Die direkten Symptome der Blauzungenkrankheit sind hinlänglich bekannt.
Neben Schwellungen und Ödemen im Kopfbereich, die zu erschwertem Abschlucken von Futter und Wasser führen, können nach einer Infektion mit dem Blauzungenvirus auch Lahmheiten und Verdauungsstörungen auftreten. Vor allem bei Schafen kommt es zu plötzlichen Todesfällen. Auch gibt es massive Fruchtbarkeitsprobleme: Rinder- und Schafherden sowie Ziegenbetriebe beobachten häufiges Umrindern oder Umbocken, vermehrte Aborte und Totgeburten sowie Geburten lebensschwacher Jungtiere.
Vom Blauzungenvirus (BTV) Serotyp 8 ist aus den Jahren 2006 bis 2009 bekannt, dass Infektionen trächtiger Muttertiere die Trächtigkeit beeinflussen. Werden trächtige Wiederkäuer im ersten Drittel von einer Gnitze gestochen und mit BTV infiziert, kommt es oft zu Fruchtresorptionen und somit zu Umrindern oder Umbocken.
Infektionen im zweiten Drittel der Trächtigkeit mit dem seit Ende 2023 kursierenden BTV Serotyp 3 können Hirnmissbildungen wie Hydrocephalus internus und Hydranenzephalie auslösen. Ein Hydrocephalus internus ist ein Wasserkopf mit Erweiterung der Liquorräume. Verwandelt sich im Extrem das Gehirn in einen wassergefüllten Sack, spricht man von Hydranenzephalie. Erstaunlicherweise werden Jungtiere bisweilen lebend geboren – trotz dieser Gehirnveränderungen. Sie können je nach Schweregrad der Veränderungen wochenlang überleben.
BTV kann im Hirngewebe und in der Hirnflüssigkeit molekularbiologisch nachgewiesen werden. Das Gehirn kann bei der feingeweblichen Untersuchung entzündliche und/oder degenerative Veränderungen zeigen, wie Absterben und Verkalkungen. Die neurologischen Symptome richten sich nach dem Schweregrad der Veränderungen. Häufige Beobachtungen sind lebensschwache Jungtiere, die nicht aufstehen und laufen können sowie nicht in der Lage sind, Tränke aufzunehmen.
Der einzig zuverlässige Schutz vor solchen Missbildungen ist die rechtzeitige Impfung der Muttertiere!
Dr. Cordula Koch,
Landwirtschaftskammer NRW