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Ökolandbau NRW

Erster Grünlandschnitt nun auch im Mittelgebirge

08.05.2025

In den Niederungs- und Übergangslagen ist die Ernte des ersten Schnittes von Welschem Weidelgras (meist als Winterzwischenfrucht) und Grünland weitgehend abgeschlossen – zumindest, was das Intensivgrünland betrifft. 

In Betrieben mit Welschem Weidelgras als Winterzwischenfrucht wurde dieses überwiegend zusammen mit dem Grünlandaufwuchs einsiliert. Die Wetterbedingungen mit Temperaturen von 25°C und mehr, bei ganztägigem Sonnenschein, waren optimal für schnelles Anwelken und potenziell hohe Gärqualitäten der Silagen. Die letzten Tage Wachstum bei Sonnenschein brachten zudem noch höhere Zuckergehalte. Die Böden zeigten trotz der Niederschläge in den vorangegangenen Wochen eine gute Tragfähigkeit und Befahrbarkeit, sodass auch eine „saubere“ Ernte erfolgen konnte. Daher sind relativ niedrige Aschegehalte in der Silage zu erwarten. 

Hier geht es zum Überblick über die aktuelle Schnittreifeprognose.

Ökologische Grünland liegt etwas zurück

Dank der nennenswerten Niederschläge, die landesweit zwischen dem 13. und 24. April fielen, konnte auch ein sehr zufriedenstellender Ertrag realisiert werden. Nur mit Gülle gedüngtes, ökologisch bewirtschaftetes Grünland ist auch am Prüfstandort Riswick in der Entwicklung von Ertrag und Physiologie noch etwas zurück. Die Trockenheit im März und der ersten Aprilhälfte führte zu geringen Mineralisierungsraten von Stickstoff, wodurch das Wachstum verzögert war. 

Bei den Sortenprüfungen der Landwirtschaftskammer NRW am Standort Pfalzdorf (Kreis Kleve) haben die frühen Sorten des Deutschen Weidelgrases zu Beginn der vergangenen Woche mit Beginn des Ährenschiebens die optimale Schnittreife erreicht. Zwischen den Reifegruppen früh, mittelfrüh und spät bestehend zum Teil große Reifeunterschiede von bis zu 40 Tagen. Im Mittel haben zum Teil die mittleren und späten Reifegruppen im Laufe dieser Woche die optimale Schnittreife erreicht.

Früher schneiden auch im Mittelgebirge

Der Trend zu immer früheren Schnittterminen beim Grünland setzt sich auch in diesem Jahr in den Mittelgebirgsregionen fort. Zahlreiche, meist sehr intensiv wirtschaftende Betriebe mit fünf bis sechs Schnitten pro Jahr haben die Schönwetterphase der letzten Woche bereits für den ersten Schnitt genutzt. Hier wird der Rohfasergehalt sicherlich noch unter 20 % i. d. TM gelegen haben. Wie die Reifeprognosen für den Prüfstandort in Kall-Wallen (konventionell) in der Eifel gezeigt haben, wurde die optimale Schnittreife bereits am vergangenen Wochenende erreicht. Den Reifeprognosen nach liegt der Rohfasergehalt hier inzwischen bei etwa 23 bis 24 % i. d. TM, der Energiegehalt bei 6,4 MJ NEL/kg TM. Demgegenüber liegt am ökologisch bewirtschafteten Standort Kall-Diefenbach die physiologische Entwicklung um mindestens eine Woche zurück (derzeit RF: 21,0 %, Energie: 6,6 MJ NEL). Egal, ob konventionell oder ökologisch bewirtschaftet: Das Gros des intensiv genutzten Grünlandes in der Eifel und im Bergischen Land wird im Laufe dieser Woche geerntet worden sein. Die Wetterbedingungen sind dafür gut, auch wenn sich der Tau vor allem in Waldrand- und in Tallage lange in den Beständen hält und das Anwelken länger dauert als vergangene Woche. 

Am etwas kühleren Mittelgebirgsstandort Remblinghausen (Sauerland) ist vor dem Hintergrund der aktuellen Reifeentwicklung und Reifeprognose die optimale Schnittreife für energiereiche Grassilage mit 21 bis 22 % RF i. d. TM inzwischen ebenfalls erreicht. Insbesondere die vergangene Woche mit sommerlichen Temperaturen und hoher Einstrahlungsintensität hat die physiologische Reifeentwicklung und das Massenwachstum schnell vorangetrieben. Seit dem vergangenen Sonntag hat es aber deutlich abgekühlt. Hier und da gab es auch nennenswerte Niederschläge. 

Etwas weniger Zucker

Bei der aktuellen Wetterlage mit den kühlen Tages- und vor allem Nachttemperaturen ist die physiologische Reifeentwicklung im Vergleich zur vergangenen Woche deutlich verlangsamt. Die qualitätsrelevanten Inhaltsstoffe wie Rohprotein und Rohfaser sowie der Energiegehalt ändern sich von einem Tag zum anderen nur geringfügig. Die tägliche Rohfaserzunahme lag zuletzt bei etwa 0,1 bis 0,2 % i. d. TM, die Zuwachsraten bei rund 1,0 dt TM/ha und Tag. Allerdings wird auch mehr Zucker veratmet, sodass mit signifikant geringeren Zuckergehalten gerechnet werden kann als in der vergangenen Woche. 

Es ist davon auszugehen, dass bei der vorherrschenden trockenen, wenn auch kühlen Witterung der Großteil des Intensivgrünlandes auch in den südwestfälischen Mittelgebirgsregionen in dieser Woche geerntet wird. Sicherlich ist in Abhängigkeit von der Flächenexposition, der Höhenlage und der Bestandeszusammensetzung die physiologische Abreife der verschiedenen Grasarten gerade in den Mittelgebirgen mehr oder weniger heterogen; aber dies ist jedes Jahr der Fall. Der vermeintlich optimale Schnitttermin ist daher immer ein Kompromiss. Hohe Anteile an Deutschem Weidelgras im Grünland der verschiedenen Reifegruppen und günstigenfalls nennenswerte Kleeanteile erhöhen die Nutzungselastizität gegenüber obergrasreichen Beständen mit hohen Anteilen an frühen Gräsern, wie Knaulgras, Wiesenfuchsschwanz, Rohrschwingel oder Gemeine Rispe, erheblich. Insgesamt ist der erste, qualitätsorientierte Grünlandschnitt in diesem Jahr relativ früh.

Hubert Kivelitz und Ingo Dünnebacke, 
Landwirtschaftskammer NRW