Das Wassergut Canitz, auf dem Mitte Juni die Öko-Feldtage stattgefunden haben, gehört zu den Wasserwerken Leipzig. Das Ziel ist der Schutz der Trinkwasserressourcen.
Durch die gezielte und ökologische Bewirtschaftung der 800 ha konnten insbesondere auf den wesentlichen Flächen die Nitratwerte im Grundwasser erheblich gesenkt werden. Angesichts der geringen Niederschläge in der Region ist dies eine besondere Herausforderung. Einige interessante Bewirtschaftungsmaßnahmen werden im Folgenden vorgestellt.
Futterleguminosen im Klimawandel
Ein Thema der Feldtage war die Anpassung der Landwirtschaft an den Klimawandel. Irene Jacob, Naturland, hielt einen Vortrag über den Anbau von Futterleguminosen im Klimawandel. Mit zunehmender Frühjahrstrockenheit und variablen Niederschlägen kann die Artenwahl ein Kriterium für die Erzeugung von Futter sein. Irene Jacob stellte dar, dass Leguminosen unter moderaten Trockenbedingungen oft noch ein besseres Wachstum zeigen als Gräser. „Ein Grund dafür ist ihre Fähigkeit zur Stickstofffixierung, die sie bei geringer Stickstoffmineralisation im Boden im Vorteil sein lässt. Gräser hingegen zeichnen sich durch eine schnellere Regeneration nach Niederschlägen aus“, so Jacob. „Kleinerer Leguminosen, wie Gelbklee oder Hornschotenklee, sind zwar weniger ertragreich als Luzerne und Rotklee, können jedoch entstandene Lücken im Bestand schließen. Auch tiefwurzelnde Kräuter, wie Spitzwegerich und Zichorie, tragen zur Trockenresistenz bei, da sie Wasser aus tieferen Bodenschichten erschließen können“, nannte sie weitere Vorteile.
Neben der Artenwahl betonte Irene Jacob die Bedeutung eines angepassten Managements: „Ein höherer Schnitt fördert die Bodenbeschattung und erhält mehr Reservestoffe in der Pflanze. Verlängerte Nutzungsintervalle ermöglichen eine bessere Regeneration bei Trockenheit. Zudem trägt eine ausgewogene Nährstoffversorgung dazu bei, weiteren Stressfaktoren entgegenzuwirken.“
Gras-, klee- oder kräuterreich
Im ökologischen Landbau lässt sich nur dann erfolgreich wirtschaften, wenn auch das Klee- und Luzernegras gut wachsen. Das gilt nicht nur für viehhaltende Betriebe. Auch viehlose Betriebe profitieren von tiefer Durchwurzelung, Humusaufbau, Bodenaktivität und Nährstoffanreicherung. Derzeit präsentieren sich Kleegras- und Luzernegrasmischungen sehr unterschiedlich. Das war auch auf den Öko-Feldtagen und den Mischungsvergleichen in der Praxis zu beobachten.
Bei Spätsaaten profitierten Kräuter und Luzerne: Auf der Demonstrationsfläche der AG Öko-Futtersaaten erfolgte die Aussaat erst Mitte Mai. Damit waren für die Besucher alle Arten besser zu erkennen als bei einem hohen Aufwuchs. Ein hohes Stickstoffangebot, erkennbar am hohen Besatz von Vogelmiere, sommerliche Temperaturen und ausreichend Wasser hatten maßgeblich Einfluss auf die Artenzusammensetzung. Das Deutsche Weidelgras war so kräftig, dass sogar der Rotklee zurückblieb. Luzerne und Kräuter profitierten dagegen von den milden Temperaturen der vorhergehenden Wochen. In der Kräutermischung waren alle ausgesäten Arten zu finden, so auch Hornklee, Gelbklee und Kleiner Wiesenknopf. Nach der ersten Nutzung verbleiben von den Kräutern meist aber nur Spitzwegerich und Chicoree im Bestand.
