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Ökolandbau NRW

Ausstellung: Architektur für Schweine

10.06.2022

Architektur für Schweine Vom Stall zur Theke: Tierwohl bis zum Ende gedacht

Einen Stall für 500 Mastschweine mit angegliederter Schlachtung und Direktvermarktung entwerfen. Und dabei neue Wege gehen. Das war die Aufgabe für 66 angehende Architekten im Sommer 2019. Zu dem Architektur-Wettbewerb hatten die Stiftung Landwirtschaftsverlag, Münster, und das Kuratorium für Technik und Bauwesen in der Landwirtschaft (KTBL), Darmstadt, aufgerufen. Herausgekommen sind überraschend innovative Entwürfe; die besten sind jetzt in einer Ausstellung im Baukunstarchiv NRW in Dortmund zu sehen.

Mit dem Thema Architektur für Schweine und dem Bauplan eines Schweinestalles haben sich in ihrer Zeit schon Hugo Häring (1924) und Walter Gropius (1967) befasst, auch wenn deren Entwürfe für den Schweinestall auf Gut Garkau (Häring) und den Palazzo RoRo (Gropius) nicht realisiert wurden. Das Thema Tierwohl ist heute präsenter als je zuvor und beschäftigt viele in Gesellschaft und Landwirtschaft; demzufolge werden auch an die Ställe neue Anforderungen gestellt. Anlass genug für die Stiftung Landwirtschaftsverlag-Münster und das Kuratorium für Technik und Bauwesen in der Landwirtschaft e. V. (KTBL), einen Wettbewerb für Architektur-Studierende auszuschreiben, der neue Baukonzepte für eine moderne tierwohlgerechte Schweinehaltung in die Diskussion bringen könnte. Und Anlass für das Baukunstarchiv NRW, die Siegerentwürfe ab dem 3. Juni zu präsentieren: Zu sehen sind die Entwürfe, Bauzeichnungen, Lagepläne und Modelle. „Landwirtschaftliche Bauwerke und insbesondere Anlagen für die Tierzucht sind Bauaufgaben, die selten im Fokus der Öffentlichkeit stehen“, so Ernst Uhing, Vorsitzender der Gesellschafter des Baukunstarchivs NRW und Präsident der Architektenkammer Nordrhein-Westfalen. „Es freut uns, dass sich so viele Nachwuchs-Planerinnen und -Planer auf inspirierende Weise mit dem Thema befasst haben.“

Der Wettbewerb

Neue Konzepte einer tierwohlorientierten Schweinehaltung sind gefragt und könnten wegweisend für die Zukunft sein. Das Motto des Wettbewerbs lautete: Vom Stall bis zur Theke – Tierwohl bis zum Ende gedacht. Nach wie vor gehört Schweinefleisch für viele Bundesbürger fest in den Speiseplan. Wie Schweine gehalten werden, ist vielen dabei nicht mehr egal. Gesellschaft, Politik und auch Landwirte diskutieren zunehmend Haltungsformen mit höheren Tierwohlstandards, bei denen die Tiere beispielsweise mehr Platz und Zugang zu unterschiedlichen Klimazonen erhalten. Gleichzeitig entstehen dadurch Zielkonflikte von Tierwohl und Umweltschutz, denn bei der Haltung mit Ausläufen sind höhere Emissionen zu erwarten. Die Stiftung Landwirtschaftsverlag-Münster sowie das KTBL haben im Sommer 2019 einen Ideen-Wettbewerb für Architektur-Studierende ausgeschrieben; diese waren aufgerufen, völlig frei von reglementierenden Vorgaben einen Schweinestall für 500 Mastschweine mit angegliederter Schlachterei und Vermarktung zu konzipieren. Beteiligt haben sich an dem Architektur-Wettbewerb 66 Studierende der vier Hochschulen TU Braunschweig, TU Darmstadt, TU München und Universität Stuttgart. Nur sehr wenige der beteiligten Architekturstudenten hatten zuvor einen Bezug zur Landwirtschaft oder einmal einen Stall von innen gesehen. Im Vorfeld des Wettbewerbs hatte es deshalb einen dreitägigen Workshop in Münster gegeben: Dabei diskutierten die angehenden Architekten mit jungen Landwirten, Stallbauexperten und ihren Professoren, wie denn ein Stall aussehen kann, in dem Schweine ihr Verhalten möglichst artgerecht ausleben, in dem Praktiker aber auch gut arbeiten können. Im Oktober 2019 wurden dann die eingereichten Entwürfe von einer Jury, bestehend aus Fach- und Sachpreisrichtern, geprüft und bewertet. Im Rahmen einer Festveranstaltung wurden im Januar 2020 im AEDES Architekturforum in Berlin die Preise überreicht.

Noch mehr Infos zum Projekt finden Sie hier.  


KTBL/ Baukunstarchiv NRW

1. Preis: Schweinevilla von Katharina Münch, TU Darmstadt. Foto: Katharina Münch