gelten als multifunktionale Landnutzungssysteme mit breitem Aufgabenspektrum: Sie sollen die Folgen des Klimawandels abmildern, die Strukturvielfalt und den Artenreichtum fördern und zur Nachhaltigkeit beitragen. In Kleve betrage der Gehölzanteil der 3,3 ha großen Fläche etwa 4 %, wobei die Gehölzstreifen eine Breite von 3 bis 5 m aufwiesen und die dazwischenliegenden Ackerflächen jeweils 30 m breit seien, erklärte Prof. Locker-Grütjen den Aufbau. Optisch werde die Bepflanzung weitaus raumgreifender wirken. Ein regelmäßiger Schnitt der Bäume und Sträucher werde dafür sorgen, dass die Gehölzstreifen nicht zu viel Raum einnähmen.

In der Summe werden auf der Demonstrationsfläche auf sechs Agroforst-Baumstreifen 52 verschiedene Gehölzarten gepflanzt, insgesamt 349 Gehölze. Was Agroforstsysteme hinsichtlich sehr trockener Sommer interessant macht, ist ihr positiver Einfluss auf den Wasserhaushalt. Das Wasser und auch Nährstoffe werden durch das ausgeprägte Wurzelwerk der Bäume im Boden zurückgehalten, die Verdunstung reduziert und der Erosion vorgebeugt. „Das verbessert das Mikroklima und kann zu besseren ackerbaulichen Erträgen führen“, so die Erläuterungen der Experten.

Noch steht die Zwischenfrucht....

...bald Baumstreifen und Futtermais.

Dreimal doppelter Nutzen

Daneben versprechen sich Hochschule, Landwirtschaftskammer und die Stadt Kleve neue Erkenntnisse, um das System Agroforst ressourcenschonend landwirtschaftlich und auch wirtschaftlich nutzen zu können. Auch für die Öffentlichkeit sollen die Flächen im Rahmen von Führungen ab Sommer 2025 zugänglich sein. Den voraussichtlichen Abschluss findet das Agroforst-Projekt 2029 im Rahmen der in Kleve stattfindenden Landesgartenschau. Das aktuelle Konzept sieht vor, die Agroforstfläche in die Landesgartenschau zu integrieren und sie so für die Besucher erlebbar zu machen.

Forschung im Fokus

Wie gelingt eine beste Balance zwischen Biodiversität und Wirtschaftlichkeit? Das ist eine der zentralen Fragen, die demnächst auf „Alleen 3“ zu klären sein wird. So liegt der Schwerpunkt auf der Pflanzung von Industrie- und Werthölzern. Derzeit sind verschiedene Ernten geplant, wie der Rückschnitt der Gehölze, die Stammernte und eventuell auch eine Ernte der Kulturbirne. Auf theoretischer Ebene wird auf Basis der wissenschaftlichen Betreuung durch die Hochschule ein intensiver Austausch zwischen den verschiedenen Akteuren angestrebt, um ein regionales Netzwerk aufzubauen. Daneben geht es den Beteiligten des Projekts auch darum, das System Agroforst auf allen Ebenen bekannter zu machen.


Maria Forstreuter-Wick,
Landwirtschaftskammer NRW