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Ökolandbau NRW

KTBL-Tage: Landbewirtschaftung - mit Wasser haushalten

22.04.2025

Die KTBL-Tage widmeten sich in diesem Jahr am 26. und 27. März 2025 in Celle der Bedeutung von Wasser im Zusammenhang mit der landwirtschaftlichen und gartenbaulichen Produktion.

„Klimaschwankungen gab es schon immer - das ist normal, problematisch ist die Geschwindigkeit und Stärke der aktuellen Änderung, das ist bisher so nicht beobachtet worden“, so Dr. Udo Busch vom Deutschen Wetterdienst. Höhere Winterniederschlägen in Deutschland sind Folgen der Änderungen des Klimas. Darüber hinaus wird die Anzahl der Sommertage (mit 25 °C) und der heißen Tage (mit mehr als 30 °C) deutlich ansteigen, wie auch das Risiko von Starkregen und Dürre. 

Auf sektoraler Ebene zeigt sich, dass der Wasserbedarf für Haushalte und Kleingewerbe leicht zunehmen wird, während der industrielle Bedarf als weitgehend stabil eingeschätzt wird. Der landwirtschaftliche Bewässerungsbedarf wird sich mit dem erwarteten Anstieg der Bewässerungsflächen etwa um den Faktor 3 erhöhen. Um den Landschaftswasserhaushalt nachhaltig zu sichern, ist es notwendig, den naturnahen Wasserhaushalt zu fördern und langfristige Anpassungsmaßnahmen zu implementieren, zum Beispiel die Schaffung von Landschaften mit gezielter Abflussverzögerung, Wasserspeicherung und Grundwasserneubildung, die Renaturierung von Gewässern, die Erhaltung von Feuchtgebieten und die Schaffung von Schwammlandschaften, die Wasser besser speichern können.

Wassermanagement - national, regional, betrieblich

Neben Aktivitäten auf Bundesebene mit der Nationalen Wasserstrategie, die in vielen Aktionen den Landschaftswasserhaushalt adressiert, treffen auch einzelne Bundesländer Regelungen zur Mengenbewirtschaftung von Grundwasser. Auf betrieblicher Ebene werden für die Bewässerung von gartenbaulichen und landwirtschaftlichen Kulturen von Wasser- und Bodenverbänden und anderen Beratungseinrichtungen intelligente Lösungen zur effizienten Wassernutzung bereitgestellt.

Anpassungsstrategien Landbewirtschaftung 

Welche Möglichkeiten hat die Landwirtschaft, auf die Klimaveränderung zu reagieren und geeignete Anpassungsstrategien zu entwickeln? Hier hat Diversifizierung das Potenzial, die agronomische und die wirtschaftliche Resilienz von Anbausystemen zu verbessern. Die Umsetzung in der Praxis bleibt jedoch eine Herausforderung und Lösungen hängen vom Standort, agronomischen und sozioökonomischen Gegebenheiten ab, führte Dr. Moritz Reckling vom Leibniz-Zentrum für Agrarlandforschung e.V. aus. Vielversprechend ist die Integration von Futterleguminosen in getreidedominierten Fruchtfolgen und mehr Kulturartenvielfalt. Mischanbau und neue Kulturen können wichtige Instrumente hin zu mehr Resilienz werden, müssen mit und in der Praxis aber noch weiterentwickelt werden.

Agroforstsysteme können sehr unterschiedlich gestaltet sein und haben vielfältige Wirkungen auf das Mikroklima und die Bodenwasserbalance, unter anderem die Verringerung der Windkraft und hoher Temperaturen. Bei der Planung der Baumstreifen müssen allerdings viele Faktoren berücksichtigt und Systeme entsprechend den lokalen Bedingungen angepasst werden.

Für die Anpassung an den Klimawandel im Grünland und Futterbau bieten artenreiche Pflanzenbestände mit tiefwurzelnden dikotylen Pflanzenarten eine verbesserte Wassernutzungseffizienz, ohne Ziele der Futterbereitung zu gefährden. Auch einer proteineffizienten Milchproduktion durch grasbasierte Fütterung kommt in diesem Zusammenhang eine große Bedeutung zu.

Anpassungsstrategien – technische Optionen

Reichen landwirtschaftliche Anpassungsstrategien zur Sicherung und Wiederherstellung eines natürlichen Landschaftswasserhaushaltes aus oder welche technischen Lösungen können hier unterstützend herangezogen werden? Für die zukünftige Bewässerungstechnik wird eine höhere Effizienz, Parallelität und Zeitnähe sowie Automatisierung erforderlich sein. "Aus ökonomischem Blickwinkel müssen die Kosten eines zukünftigen Bewässerungsmanagements zu erwirtschaften sein", so Prof. Dr. Jana Zinkernagel von der Hochschule Geisenheim.

Künstliche Grundwasseranreicherung kann eine Anpassungsoption für die Bewässerung sein, insbesondere wenn Wasser genutzt wird, das andernfalls durch schnellen Abfluss für die Region verloren gehen würde. Allerdings muss die Herausforderung der zeitlichen Asymmetrie zwischen kurzen Extremwetterereignissen und dem Ziel einer saisonalen Speicherung bewältigt werden. 

Welche Chancen und Herausforderungen von Wasserwiederverwendung für die landwirtschaftliche Bewässerung in Deutschland bestehen und wie Nutzwasser bereits in anderen europäischen Staaten eingesetzt wird, das war ebenfalls Beitrag der Session.

Zukunftsfähige und praxisnahe Verfahren gefragt

Wie ehemalige Drängräben zur Wasserspeicherung beitragen können und zukünftig als „grüne Gräben“ fungieren, welche Maßnahmen der Landkreis Neustadt a. d. Aisch-Bad Windsheim mit unterschiedlichsten Stakeholdern gemeinsam umgesetzt hat, um klimaresilient zu werden, wurde von Thomas Keller vom Wasserwirtschaftsamt Ansbach eindrücklich vorgestellt. Die Bedeutung von Agroforstsysteme, insbesondere mit Keyline-Design, zum Starkregenrückhalt, Erosionsschutz und insgesamt zum Wassermanagement wurde an einer Vielzahl von Beispielen in Deutschland aufgezeigt. Insbesondere die Tropfbewässerung birgt große Potenziale in der Landwirtschaft und im Gartenbau, was für geeignete Kulturen dargestellt wurde.

Inwertsetzung und Zielkonflikte

Final wurde der Blick auf die Inwertsetzung von Wasserdienstleistungen gelenkt, hier gilt es, das Verständnis für Gewässer und Wasser zu erhöhen. Die Integration des Wertes von Wasser in das Management von Wasserressourcen und die Wasserpolitik erfordert eine Governance, die unter anderem den Wert von Wasser erfasst und in die Politikgestaltung einbezieht. Die nachhaltige Bewirtschaftung unserer Wasserressourcen in der Land(wirt)schaft erfordert eine enge Zusammenarbeit zwischen Landwirtschaft, Wasserwirtschaft, Behörden, Naturschutz und teilweise auch Zivilgesellschaft. Zielkonflikte gilt es, frühzeitig sichtbar zu machen und gemeinsam an Lösungen zu arbeiten, die für alle Beteiligten möglichst viele Vorteile bringen.


Quelle: KTBL e.V.