Der Internationale Tag des Bodens ist 2002 auf dem 17. Weltkongress der Internationalen Bodenkundlichen Union ins Leben gerufen worden und findet seither alljährlich am 5. Dezember statt. „Der Boden ist die Basis unseres Überlebens, die Basis auch für die natürliche Vielfalt – aktuell aber wird mit Boden umgegangen, als wäre er unbegrenzt vorhanden. Damit zerstören wir unsere Zukunftsperspektiven", so Jan Leifert, Vorsitzender der LVÖ NRW, aus diesem Anlass.
2019 lag der Flächenverbrauch nach Angaben des Landesamtes für Natur, Umwelt und Verbraucherschutz in NRW bei weit über 8 ha. Täglich! Auch wenn der Verbrauch weiter zurückgeht, noch immer liegt er über 5 ha. Diese Flächen werden versiegelt, es werden Häuser gebaut, Straßen, Unternehmen, und weiterhin graben Bagger für die Braunkohle Boden ab. Flächenfraß hat Gründe: Energiehunger, Angst um Arbeitsplätze, steigende Standards. Allein die Wohnfläche pro Person nimmt immer weiter zu: 2021 entfielen auf jeden Einwohner über 46 Quadratmeter, 2001 waren es rund 38 und weitere 20 Jahre zuvor bewohnter jeder Mensch in NRW rund 34 Quadratmeter. Dies alles geht zulasten des Bodens – und letztlich auch zulasten der Menschen in NRW.
Die Gründe, Boden zu erhalten, sind nach Ansicht der Ökoverbände jedoch grundlegend, ohne nutzbaren Boden gibt es keine Perspektiven. Der Boden ist die Basis der Nahrungsmittelproduktion – allein beim aktuellen Flächenverbrauch geht monatlich die Fläche mehrerer durchschnittlicher landwirtschaftlicher Betriebe verloren. Durch die Corona- und Ukraine-Krisen wurde jedoch deutlich: Lange Lieferketten sind anfällig, die Versorgungssicherheit ist nicht gewährleistet. Eine gute regionale, ökologische und damit nachhaltige Landwirtschaft schafft Versorgungssicherheit. Die Öko-Bauern arbeiten in Kreisläufen, sind weniger auf Importe und nicht auf synthetische Düngemittel angewiesen. Doch für sie wird die Fläche knapp. „Wir benötigen eine starke Ökolandwirtschaft, um die Herausforderungen der Zukunft zu bewältigen – und dazu gehört, dass die Landwirtinnen und Landwirte guten Boden haben, den sie bewirtschaften können“, betonte Jan Leifert.
Kein Humusaufbau mit Beton
Bewirtschaften die Landwirte und Landwirtinnen den Boden schonend, dann hat dies weitere positive Effekte: Boden ist ein Kohlenstoffspeicher und leistet damit einen wichtiger Beitrag, den Klimawandel zu bremsen. Grünlandboden beispielsweise speichert etwa doppelt so viel Kohlenstoff wie ein Waldboden. Betonierte Fläche vernichtet nicht nur die Klimasenke Boden, Beton selbst ist ein extrem klimaschädlicher Baustoff. Und nur auf gutem Boden kann man Humusaufbau betreiben. Der Humus bindet dann weiteren Kohlenstoff. Die Ökolandwirte betreiben konsequenten Humusaufbau,auf Beton geht dies nicht.
Zudem ist Boden die Basis der natürlichen Vielfalt. Artenreiches Grünland, Streuobstwiesen sind die Heimat von zahllosen Insekten, Würmer, Schmetterlingen, Vögel – Vielfalt braucht Fläche, braucht Boden. „Da können wir Landwirte noch so sehr naturschutzorientiert arbeiten – wird gleichzeitig guter Boden vernichtet, dann ist dies durch andere Maßnahmen kaum mehr auszugleichen,“ so Peter Schmidt, LVÖ-Vorstandsmitglied und aktiver Landwirt, der in Gummersbach einen naturschutzorientiert wirtschaftenden Hof leitet.
Darum fordern die NRW-Ökoverbände die Landesregierung auf, endlich mit gutem Beispiel voran zu gehen und den Flächenfraß zu beenden. „Die Versiegelung muss gestoppt werden. Wir brauchen den Boden zur Versorgung unserer Bürger, zum Erhalt der natürlichen Vielfalt und als Klimasenke.“ Versiegelte Flächen sollten daher intelligent genutzt werden, ohne weitere Freiflächen zu nutzen.
LVÖ NRW e.V.

Foto: Tobias Heggemann, Landwirtschaftskammer NRW