Biogeflügel im Aufwind
Die hochpreisigen Lebensmittel aus der Biogeflügelsparte waren in den Jahren 2022 und 2023 bei den preissensiblen Verbraucherinnen und Verbrauchern weniger gefragt. Eine Studie des Marktforschungsinstitutes Ipsos zeigt, dass zwar 39 % der Befragten den Bioprodukten die Treue hielten. Doch 37 % kauften weniger Bioprodukte. Unverändert halten die Konsumenten den Aspekt Tierwohl für wichtig. Doch immer weniger wollen sie für den Mehrwert bezahlen. In 2022 waren 49 % der Befragten bereit, einen höheren Ladenpreis zu akzeptieren. Dieser Anteil fiel in 2024 auf 41 %.
Die aktuelle Inflationsentwicklung und die Lohnerhöhungen ergeben eine höhere Kaufkraft für die Konsumenten. Vor diesem Hintergrund steigen die Absatzzahlen bei den Bioeiern und dem Biogeflügelfleisch wieder an. Zusätzlichen Rückenwind erhielt der Absatz von Bioeiern durch die Testergebnisse der Zeitschrift „Öko-Test“. Zwölf Bioeier- und acht Freilandeiermarken testete man auf Schadstofffreiheit, Tierwohlaspekte und Transparenz der Erzeugung. Die fünf Testsieger stellte die Bio-Eierbranche.
Die Erzeugung konnte die 2024 erstarkte Nachfrage bislang nicht immer bedienen. Doch die Daten der Marktstrukturerhebung 2023 zeigen eine positive Entwicklung. Seit der ersten Erhebung in 2016 stieg die Zahl der Betriebe mit Biohennen von 3 743 auf 5 400. Die Zahl der Biohennen erhöhte sich in diesem Zeitraum von 4,45 Mio. auf 7,34 Mio. Die Haltung von Masthähnchen unter ökologischen Bedingungen hat von 2016 bis 2023 ebenfalls zugenommen, sie stieg von 1,2 auf fast 1,8 Mio. Biomasthähnchen. Die Bioeier haben einen Marktanteil von fast 14 %. Die Biomasthähnchen kommen nur auf 2 % der Hähnchenerzeugung. Die Haltung von Puten unter Biobedingungen wurde von 231 000 im Jahr 2020 auf 318 000 im Jahr 2023 ausgeweitet. Hier betrug der Marktanteil 3,5 %. Das inzwischen preiswertere Biofutter sollte der Branche einen zusätzlichen Auftrieb geben.
Heinrich Bußmann,
Landwirtschaftskammer NRW

Foto: Johannes Heer, Landwirtschaftskammer NRW
Milch: Leichte Preissteigerungen
Die Erzeugerpreise für ökologisch erzeugte Milch legten im Mai insgesamt leicht zu. Die Hälfte der in Nordrhein-Westfalen relevanten Bio-Molkereien zahlten etwa 0,5 bis 1 Cent/kg Milch mehr als im Vormonat. Die andere Hälfte der Molkereien zahlte unveränderte Auszahlungspreise an ihre Milchlieferanten aus. Bei konventionell erzeugter Milch liegen die Preissteigerungen in einem ähnlichen Bereich.
Biofleisch gefragt
Das Biofleischsegment erfreut sich steigender Nachfrage. Das gilt für Rind wie für Schwein. Das Angebot bleibt aber auf bisherigem Niveau. Die Neueinsteiger kompensieren nicht die Aussteiger, die oft im Rahmen des Generationenüberganges ausscheiden. Tendenziell dürfte das Angebot in den nächsten 1.5 Jahren noch etwas fallen, bis die Neubauten aus dem Topf „Umbau der Tierhaltung zum Tragen“ kommen.
Aktuell sind vor allem die Preise für die pauschal abgerechneten Schweinen gestiegen, die anderen nur leicht. Vor allem der Naturkosthandel tut sich aufgrund seiner kostenintensiven Vermarktungsstrukturen mit höheren Preisen schwer. Das jetzt gute Wetter kommt natürlich auch dem Biosegment zugute. Aber man muss sich von der Vorstellung verabschieden, dass jeder Sonnenstrahl automatisch dazu führt, dass der Grill angeworfen wird. Die Zeiten sind auch vorbei – trotz EM.
Rinder: Preise für Bio-Schlachtkühe gestiegen
Die Landwirte sind aktuell mit dem Ackerbau beschäftigt und die Kühe stehen auf der Weide. Zudem befindet sich die Milchanlieferung auf ihrem saisonalen Höhepunkt. In der Folge ist das Angebot an Bio-Schlachtkühen knapp und die Preise konnten zuletzt deutlich zulegen. Denn auch die Nachfrage nach Bio-Hackfleisch ist zuletzt gestiegen. Bei den Bio-Jungbullen stehen sich eine saisonal schwache Nachfrage und ein knappes Angebot ausgeglichen gegenüber. In der Folge entwickelten sich die Preise zuletzt stabil.
Getreide: Gerstenernte hat begonnen
Die erste Bio-Wintergerste wird in dieser Woche in Nordrhein-Westfalen gedroschen. Die Preise für Bio-Futtergetreide haben in den letzten Monaten jedoch geschwächelt. Das herausfordernde Wetter sorgt in diesem Jahr gerade im Bio-Bereich für Qualitätssorgen. Dabei war der Krankheitsdruck vor allem im Rheinland sehr stark. In Westfalen-Lippe präsentierten sich die Bestände etwas gesünder, aber auch hier war der Druck stellenweise groß. Es wird somit auch im Weizen und Roggen mit Qualitätseinbußen gerechnet, sodass das Angebot an Futtergetreide trotz der reduzierten Getreideanbaufläche relativ hoch ausfallen könnte. In diesem Jahr kommen zudem strengere Grenzwerte für Mykotoxine für die Anbauer hinzu.
Kartoffeln: Bio-Frühkartoffelimporte dominieren das Angebot
Die Saison der letztjährigen Biokartoffeln wurde in der dritten Maidekade beendet. Bis zuletzt verharrten die Erzeugerpreise auf einem Niveau von 75 €/dt (netto, lose franko Packbetrieb). Wie im konventionellen Anbau, dominieren nun auch bei den Biokartoffeln Frühkartoffelimporte aus Ägypten, Israel und Spanien das Angebot. Vor dem Hintergrund eines knapp versorgten Marktes, finden sich bereits seit etwa Anfang Juni auch - jetzt zu Anfang noch losschalige - deutsche Bio-Frühkartoffeln aus der Pfalz in den Regalen des Lebensmitteleinzelhandels. Diese werden im weiteren Verlauf die Frühkartoffelimporte sukzessive ersetzen. Im Anbau steht das Thema Krautfäule im Fokus. Eine aktuelle AMI-Analyse zeigt eine anziehende Nachfrage nach Biokartoffeln. Hiernach verzeichnen die Bio-Kartoffeleinkäufe privater Haushalte in den ersten vier Monaten 2024 im Vergleich zum Vorjahr einen Anstieg von knapp 14 %. Die Discounter profitierten am meisten von dieser Zunahme.

Foto: Dr. Claudia Hof-Kautz, Landwirtschaftskammer NRW
Landwirtschaftskammer Nordrhein-Westfalen
FB 54 – Markt, Qualitätsmanagement -