28.03.2019
Auf den fruchtbaren Polderböden in Flevoland zieht Marinus Hospers verschiedene Gemüsearten im Freiland heran. Der junge Mann kommt von einem konventionellen Betrieb, hat Pflanzenkunde und Betriebswirtschaft an der Uni Wageningen studiert und wollte danach unbedingt ökologisch kultivieren. Da traf es sich gut, dass sein Nachbar ohnehin einen Nachfolger für seinen Betrieb Biotoon suchte.

Packen nach Kundenwunsch: Einzeln folierte Kohlköpfe von Wirsing, Rot- und Weißkohl in einer Kiste. Foto: Biotoon

Die bunten Möhren sind für Verbraucher besonders attraktiv. Foto: Biotoon
Seit Sommer 2015 ist Marinus Hospers der Eigentümer des Unternehmens, das der im vergangenen Oktober verstorbene Anton van Vilsteren als einer der Pioniere des niederländischen Biogemüseanbaus auf gut 50 Hektar ausgebaut hatte. Er selbst hatte keinen Nachfolger in der Familie und so freute er sich, dass der "Nachbarsjunge" Interesse an seiner Passion hatte.
Die Flächen wurden etwa seit der Jahrtausendwende biologisch bewirtschaftet. Angewandt wurde und wird seit Jahren das System fester Fahrspuren, sodass mit Hilfe von GPS immer an den gleichen Stellen der Boden befahren wird und die drei Meter breiten Beete dazwischen nie befahren und damit auch nicht verdichtet werden. Ebenso wird hier das Verfahren angewandt, Möhren unter eine dünne Kompostschicht auszusähen (beide Methoden werden in der Reportage vom Betrieb von Krispijn van den Dries näher beschrieben).
"Biotoon" ist der Markenname für die biologisch angebauten Ackerbau- und Gemüseprodukte des Betriebes, den Anton van Vilsteren erfunden und Marinus Hospers übernommen hat. "Toon" ist das niederländische Wort für Ton, Klang, Atmosphäre. Kultiviert werden Getreide, Kartoffeln, Zwiebeln, Möhren, Petersiliewurzeln, Pastinaken, Rote Bete, Kürbis und vielerlei Kohlarten. Der Betrieb ist nach SKAL und GlobalGAP zertifiziert.
Wertschöpfung durch Verpacken
"Expandieren kann man entweder in Hektar oder durch eine höhere Wertschöpfung seiner Produkte", sagt Hospers. Die Pachtflächen im Poldergebiet rund um den Standort Marknesse sind teuer und begehrt. Eine flächenmäßige Ausdehnung ist daher schwierig. Der junge Unternehmer hat sich deshalb für den Weg der höheren Wertschöpfung entschieden. Er vermarktet seine Produkte am liebsten selbst über die Produzentenorganisation Nautilus direkt an den Lebensmitteleinzelhandel ohne weitere Handelsstufen dazwischen. Eine ganzjährige Belieferung seiner Kunden, vor allem in Deutschland, Belgien und Skandinavien, ist deshalb sein Ziel. Er veredelt seine Produkte, indem er sie auf seinem Betrieb selbst lagert, wäscht und verpackt: "Wir sind klein und flexibel. So können wir stets die Wünsche unserer Kunden erfüllen." Dafür hat er in Verpackungslinien investiert und nutzt zurzeit auch noch eine Waschstation in einem benachbarten Betrieb. Künftig soll dann aber alles unter einem Dach stattfinden, damit noch mehr Wege gespart werden und die Packdienstleistung perfekt ist.
Pastinaken im Bigbale für die Chipsindustrie. Foto: Sabine Aldenhoff

Individuelle Verpackungen für den Lebensmitteleinzelhandel – darauf ist der Betrieb Biotoon spezialisiert, hier werden gerade Petersiliewurzeln in 250 g-Schalen foliert. Foto: Sabine Aldenhoff