Am 30. April trafen sich bei bestem Wetter 50 Praktiker, Schüler und Berater auf dem Modellbetrieb von Bernd Lienemann in Dorsten zu einem Feldtag zum flachen Kleegrasumbruch. Pascal Gerbaulet, Landwirtschaftskammer NRW, berichtet von dem Feldtag.
Ein jeder Feldbegang auf einem Modellbetrieb der EG- Wasserrahmenrichtlinie (WRRL) dient der fachlichen Einordnung: Was bedeutet der Kleegrasanbau für den Wasserschutz?
Pascal Gerbaulet präsentierte dem Fachpublikum Ergebnisse aus den Öko-Modellbetrieben und beschrieb
den Kleegrasanbau treffend als „Fluch und Segen zugleich“. „Etabliertes Kleegras ist einzuordnen wie Dauergrünland: Solange kein Umbruch erfolgt, liegen die Nmin-Werte auf niedrigem Niveau von unter 20 kg und es sind keine Auswaschung von Nährstoffen zu erwarten. Dies erfordert aber auch ein gutes Management des Aufwuchses, der bis zu 350 kg Stickstoff pro ha und Jahr bereitstellen kann! Das heißt: Abfuhr der Schnitte und möglichst Verzicht aufs Mulchen!“, empfahl der WRRL-Berater. Denn: Je mehr und je später im Jahr gemulcht werde, desto höher seien auch unter intaktem Klee- oder Luzernegras die Nitratkonzentrationen im Sickerwasser. „Die schlechteste Idee ist das einmalige Mulchen zum Herbst“, so Gerbaulet.
Herausforderung Kleegrasanbau
Eine Herausforderung sei die Etablierung des Kleegrases. Durch Bodenbearbeitung im Spätsommer mit zunehmenden Niederschlägen werde viel Stickstoff mobilisiert, den das Kleegras bei Aussaat Ende August bis September nicht nutzen kann. Wichtig sei es also, das Kleegras an abtragender Stelle mit reduzierter Bodenbearbeitung zu etablieren. Für mildere Standorte könne auch über spätere Aussaaten mit einer Deckfrucht Grünroggen nachgedacht werden.
Die zweite und eindeutig die größere Herausforderung sei dann der Umbruch des Kleegrases nach ein-, zwei oder mehrjähriger Nutzung. „Je länger das Kleegras steht, desto höhere Mengen an Stickstoff sind nach Umbruch zu erwarten, sie können bei 150 bis 250 kg N/ha liegen“, meinte Pascal Gerbaulet. Wie also diese N- Mengen in die Nachfrucht transferieren? Auswertungen aus den 1990er-Jahren zeigten bereits, dass die N- Aufnahme bei Winterweizen asynchron zum Mineralisierungsverlauf sei. Das sei aber die mit am häufigsten angebaute Nachfrucht, da der Weizen gut mit Stickstoff versorgt wird, unbeachtet der potenziellen Verluste. „Was damals nicht funktioniert hat, funktioniert heute immer noch nicht“, so Gerbaulet, denn mildere Winter mit langer Mineralisierung, weniger N-Aufnahme in trockenen Jahren, schlechtere Zwischenfruchtbestände und teilweise weniger Sickerwasser verschärften die Problematik. „Viele Gründe sprechen dafür, nach Futterleguminosen-Beständen Sommerungen anzubauen“, so sein Rat.
Den Boden flach bearbeiten
Flache Bodenbearbeitung war das Thema dieses Tages in Dorsten. Ergebnisse aus den Projektbetrieben zeigen, dass eine flache Bearbeitung und tiefes Lockern besser sind als wendendes Arbeiten, um möglichst wenig Mineralisierung vor Winter zu erzeugen. Im Frühjahr hingegen kann dies genau das Ziel sein, um Stickstoff für die Folgekultur bereit zu stellen. Als weitere Gründe für eine möglichst flache Bodenbearbeitung nannte Pascal Gerbaulet, Wasser zu sparen, Unkräuter zu bekämpfen und die Altnarbe zum Absterben zu bewegen.
Dass Rotkleebestände einfacher zu handhaben sind als Gemenge mit Gras, wo die Grassoden bei der nachfolgenden Unkrautregulierung stören können, stellte Betriebsleiter Bernd Lienemann klar, als er seinen Betrieb vorstellte. Der Naturland-Betrieb mit Hähnchenmast und Legehennenhaltung baut neben Druschfrüchten Spinat, Möhren, Gemüseerbsen und Buschbohnen an - hier ist der Pflug oftmals Pflicht. „An anderen Stellen der Fruchtfolge dann weitestgehend pfluglos arbeiten zu können ist unser absolutes Ziel“, so der Betriebsleiter. Die auf den Flächen vorgestellten Maschinen werden im Betrieb im Rahmen des WRRL-Demo-Projektes entsprechend getestet.
Maschinen zeigten, was sie können
Nach der fachlichen Einordnung konnten die vier Geräte zeigen, wie sie arbeiten. Zuvor angelegte Streifen zeigten den Besuchern sehr anschaulich, wie die Altnarbe mit zwei oder drei Überfahrten abgetötet wurde. Um dies hinzubekommen, sei die „Salami-Taktik“ die richtige: „Nur, wenn flach gestartet wird, kann immer noch mal unterschnitten werden“, waren sich der Praktiker und der Berater einig.
Im Folgenden zu den Vorzügen und Arbeitsweisen der Geräte:
Treffler TGA 500
2 cm waren das eigens erklärte Ziel von Jan Wittenberg, der den Treffler TGA 500 vorstellte. Das Arbeitsbild war gut, es wurde exakt geschnitten; Restbestände standen nur dort, wo die Fläche tiefer lag. Hier kann erst der 2. Schnitt alles abräumen. In der bereits bearbeiteten Variante war alles an Altnarbe abgeschnitten und lag oberhalb zum Trocknen bereit, der Nachlaufstriegel half dabei. Bei der derzeitigen Witterung ist mit drei Unterschnitten von 2, 4 und 6 cm die Altnarbe entfernt und die Kapillarität bis zum Saathorizont bleibt erhalten, Wasser bleibt vor Verdunstung geschützt.