Bodenstruktur als Grundlage für Wasserspeicherung
Ergänzend dazu passten die Führungen von Hans Schiefereder und Alexander Watzka von Bioland zum Thema Boden. „Eine gute Bodenstruktur ist eine wichtige Voraussetzung für die Wasseraufnahme des Bodens und seine Durchwurzelung. Diese wird unter anderem durch Kalkung gefördert. Kalzium bildet mit Tonplättchen sogenannte Kalkbrücken, die die Bodenstruktur stabilisieren und es dem Boden somit erleichtern, Wasser aufzunehmen“, so die Argumentation. Dies wurde am Versickerungsringtest demonstriert. Während bepflanzte Flächen das Wasser gut aufnahmen, zeigte sich in den Fahrspuren zur Aussaat eine deutlich schlechtere Versickerung. „Insgesamt sind Bodenverdichtungen nicht nur für das eindringende Wasser hinderlich, sondern Verdichtungen im Wurzelhorizont können auch das Wurzelwachstum nach unten begrenzen und den Luftaustausch und damit das Bodenleben beeinträchtigen“, lautete das Fazit der beiden Berater.
Was lässt sich aus den Beobachtungen lernen?
Grasreiche Bestände: Das Deutsche Weidelgras entwickelt sich bei hoher Stickstoffversorgung derart kräftig, dass sogar Rotklee zurückbleibt. Entsprechend niedrig fällt der Kleeanteil im ersten Aufwuchs aus. Mischungen mit Welschem Weidelgras, die ebenfalls zu diesem Zeitpunkt ausgesät wurden, enthalten bei hoher N-Nachlieferung sogar ausschließlich Gras. Diese Bestände zeigten auf den Öko-Feldtagen trotz des hohen N-Angebots aus dem Boden eine helle Farbe
rechts Welsches Weidelgras, links Deutsches Weidelgras Derartige Bestände hatten in diesem Frühjahr auch bei frühem Schnitt teils weniger als 9 % Rohprotein. Häufig beobachtete Fehler bei hoher N-Nachlieferung aus dem Boden (enge Fruchtfolge, Düngung): Zu kräftige Gräser drängen Klee/Luzerne zurück, beeinträchtigen die Futterqualität und die N-Nachlieferung in den Folgefrüchten. Dagegen können bei schwacher N-Nachlieferung aus dem Boden reine Klee-/Luzernebestände entstehen, die sich weniger gut silieren lassen und aus denen nach Umbruch zu schnell Stickstoff freigesetzt wird.
- Rotkleereiche Bestände: Ansaaten im Herbst und im zeitigen Frühjahr sind, sofern die N-Nachlieferung aus dem Boden begrenzt ist, wie am Ende einer getreidereichen Fruchtfolge, sehr rotkleereich. Das gilt auch für Luzernerotkleegras. Bei den kühlen Herbst- und Frühjahrstemperaturen bleibt die Luzerne lange Zeit zurück. In diesem Jahr holte sie aber ab Mai auf, sofern sie vorher nicht von den anderen Mischungspartnern vollkommen unterdrückt wurde.
- Luzernereiche Bestände: Neuansaaten können sehr unterschiedlich ausfallen. So auch bei den Ansaaten 2024/2025: Bei einer Aussaat im frühen August 2024 war die Entwicklung noch gut. Wo die Aussaat trockenheitsbedingt bis September oder sogar bis ins Frühjahr 2025 verschoben werden musste, entwickelte sich die Luzerne nur langsam. Ganz anders bei Spätsaaten, wie auf den Öko-Feldtagen zu sehen war: Bei der Saat Mitte Mai dominierte die Luzerne den Aufwuchs, da Rotklee und Deutsches Weidelgras zu diesem Zeitpunkt keine starke Konkurrenz bildeten.
Weißkleereiche Bestände auf Weiden: Im Frühjahr können kühler Boden und hohe Sonneneinstrahlung, wie 2025, Weißklee fördern, vor allem auf Kurzrasenweiden, wo andere Pflanzen den Klee nicht beschatten. Besonders hoch kann der Weißklee-Anteil auf ehemaligen Ackerflächen sein. Aufgrund des noch niedrigen Humusgehaltes ist die N-Nachlieferung aus dem Boden begrenzt. Das wiederum begrenzt das Graswachstum, sodass der Weißklee viel Licht bekommt.
Dr. Edmund Leisen
AG Ökofuttersaaten