Auch mit schnell wachsenden Putenherkünften lassen sich unter ökologischen Fütterungs- und Haltungsbedingungen gute und wirtschaftlich tragfähige Mastleistungen erzielen. Das ist das Ergebnis einer vierjährigen Studie, die Forscherteams des Forschungsinstituts für biologischen Landbau (FiBL), der Hochschule Weihenstephan-Triesdorf und der Bayerischen Landesanstalt für Landwirtschaft (LfL) gemeinsam durchgeführt haben.
Gefördert wurde das Projekt vom Bundesprogramm Ökologischer Landbau (BÖL) mit Mitteln des Bundesministeriums für Ernährung und Landwirtschaft. In den Untersuchungen prüften die Forscherteams die Wirkung unterschiedlicher Fütterungsvarianten. Dabei erhielten die Tiere während der achtwöchigen Aufzuchtphase Kraftfuttermischungen mit reduzierten Mengen der wichtigsten Aminosäuren Methionin und Lysin sowie geringeren Energiegehalten. Zusätzlich untersuchten die Forschenden, wie sich die Zufütterung von Grünfuttersilage und verschiedene Haltungsformen auf die Entwicklung der Puten auswirkt. Alle Varianten wurden mit der schnell wachsenden Herkunft B.U.T. 6 und langsam wachsenden Auburn-Herkunft durchgeführt.
In den Versuchen mit Putenhähnen zeigte sich, dass eine Absenkung der empfohlenen Aminosäuregehalte in der Aufzuchtphase um bis zu 30 % im Kraftfutter bei 10 % geringeren Energiegehalten in der nachfolgenden Mastphase vollständig ausgeglichen wurde. Die Tiere zeigten bei dieser Fütterungsstrategie ein ausgeprägtes kompensatorisches Wachstum. Zudem hatte die limitierte Fütterung während der Aufzucht keinen negativen Einfluss auf die spätere Fleischqualität.
Grünauslauf leistet Beitrag zur Fütterung
Auffällig war nach Einschätzung der Forscherteams, dass die Haltung im Mobilstall mit Grünauslauf bei ausreichender Vegetation offenbar einen nennenswerten Beitrag zur Versorgung der Tiere beitragen kann. Die Putenhähne dieser Variante hatten signifikant höhere Schlachtkörpergewichte bei hohem Brustmuskelanteil im Vergleich zu den Tieren mit reiner Stallhaltung. Als Grund sehen die Fachleute das zusätzliche Angebot an proteinreichen Nahrungsquellen im Auslauf, wie Grünfutter, Würmer und Insekten.
Die Zufütterung von Grünfuttersilage und der Grünauslauf führten zu einer verringerten Kraftfutteraufnahme, wobei die Silage einen größeren Verdrängungseffekt hatte.
Potenzial voll ausgeschöpft
Insgesamt seien beide Herkünfte in der Lage, ihr Wachstumspotenzial auch bei eingeschränkter Energie- und Aminosäureversorgung und unter ökokonformen Haltungsbedingungen voll auszuschöpfen. B.U.T. 6-Hähne erzielten jedoch eine höhere Schlacht- und Wachstumsleistung bei geringerer Nährstoffaufnahme pro Kilogramm Zuwachs. Das ist aus Sicht der Forscherteams ein Hinweis darauf, dass diese Herkunft unter ökologischen Bedingungen bessere Leistungen erzielt als die langsam wachsenden Auburn-Tiere. Zudem hatten B.U.T. 6-Herkünfte in der Mast deutliche Vorteile bei der Wirtschaftlichkeit.
Den vollständigen Abschlussbericht finden Sie auf der Seite der BLE.
Jürgen Beckhoff/BÖL

Foto: Jürgen Beckhoff