Razor/Einböck
Als zweiter Flachgrubber in Vorserie zeigte sich der Razor von Einböck, der aufgrund seines leichteren Gewichtes ein wenig mehr an Tiefe zu Beginn benötigte, um sich einzuziehen, dann aber ein sauberes Schnittbild zeigte. Die Schare arbeiten wie auch bei Treffler durch leichtes Anstellen mit einem sauberen Schnitt durch Vibration und sind seitlich gehärtet, um hohe Flächenleistungen zu generieren. „Der fünfbalkige Grubber ist für den Durchgang von viel Material gebaut und kann mit einer Walze ausgestattet werden“, so Mario Nink von der Firma Einböck.


ActiCut und Kvickfinn
Neben den zwei Grubbern durften sich zwei Sondermaschinen präsentieren: Der ActiCut von 4Disc zeigte den flachsten Schnitt, was die Präzision der schneidenden Scheibe verdeutlicht. Hier wurde tatsächlich das Oberirdische vom Unterirdischen getrennt, was hilft, die Fläche einzuebnen und für den zweiten Arbeitsgang 2 cm tiefer vorzubereiten. Um die Pflanzen zum Absterben zu bewegen, wäre jedoch beim ersten Schnitt etwas mehr Tiefe besser, wie in der bereits vorgefahrenen Variante zu erkennen war. „Durch die per Hydraulik angetriebenen Scheiben wird - wie bei einer „Brotschneidemaschine“ - der Schnitt einfacher und somit sauberer“, so Tobias Ladwig von der Firma 4 Disc.
Cristian Puls stellte den Kvickfinn von Lyckegard vor, ein schwedischer Hersteller, der ursprünglich die Queckenbekämpfung im Sinn hatte. Dass sich das Gerät aber auch gut zum Enterden der Altnarbe eignet, durfte das Gerät bereits im letzten Jahr auf einer Vorführung zeigen. Hinter dem dreireihigen Grubber ist ein Rotor angeordnet, der das gelockerte Material aufnimmt und nach hinten schmeißt und hierbei für eine Enterdung sorgt. Das pflanzliche Material liegt oberhalb und kann gut vertrocknen.




Gutes Ergebnis bei wenig Aufwand
Insgesamt war man sich einig, dass es sich um vier Maschinen handelt, die alle ihre Berechtigung haben und gute Arbeit leisten können. Sie ermöglichen eine ultraflache Bodenbearbeitung, die mit möglichst wenig Aufwand die Altnarbe, Zwischenfruchtbestände oder Verunkrautungen zum Absterben bewegt. Die vorgestellten Methoden demonstrierten eindrucksvoll, wie eine gezielte und flache Bodenbearbeitung die Herausforderungen des Kleegrasanbaus meistern kann. Die Mischung aus praktischen Vorführungen und fachlicher Einordnung bot wertvolle Einblicke für alle Beteiligten.
Pascal Gerbaulet,
Landwirtschaftskammer NRW