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Ökolandbau NRW

Diskussionen zum Pflanzenbau „out of the box“

30.04.2024

Auf einer Podiumsdiskussion zum Thema „Out of the box – Strategien für den Pflanzenbau der Zukunft“ anlässlich eines Pressetermins zu den DLG-Feldtagen in Erwitte diskutierten die Agrar-Expertin und Influencerin Marie Hoffmann, DLG-Präsident Hubertus Paetow, Prof. Tanja Schäfer von der Fachhochschule Südwestfalen in Soest sowie die landwirtschaftliche Unternehmerin und Vorsitzende des DLG-Fachbeirats Feldtage, Dr. Anna Catharina Voges, was „out of the box“-Strategien im Pflanzenbau sein können: Von Direktsaat über Roboter und Automation bis hin zum Integrierten Pflanzenschutz und der regenerativen Landwirtschaft.

Direktsaat und regenerative Landwirtschaft gehören zu den „out of the box“-Konzepten, die Marie Hoffmann auf ihrem Betrieb ausprobiert: „Wir wollen die Bodenfruchtbarkeit und Bodenstruktur in den Vordergrund stellen und die mikrobiologischen Prozesse dahinter verstehen. Hier sind Forschung und Lehre noch am Anfang. Damit wollen wir nicht nur langfristig Erträge steigern, sondern auch Erosionen vermeiden und ganz besonders die Ökosysteme und damit die Artenvielfalt im und auf dem Boden fördern.“

Innovative Lösungsansätze

„Pflanzenbau out of the box bedeutet für mich offen zu sein für neue Ideen und niemals in Schubladen zu denken. Nur wer sich in alle Richtungen informiert, kann kreative und innovative Lösungen finden“, unterstrich Prof. Tanja Schäfer. „Fortschritt beginnt mit dem Hinterfragen des Gewohnten. Wer seinen Betrieb weiterentwickeln möchte, der muss auch bereit sein, sich auf neue Konzepte einzulassen und über den eigenen Ackerrand zu blicken. ‚Out of the box‘- Strategien im Pflanzenbau entstehen dann, wenn landwirtschaftliche Unternehmer ideologiefrei und ergebnisorientiert die besten Lösungen für eine ackerbauliche, ökologische oder ökonomische Fragestellung finden“, hob auch DLG-Präsident Hubertus Paetow hervor.

Günstige Standortbedigungen

Dabei waren sich die Diskussionsteilnehmerinnen und -teilnehmer generell einig: Landwirtschaftliche Unternehmer können vom Blick über den eigenen Ackerrand nur profitieren. Immer unter der Maßgabe natürlich, dass die Wahl der jeweiligen „out of the box“-Strategie abhängig von Standortfaktoren wie der Bodenbeschaffenheit erfolgt – oder, in Bezug auf Vermarktungskonzepte, – das Einzugsgebiet. Betriebe am Rand von urbanen Ballungsräumen haben beispielsweise vergleichsweise günstige Startbedingungen, um eine Wertschöpfungskette für ihre Erzeugnisse, wie etwa Mehl aus der Region mit Getreide aus eigenem Anbau, aufzubauen. Denn rund um Großstädte konzentriert sich eine kaufkräftige Verbraucherschaft, die entsprechende Erzeugnisse nachfragt und honoriert, oftmals in besonderem Maße.

Strategisch vermarkten

Dr. Anna Catharina Voges brachte den Aspekt der Vermarktungsstrategien in die Diskussion ein und skizzierte ihr eigenes Verständnis von „out of the box“-Konzepten im Pflanzenbau wie folgt: „Pflanzenbau ‚out of the box‘ bedeutet für mich grundsätzlich das freie Denken über die Möglichkeiten der bestehenden und bewährten Produktionssysteme hinaus. Dies kann die vollständige Kontrolle der Wertschöpfungskette beinhalten durch den gezielten Anbau von Kulturen und Sorten für ein eigens kreiertes, selbst produziertes und eigenständig vermarktetes Endprodukt, aber auch das Erkennen und Nutzen von Synergieeffekten zwischen konventioneller und ökologischer Landwirtschaft oder die wirtschaftliche und synergetische Kombination von Landwirtschaft und Naturschutz.“

Dass chemischer Pflanzenschutz und mehr Nachhaltigkeit im Ackerbau nicht im Widerspruch zueinander stehen, machten die Expertinnen und Experten am Beispiel bodenschonender Anbauverfahren, wie der Direktsaat, deutlich.

Einsatz von KI und Drohnen

Smart-Farming-Lösungen, wie Roboter, KI und Co., haben gegenwärtig unterschiedliches Potenzial für „Out of the Box“-Strategien im Ackerbau: Während die Drohne sich vergleichsweise niedrigschwellig in betriebliche Abläufe, etwa zur Aussaat, eingliedern lassen kann, ist bei Roboter-Technologien häufig noch mehr Forschung und Entwicklung erforderlich. Dazu DLG-Präsident Hubertus Paetow: „Mit Blick auf Smart-Farming-Technologien verweise ich auf das Verständnis von ‚out of the box‘ im Bereich der Software: ‚Works out of the box‘ heißt auspacken und loslegen, ohne viel Aufwand für Anpassung und Einrichtung. Übertragen auf digitale Tools in der Landwirtschaft bedeutet dies, dass solche Anwendungen immer dann besonders hohe Akzeptanz und Relevanz für die Praxis erfahren, wenn sie sich möglichst reibungslos in das Betriebsmanagement einfügen lassen.“


DLG

Foto: DLG