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Kompostierungsstall: Die Einstreu immer im Blick!

09.07.2025

Eine der Führungen auf den Öko-Feldtagen ging zum Kompostierungsstall für Rinder. Dieses innovative Stallsystem wurde auf dem Betrieb Wassergut Canitz vor allem in Hinblick auf das hohe Tierwohl so gebaut. Weitere ausschlaggebende Aspekte waren die Wirtschaftlichkeit, Machbarkeit und der Umweltschutz.

Kompostierungsstall
Aus dem Material bildet sich eine bis zu 60 cm starke, trockene Matte.

Generell ist zwischen einem Kompoststall und einem Kompostierungsstall zu unterscheiden: Ein Kompoststall ist ein „kaltes System“. Das eingestreute Material ist schon kompostiert, der Rotteprozess abgeschlossen und es entsteht keine Hitze mehr. Die aber will man in einem Kompostierungsstall genau haben: Dort wird das eingestreute organische Material - in Canitz nimmt man Dinkelspelz - kompostiert. Dabei können Temperaturen von 45 bis 65 °C entstehen, dank derer die durch Kot und Harn der Tiere eigebrachte Flüssigkeit verdunstet. 

Die Einstreu bleibt also trocken und sauber - ebenso die Rinder, die auf dieser gut 60 cm tiefen Einstreumatratze liegen. Saubere Tiere bedeuten niedrige Zellzahlen. Damit ist der Gesundheitsaspekt erfüllt, der einer der wesentlichen Vorteile des Kompostierungsstalles ist. 

Kosten sparen

Tiergesundheit und Tierwohl bedingen sich: Auch der Tierkomfort steigt bei sauberen, trocken liegenden Tieren, was sich unter anderem an dem ausgeprägten Ruheverhalten der rund 35 Mutterkühe zeigt, die von November bis April in dem Stall leben. Dafür haben die Tiere 15 bis 20 m² Platz je Tier. Zum Vergleich: In einem Kompoststall sind bis zu 30 m² pro Tier nötig, damit das System funktionieren kann. 

Rinder in Canitz
35 Charolais-Kühe werden von November bis April in dem Kompostierungsstall gehalten.

Der Knackpunkt liegt in den Kosten: Die betragen umgerechnet 175 € pro Jahr und Kuh und liegen damit über denen für eine Hoch- oder Tiefbox. Da aber eine große Summe Tierarztkosten eingespart werden kann und auch die Klauenpflege nur einmal jährlich vonnöten ist, steht am Ende ein Gewinn von 180 bis 200 €/Tier. 

Weitere Vorteile auf einen Blick:

  • Emissionen: erheblich reduzierter Flüssiganteil aus Gülle und Jauche
  • Düngung: Kompostverteilung direkt auf den Flächen möglich
  • Keine zusätzliche Lagerkapazität notwendig
  • Reduzierter Arbeitsaufwand, das regelmäßige Ausmisten entfällt.

Das System klappt zufriedenstellend, ist aber kein Selbstläufer, so die Meinung der Stallbetreiber. Man muss die Einstreu und den Rotteprozess genau im Blick behalten. Wenn die Mischung aus eingestreut-frischem und umgesetzten Material, das optimaler Weise je hälftig eingesetzt werden sollte, angenehm nach Waldboden riecht, hat man alles richtig gemacht, so das Fazit aus Canitz. 


Meike Siebel,
Landwirtschaftskammer NRW