Das Eutergesundheitsmanagement im Milchkuhbetrieb ist heute zunehmend von der Nutzung von Sensoren und technischer Hilfsmittel auf Ebene der Melktechnik bestimmt. All diese Entwicklungen können Milchkuhhalter im täglichen Betrieb unterstützen, wenn sie korrekt eingestellt sind und regelmäßig nach Herstellervorgaben gewartet und kalibriert werden. Dann sind zeitnah tierindividuelle Daten und Informationen verfügbar, auf deren Basis betriebliche Entscheidungen getroffen werden können.
Ein über viele Jahrzehnte bewährtes System der Überwachung von Milcherzeugung, Euter- und Tiergesundheit ist die klassische Milchleistungsprüfung, MLP. Neben der Ermittlung der Milchmenge und der wichtigsten Milchinhaltsstoffe auf Einzeltierbasis werden auch regelmäßig Eutergesundheits- und Stoffwechselparameter ausgewertet und für alle kontrollierten Milchkühe dargestellt. Ob in Papierform oder über elektronische Systeme können verschiedene Auswertungen und Listen betrachtet werden, die eine gute Hilfe im betrieblichen Management sein können.
Die Milchanalysen im Labor werden nach international anerkannten Standards durchgeführt. Die Parameter Fettgehalt, Eiweißgehalt und Harnstoffgehalt bieten eine Grundlage für die Überwachung der Fütterung im Betrieb. Zusätzliche Kennwerte, wie der Fett-Eiweiß-Quotient, werden automatisch mit ausgewiesen und können zusammen mit anderen Leistungsparametern eines Tieres für die Abschätzung des Ketose- und Azidose-Risikos einer Milchkuh herangezogen werden. Sie liefern Rückschlüsse auf die Stoffwechsellage eines Tieres.
Gesundes Euter, mehr Tierwohl
Die Eutergesundheit der Milchkühe ist ein wichtiger Baustein für die Wirtschaftlichkeit im Betrieb, eine gute Eutergesundheit zusätzlich ein Beitrag zur Steigerung des Tierwohls. Mit einer kontinuierlichen Kontrolle der Zellzahlentwicklung auf Einzeltier- oder Herdenbasis kann frühzeitig Fehlentwicklungen entgegengewirkt werden. Über den Bericht zur Milchleistungsprüfung werden verschiedene Kennzahlen, wie der Anteil eutergesunder Tiere, die Neuinfektionsrate in der Laktation oder in der Trockenstehzeit oder die Färsenmastitisrate, ausgewiesen. Diese helfen dabei, eine Evaluierung der Situation im Betrieb vorzunehmen. Im Bedarfsfall geben sie Hinweise darauf, an welchen Stellen - bei der Haltung, beim Management, gemäß Infektionsschwerpunkten im Laktationsverlauf und anderen -Optimierungsmöglichkeiten bestehen.
Genauer Hinschauen im Sommerhalbjahr
Insbesondere in den Sommermonaten ist eine engmaschige Überwachung der Herde und auch der Einzeltiere empfehlenswert, um Erkrankungen früh zu erkennen und schnell reagieren zu können - zumal Erntearbeiten viel Zeit in Anspruch nehmen. Für eine Beratungen steht das Team des Milcherzeugerberatungsdienstes und des Rindergesundheitsdienstes der Landwirtschaftskammer zur Verfügung.
Dr. Sebastian Hoppe,
Landwirtschaftskammer NRW

Kuheuter, Foto: Thomas Stephan, © BLE/ Bonn