Was ist der Unterschied zwischen Hecken und Agroforst? Diese Frage war Gegenstand eines Agroforst-Infoabends am 10. Juli auf dem Gut Kremershof bei Wipperfürth.
Organisiert wurde der Abend im Rahmen des Projekts „Bäuerliche Agroforste“ der Arbeitsgemeinschaft bäuerliche Landwirtschaft Nordrhein-Westfalen (AbL NRW). Gefördert wird das Projekt durch die Stiftung Umwelt und Entwicklung NRW. Ziel ist es, Agroforstsysteme in Nordrhein-Westfalen durch Vernetzung, Beratung, politische Arbeit und regelmäßige Veranstaltungen zu stärken.
Agroforstsysteme unterscheiden sich von Hecken dadurch, dass die Bäume aktiv in die landwirtschaftliche Nutzung eingebunden sind – sei es zur Energie- oder Wertholzgewinnung, zur Obst- oder Nussproduktion oder zur Gewinnung von sogenanntem „Futterlaub“ für Tiere.
Wasserrückhalt und Schattenspender
Vier Dürresommer gaben auf Gut Kremershof den Ausschlag, sich intensiver mit Agroforst zu befassen. „Früher war das unsere beste Fläche“, sagt Betriebsleiter Thorsten Kremershof beim Blick über die 6 ha große Fläche in Hanglage. „In den Trockenjahren war sie plötzlich eine der schlechtesten.“ Heute gliedern sich Baumreihen mit 600 Hybridpappeln und 180 Obst- und Nussbäumen in das Grünland ein, entlang der Höhenlinien, im Abstand von 24 m gepflanzt. Ziel ist es, den Wasserabfluss zu bremsen, die Feuchtigkeit auf der Fläche zu halten und den Tieren Schatten zu bieten.
„Bei 35 °C ist es unverantwortlich, Tiere auf der offenen Weide zu lassen“, meint Kremershof. Im ersten Schritt wurden daher Pappeln gepflanzt, die eine schnellwachsende, kostengünstige Lösung mit geringem Risiko darstellen. Die Pflanzung der Obst- und Nussbäume im Winter 2024/25 bedeutete da schon eine größere Investition – inklusive Einzelbaumschutz gegen Wildverbiss.
Rechtlicher Rahmen
„Als wir angefangen haben, war das ein Kampf gegen die bürokratischen Windmühlen“, erinnert sich Kremershof. Agroforst hatte in NRW lange keine klare rechtliche Struktur. Erst 2023 bekam Agroforst einen rechtlichen Rahmen, seitdem sei die Umsetzung wesentlich einfacher geworden.
Holistische Weideführung
Ein zentrales Element auf Gut Kremershof ist das holistische Weidemanagement, das Betriebsleiterin Rahel Kremershof seit drei Jahren mit der Mutterkuhherde umsetzt. Die Tiere werden in kurzen Abständen umgestellt, was Tiergesundheit und Artenvielfalt auf dem Grünland fördert. Die Flächen regenerieren schneller und können öfter beweidet werden. Gleichzeitig werden die Pfähle der Baumreihen für das mobile Weidesystem genutzt - ein gutes Beispiel für durchdachte Kombinationen.
Austausch bis in die Abendstunden
Nach dem Rundgang wurde in entspannter Atmosphäre weiterdiskutiert. Die Gespräche reichten von Baumarten und Pflanztechniken bis hin zu Fragen rund um Zaunführung und Herdenmanagement. Viele der Teilnehmerinnen und Teilnehmer nahmen neue Impulse mit zurück auf ihre Höfe.
Eva Horrion, AbL