Logo der Landwirtschaftskammer Nordrhein-Westfalen - zur Startseite der Landwirtschaftskammer

Ökolandbau NRW

Gesundes Grünland gibt es nur mit Kalk

06.03.2025

Grasnarbe

Foto: Alexander Schmithausen

Zur Produktion von hochwertigem Grundfutter wird das Grünlandmanagement immer wichtiger. Die Kalkversorgung hat dabei großen Einfluss auf die Grünlandnarbe. Bei der Ausbringung von Kalk sind einige Besonderheiten zu beachten.

Vor allem zu Saisonbeginn 2024 waren viele Flächen noch nicht befahrbar und ein Striegeln und die Nachsaat der Flächen war regional schlichtweg nicht möglich. In der kommenden Saison 2025 kann die zeitliche Abfolge vielleicht besser ausfallen und es sollte neben allen weiteren Maßnahmen die Kalkung nicht vergessen werden.

Da auch Grünland immer häufiger als reine Schnittnutzung dient, sind Verdichtungen vor allem bei ungünstigen Witterungsverhältnissen nicht zu unterschätzen. Zeigerpflanzen für Verdichtungen und Staunässe können hierfür wertvolle Hinweise geben. (Lesen Sie dazu auch den vorangegangenen Beitrag auf unserer Seite.)

pH-Wert gemäß Versorgungsstufe C

Um die Böden zu stärken, ist eine Versorgung mit den Grundnährstoffen, wie Calcium, Magnesium, Phosphor und Kalium, essenziell für einen gesunden Bestand. Auch der richtige pH-Wert spielt eine große Rolle für die Zusammensetzung des Pflanzenbestandes und ein gutes Anwachsen. Kalk verbessert zudem die Bodenstruktur und beeinflusst das Porenvolumen und somit die Wasserspeicherkapazität positiv - Effekte, die den Boden damit auch tragfähiger für schwere Maschinentechnik machen. Deshalb sollte der pH-Wert bei Grünland mindestens im Bereich der Düngungsempfehlungen, Versorgungsstufe C nach VDLUFA, liegen.

In der Praxis haben sich feine Kalke bewährt, da so eine optimale Durchmischung im Boden durch das Niederschlags- und Sickerwasser erfolgen kann. Übrigens: Wenn die Befahrbarkeit wieder gegeben ist, kann eine Grünlandkalkung auch im Herbst erfolgen.

Versorgungszustand der Böden

Viele Grünlandflächen in Deutschland sind unterversorgt mit Kalk. Sie befinden sich in den Versorgungsstufen A und B (VDLUFA-Schema Kalk), den beiden niedrigsten Stufen (A bis E). In Untersuchungen der FH Südwestfalen wiesen über 60 % der untersuchten Flächen eine teils deutliche Bodenversauerung auf. Ein Grund dafür: Jährlich können im Grünland 300 kg CaO, auf bindigen Böden sogar 450 kg/ha, ausgewaschen werden. Um ein weiteres Absinken des pH-Wertes zu verhindern, müssen dann mindestens 2,5 bis 3 dt/ha CaO jährlich ausgebracht werden. Dies entspricht einer Menge von 5 bis 6 dt/ha kohlensaurem Kalk. Erste Schadzeichen sind meist in Bodensenken sichtbar, weil hier die jährliche Kalk-Auswaschungsrate weit überschritten wird. Kalkmangelpflanzen sind durch ein gehemmtes Wurzelwachstum zu erkennen. Futterbaulich hochwertige Gräser mögen es ebenfalls nicht sauer!

Übersicht der mittleren pH – Werte im Oberboden, in Abhängigkeit zur Bodenart

Zahlen und Fakten

Die eingangs beschriebene Grünlandnutzung wurde auch in einem Projekt der Fachhochschule Südwestfalen untersucht. Der Fokus lag auf dem Bodenzustand und dessen Bodenschadverdichtungen von Dauergrünlandflächen in Nordrhein-Westfalen. Im Rahmen dieser Untersuchung wurde festgestellt, dass auf den 100 untersuchten Flächen über alle Bewirtschaftungssysteme hinweg eine ungenügende Versorgung der Böden mit Kalk vorliegt. Über 60 % der untersuchten Flächen wiesen eine teils deutliche Bodenversauerung auf! Erste Maßnahmen im Grünlandmanagement sollte eine standortangepasste Kalkung versauerter Standorte in Kombination mit Humusaufbau sein, so der Experte Philipp Rüther der FH Südwestfalen.

Ähnliche Ergebnisse sind auch für Deutschland im Rahmen der Bodenzustandserhebung vom Thünen-Institut bekannt. In der Grafik wird auf Grundlage der Bodenzustandserhebung Landwirtschaft (BZE LW) die Kalkungsbedürftigkeit von Grünland dargestellt. Nach Einteilung des VDLUFA-Schemas bedeutet dies der Kalkbedarf nach Bodenarten. Vor allem auf den leichten bis mittelschweren Böden ist eine Gesundungskalkung empfohlen (orange). Nur ein geringer Anteil der Standorte ist nicht kalkungsbedürftig (grün).

Kalkbedarf verschiedener Bodenarten unter Grünland. Quelle: Düngekalk-Hauptgemeinschaft, verändert nach Thünen Report 64, 2018

Kalk richtig ausbringen

Die Höhe der Kalkdüngung ist vom analysierten pH-Wert und der Bodenart abhängig. Generell gilt die Faustregel: Die für Grünland empfohlenen pH-Werte sind etwa eine Stufe niedriger als bei Ackerland. Dies geht von leichten Standorten auf Sand mit pH 5,0 bis hin zu pH 6,3 auf schweren, tonigen Böden. Wertvolle Futtergräser, zum Beispiel mit Kleeanteil, mögen höhere pH-Werte im Bereich von 6,0 bis 7,5.

Auf Grünland und im Feldfutterbau wird durch eine Frühjahrskalkung die Basis für ein calciumreiches und schmackhaftes Futter gelegt. Mangelt es an Kalk, beeinflusst dies indirekt auch die Gesundheit und Leistungsfähigkeit der Tiere. Empfehlenswert für die Grünlandkalkung sind kohlensaure Kalke, möglichst mit Magnesium, da somit eine langsame und nachhaltige Wirkung erzielt werden kann. Die Ausbringung kann mit üblichen Teller- oder Schleuderstreuern erfolgen.

Mangel erkennen

Der wichtigste Hinweis auf einen Kalkmangel ist der pH-Wert, welcher als Standard-Parameter für jede Bodenprobe ermittelt wird. Auch eine Begutachtung des Bodens mittels Spaten in den oberen 30 bis 50 cm und Stichproben mit einem pH-Meter können erste Anzeichen geben, ob die physikalischen Eigenschaften hinsichtlich Aggregatstabilität und Krümelstabilität gegeben sind. Es sollten lockere, runde Aggregate zu sehen sein. Kalkmangel äußert sich als erstes im A-Horizont, die Erde ist hier klebrig, plattig mit glatten Bruchstellen.  


Quelle: Alexander Schmithausen/Düngekalk-Hauptgemeinschaft