10.03.2019
Hohe Nährstoffgehalte erklären im Frühjahr auf vielen Betrieben einen Leistungsanstieg. Praxistests können zeigen, wie stark Kraftfutter einzelbetrieblich eingespart werden kann.
Weideaufwuchs ist nährstoffreicher als Grassilage. Bei Umtriebsweide liegen die Energiegehalte im Frühjahr im Bereich von Maissilagen, bei Kurzrasenweide deutlich höher zwischen 7,5 und 8 MJ NEL/kg T (bei Rohfasergehalten zwischen 12 und 15 %). Kein Wunder, dass Kraftfuttergaben in Konkurrenz zur Futteraufnahme auf der Weide stehen und die Kraftfuttereffizienz häufig unbefriedigend ist.
Frühjahr mit hoher Einzelkuhleistung
Betriebe, die in begünstigten Lagen in den letzten Wochen schon ausgetrieben haben, stellen fest: Der Aufwuchs auf der Weide ist zwar begrenzt. Im Stall wird aber weniger gefressen und die Kühe geben auf den meisten Betrieben auch mehr Milch als vorher. Eine Beobachtung, die nicht neu ist, sondern sich in jedem Frühjahr wiederholt. In Betrieben, die bei stärkerer Ausfütterung im Winter vor Auftrieb 25 oder sogar 30 kg ECM/Kuh erzielten, kann dieses Niveau bei hohem Weideanteil meist nicht gehalten werden. Dafür sinken aber die Futterkosten.
Höhere Kraftfuttergabe mit geringer Kraftfuttereffizienz
Eine Langzeitauswertung im Rahmen des Projektes Öko-Leitbetriebe über 11 Jahre zeigt (Tabelle): In Betrieben mit hohem Weideanteil, mindestens 60 % der Gesamtration bestand aus Weidefutter, führte bei 17 dt Kraftfutter/Kuh eine Reduktion der Kraftfuttergabe um 5,5 dt/Kuh nur zu einem geringen Leistungsrückgang. Vor allem in der Weidezeit wurde Kraftfutter eingespart. Unter Berücksichtigung des Leistungsanstiegs bei etwa gleichbleibender Kraftfuttergabe ergab sich eine Kraftfuttereffizienz von bescheidenen 0,36 kg ECM/kg Kraftfutter.
Eine weitere Reduktion um noch mal 4,7 dt/Kuh brachte dagegen einen deutlichen Leistungsrückgang von 1,3 kg ECM/kg Kraftfutter. Dieser starke Rückgang erklärte sich durch eine stärkere Rücknahme in der Winterperiode. Bei mittleren und geringeren Weideanteilen wurde bei hohen Kraftfuttergaben ebenfalls eine geringe Kraftfuttereffizienz festgestellt.
Weitergehende Informationen zu Leistung, Futterration und Tiergesundheit:
www.oekolandbau.nrw.de/fileadmin/redaktion/PDFs/Forschung/Ergebnisse/nach_Jahren/2015/44_TH_Kraftfuttereffizienz_15.pdf
Besonders gering war die Kraftfuttereffizienz bei Doppelnutzungskühen: 0,17 bzw. 0,32 kg ECM/kg Kraftfutter.
https://www.oekolandbau.nrw.de/fileadmin/redaktion/PDFs/Forschung/Ergebnisse/nach_Jahren/2015/34_TH_Doppelnutzungskuehe_15.pdf
https://www.oekolandbau.nrw.de/fileadmin/redaktion/PDFs/Forschung/Ergebnisse/nach_Jahren/2015/34_TH_Doppelnutzungskuehe_15.pdf

Aufwuchsmessung, Foto: Anne Verhoeven, LWK NRW
Jahre | Sechs Vergleichsbetriebe mit etwa gleichbleibender Kraftfuttermenge | Betriebe mit Rücknahme der Kraftfuttermenge Kraftfutterniveau | ||||
2004/05 hoch, dann niedriger sieben Betriebe | 2004/05 mittel, dann niedriger sieben Betriebe | |||||
Kraftfutter dt/Kuh | kg ECM/Kuh | Kraftfutter dt/Kuh | kg ECM/Kuh | Kraftfutter dt/Kuh | kg ECM/Kuh | |
2004/05 | 16,1 | 6.820 | 17,0 | 6.727 | 8,9 | 6.780 |
2004/05 bis 2006/07 | 14,8 | 6.919 | 14,9 | 6.665 | 8,8 | 6.791 |
2010/11 bis 2014/15 | 15,1 | 7.043 | 9,4 | 6.581 | 4,1 | 6.261 |
2014/15 | 15,8 | 6.887 | 8,2 | 6.499 | 3,5 | 6.282 |
Vergleich von Zeiträumen | ||||||
2010/11 bis 2014/15 | +0,3 | +124 | -5,5 | -84 | -4,7 | -530 |
zu | Kraftfuttereffizienz (1) | |||||
2004/05 bis 2006/07 | 0,36 | 1,30 | ||||
(1) Kraftfuttereffizienz (kg ECM/kg Kraftfutter): unter Berücksichtigung der Veränderungen in Betrieben mit etwa gleichbleibender Kraftfuttermenge |
Kraftfuttereffizienz bei Weide sehr unterschiedlich
Wurden die Kraftfuttergaben in Versuchen und Praxistests zurückgenommen, so ergab sich eine sehr unterschiedliche Kraftfuttereffizienz.
⇒ Weideperiode 2008, Betrieb mit Transponder, 50 % Weideanteil: 0,8 kg Kraftfutter weniger ergab 2 kg ECM/Kuh mehr an Milch (Ausgangsniveau: täglich 6 kg Kraftfutter):
www.oekolandbau.nrw.de/fileadmin/redaktion/pdf/projekte_versuche/lb09_versuchsbericht_2008/29_Kraftfuttermenge_TH_08.pdf
⇒ Frühjahr 2018: 2,5 kg Kraftfutter weniger ergab 0,8 kg ECM/Kuh mehr an Milch (Ausgangsniveau: täglich 5 kg Kraftfutter, bisher unveröffentlicht)
⇒ Sommer 2018, Weideanteil um 30 %: 3 kg Kraftfutter weniger ergab 0,9 kg ECM/Kuh weniger an Milch (Ausgangsniveau: täglich 7 kg Kraftfutter, Louis-Bolk-Institut, Vortrag 18.2.19)
Selbsttest auf Transponderbetrieben
Jeder Betrieb sollte prüfen, wie sich eine geringere Kraftfuttermenge tatsächlich auswirkt. Basis bildet am besten eine Rationsberechnung. Wird hiernach gefüttert, kann vorübergehend (für etwa eine Woche) die Kraftfuttermenge gesenkt werden. Der Tank zeigt, ob die Rücknahme in die richtige Richtung geht.
Betriebe mit Transponder sind besonders angesprochen. Stellen Sie Kühe mit gerader Ohrnummer entsprechend der Rationsberechnung ein, Kühe mit ungerader Nummer erhalten 1 kg Kraftfutter weniger. Der Vergleich der Milchkontrollen vor und nach dem Test zeigt dann die Kraftfuttereffizienz.
Gerne können wir Ihre LKV-Daten für Sie auch auswerten. Davon können wir alle lernen.
Quelle und Ansprechpartner: Dr. Edmund Leisen, Landwirtschaftskammer NRW, Münster, den 7. März 2019