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Ökolandbau NRW

Empfohlenes Öko-Saatgut extrem knapp

27.05.2019
Kurz: Organicxseeds bietet bei einigen wichtigen Sorten keine oder nur noch wenige empfohlene Sorten an. Über die Sammelbestellungen kann vorerst noch Empfohlenes geliefert werden. Wenn Sorten nicht mehr verfügbar sind: Ausnahmegenehmigung für konventionelles Saatgut beantragen. Bei Arten in KAT 1 ist das allerdings erst möglich, sobald keine Sorten mehr in organicxseeds gelistet sind.
Der Markt für Öko-Saatgut bei Gras, Klee und Luzerne war schon lange nicht mehr so leer wie zurzeit. Es gibt zwar noch Handelsmischungen, aber hierfür steht auch nur begrenzt empfohlenes Saatgut zur Verfügung. Daher verwundert es nicht, wenn auf dem Sackanhänger viele nicht zu empfehlende Sorten stehen.

Für Sammelbestellungen vorgesorgt

Über die Sammelbestellungen können die empfohlenen Mischungen geliefert werden, zumindest, solange der Vorrat reicht. Hier war rechtzeitig vorgesorgt worden. Denn schon im Laufe des letzten Jahres war absehbar: Saatgut wird knapp. Entsprechend wurde, was selbst nicht vermehrt worden war, zugekauft. Es ist sogar erstmals gelungen, in den entsprechenden Mischungen meist vier Rotkleesorten statt bisher zwei und bei Luzerne drei Sorten einzumischen und das zu meist gleichen Anteilen. Das verbessert die Ertrags- und Qualitätsstabilität der Mischungen, vor allem aber auch die Sicherheit, dass Rotklee und Luzerne sich möglichst lange halten.

Konventionelles Saatgut genehmigen lassen

Bei großer Nachfrage ist absehbar, dass auch bei den Sammelbestellungen nicht bei jeder Art Saatgut von empfohlenen Sorten in Öko-Qualität verfügbar ist. Bevor dann auf Mischungen mit Nicht-Empfohlenem oder unbekanntem Inhalt (hier zeigt erst der Sackanhänger, was wirklich drin ist) zurückgegriffen werden muss: Zur Ertrags- und Qualitätssicherung lieber auf empfohlene Sorten zurückgreifen, die konventionell vermehrt wurden. Das geht übrigens auch über die Sammelbestellungen. Zu unterscheiden ist dabei:
  • Allgemein genehmigungspflichtige Arten: Zuerst einmal bei seiner Kontrollstelle ein Passwort geben lassen, um sich als Betrieb in die Datenbank einzuloggen und das Formular für die Ausnahmegenehmigung runterladen zu können. Dann im Feld "Schnellsuche" die gewünschte Art wählen, anschließend auf das Feld "Allgemeine Genehmigung" klicken. Dann kann man im nächsten Bild auf das Formular klicken und Zukaufmenge, Sorte, Hektar eintragen und sich das Formular ausdrucken und für die Kontrolle abheften.
    • Interessant ist dies vor allem bei Weißklee: Aufgrund der nur geringen verfügbaren Bio-Ware wird bei den Sammelbestellungen derzeit bei Weißklee meist konventionelles Saatgut eingemischt. Bei der A5 plus W-Mischung war dies allerdings nicht möglich, was aufgrund der geringen verfügbaren Öko-Menge den Preis stark anhebt. Hier kann alternativ die A5 plus S-Mischung bestellt und getrennt konventionell erzeugter Weißklee beigemischt werden, der dann, wie oben erwähnt, zu genehmigen ist.
    • Interessant dieses Vorgehen auch bei Nachsaaten: Wo Weißklee in der Trockenheit verschwunden ist, der Bestand ansonsten aber noch gut ist, sollte er in kleinen Mengen (wenige 100 g reichen) nachgesät werden, notfalls mehrmals wiederholen. Und immer mindestens zwei empfohlene und auch Sorten mit geringerem Blausäuregehalt verwenden.
  • Einzelgenehmigungspflichtige Arten wie z.B. Rotklee, Luzerne, Deutsches Weidelgras. Hier muss der Landwirt immer über seine Kontrollstelle gehen und dort die Ausnahmegenehmigung beantragen.
  • Arten in KAT 1: Solange Sorten in organicxseeds stehen, gibt es bei diesen Arten keine Genehmigung für konventionelles Saatgut. Leider hat es hier noch keine rechtliche Änderung gegeben. Und damit gilt diese Regelung leider immer noch, auch wenn die in organicxseeds befindlichen Sorten in Deutschland nicht empfohlen werden. Trotz der dabei bestehenden nicht kalkulierbaren Risiken beispielsweise hinsichtlich Ertrag, Qualität, Gesundheit und Winterfestigkeit.

Organicxseeds enthält nur wenige offiziell empfohlene Sorten

In organicxseeds stehen derzeit nur wenige in Deutschland offiziell empfohlene Sorten. Neben der knappen Saatgutsituation ist das vermutlich auch auf die Kontrolle der eingestellten Sorten zurück zu führen. Ab diesem Jahr wird durch Anfragen geprüft, ob eingestellte Sorten tatsächlich auch verfügbar sind. Eine kurze Übersicht zum Angebot am 13.5.2019 in organicxseeds:
  • Deutsches Weidelgras: Mit Maja nur eine nicht empfohlene polnische Sorte verfügbar.
  • Wiesenschwingel: zwei in Nordwestdeutschland, eine in anderen Regionen Deutschlands empfohlene und eine nicht empfohlene Sorte.
  • Lieschgras: Mit Lischka nur eine empfohlene Sorte, drei nicht empfohlene Sorten.
  • Rotklee: drei in Nordwestdeutschland, zwei in Süddeutschland (anfällig gegen Stängelbrenner) empfohlene Sorten, aber 11 nicht empfohlene Sorten.
  • Weißklee: Mit Nemuniai nur eine nicht empfohlene litauische Sorte verfügbar.
  • Luzerne: Keine empfohlene Sorte, dafür 12 nicht empfohlene Sorten, meist aus Italien. Wie kälteempfindlich diese Sorten sein können, zeigte sich nach kalten Nächten mit Nachtfrost Anfang Mai bei Neuansaaten von Anfang April: Im Vergleich standen drei italienische und zwei deutsche Sorten. Die deutschen Sorten waren dunkel-grün, die italienischen gelb, so wie der kurz vorher aufgelaufene Mais. Auch, wenn die Pflanzen zwischenzeitlich wieder ergrünt sind. Trotzdem ist dies ein Warnsignal für die geringere Kältetoleranz zumindest eines Teils der südländischen Sorten.
  • Bei Einjährigem und Welschem Weidelgras viele Sorten, aber nur die wenigsten empfohlen.
Kleegras, Foto: LWK NRW

Kleegras, Foto: LWK NRW

Quelle und Ansprechpartner: Hermann Vollmer, AG ÖkoFuWi e.V.; Edmund Leisen, Öko-Team Landwirtschaftskammer NRW