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Ökolandbau NRW

Lösungen, die nach vorne gerichtet sind

04.03.2025

„Die Zukunft der Landwirtschaft - Haus Riswick präsentiert aktuelle Projekte“. Unter diesem Motto stand eine Veranstaltung von Agrobusiness Niederrhein e.V. Hier wurden am vergangenen Mittwoch die Teilnehmerinnen und Teilnehmer auf den Stand der Dinge bei zwei aktuellen Versuchen der Landwirtschaftskammer NRW für Milchviehbetriebe gebracht.

Dr. Anke Schirocki begrüßte die Gäste, die sowohl aus der landwirtschaftlichen, teils aus der gartenbaulichen Praxis, aus angrenzenden Nachbarkommunen und -gemeinden von Kleve sowie den Niederlanden, aus dem Landhandel und der Hochschule Rhein-Waal zusammengekommen waren, im Namen von Agrobusiness Niederrhein e.V. und dem Projekt Agropole Innovates und damit einem Netzwerk, das, mit Hauptsitz in Straelen, für Gewöhnlich vor allem die Gartenbaubetriebe am unteren Niederrhein anspricht. Bei diesem Thema waren jedoch vermehrt Landwirte „am Start“.

Das wiederum freute besonders Dr. Franz-Josef Stork, der als Dienststellenleiter den Standort Haus Riswick vorstellte. „Heute bearbeiten der Garten- und Landschaftsbau und die Landwirtschaft gemeinsam und im engen Austausch relevante Themen“, meinte er auch im Hinblick auf die beiden niederrheinischen Standorte der Landwirtschaftskammer NRW, Straelen und Kleve. Haus Riswick sei dabei DER Versuchsstandort, wenn es um Futterbau und Grünland gehe. „Wir sind so zu sagen ein Scharnier zwischen der Landwirtschaft einerseits und der Forschung auf der anderen Seite. Außerdem verfügen unsere Beraterinnen und Berater über lebhafte Kontakte zu den relevanten Futterunternehmen. Aus gemeinsamen Forschungsprojekten lassen sich belastbare Aussagen für die landwirtschaftliche Praxis treffen“, nannte der Dienststellenleiter einen Riswicker Pluspunkt. Die Daten und Erkenntnisse könnten auch der Politik helfen, eine zukunftsfähigere Tierhaltung zu gestalten.

Die Teilnehmerinnen und Teilnehmer des „Vor-Ort-Termins“ im TUI-Stall.

Noch ist die Baustelle nicht ganz fertig. Im April sollen hier die Kühe einziehen.

Die Milchkuh als N-Konverter

Martin Otten, Koordinator des vom BMEL und der BLE geförderten Projektes „NPassend“, stellte das gleichlautende Forschungsvorhaben vor, das die Landwirtschaftskammer NRW gemeinsam mit dem Institut für Landtechnik der Uni Bonn seit Mai 2024 noch bis Ende 2026 durchführt. „Wir untersuchen, welchen Einfluss eine stickstoff- und phosphorreduzierte Fütterung in der Spätlaktation bei Milchkühen auf die Tiergesundheit, die tierischen Leistungen, die Nährstoffausscheidungen und den Ausstoß klima- und umweltrelevanter Gase hat“, fasste Otten die Intention knapp zusammen. Ausschlaggebend sei die Notwendigkeit, den Ammoniakeintrag in den Boden beziehungsweise das Grundwasser stark zu minimieren. Ein Drittel der landwirtschaftlich genutzten Fläche gehöre aktuell zu den so genannten Roten Gebieten. Leicht rückläufig sei der Methanausstoß, was vor allem auf reduzierte Tierbestände zurückzuführen sei. „Die Kuh macht aus 3 kg Rohprotein 1 kg Milch und damit humantaugliches Protein, die N-Effizienz liegt demnach bei rund 33 %. Im Projekt Npassend wird unter anderem geschaut, bis zu welchem Grad rohproteinarm gefüttert werden kann, ohne Gesundheit und Leistungsfähigkeit der Milchkuh negativ zu beeinträchtigen“, so Otte weiter.

Daneben werde das Augenmerk auf die Laufflächengestaltung gelegt, wobei es um die Regelmäßigkeit der Reinigung ebenso gehe wie um die Minimierung des Gasaustauschs zwischen Gülle und Spaltenboden. In den Blick würden auch noch die Wirtschaftsdüngerlagerung sowie eine möglichst verlustarme Ausbringtechnik genommen. „Ideal im Hinblick auf die Ausgasung ist eigentlich die Weidehaltung zu sehen: Hier sind Kot und Urin automatisch getrennt, was ein Ausgasen minimiert.“

Genaueres zum laufenden Projket „Npassend“ erfahren Sie auf der Seite der Landwirtschaftskammer NRW unter Riswick, Versuche, Tierhaltung und da unter „Projektstart Npassend“.

Martin Otten erläutert die Fütterungsversuche, wie „Npassend“, die im R6, einem mit Wiegetrögen und Klima-Mess-Sensorik ausgestatteten Versuchsstall, in Riswick durchgeführt werden.

Der Tierwohl-Umwelt-Interaktionsstall

Wiederum gemeinsam mit dem Landtechnik-Institut der Uni Bonn sowie der Tierärztlichen Hochschule Hannover hat die Landwirtschaftskammer NRW mit finanzieller Unterstützung durch das BMEL und die BLE den TUI-Stall errichtet. Gregor Janknecht, Referent für Rinderhaltung in Haus Riswick, gab einen Überblick über das Vorhaben. Ausgelegt ist der Stall für 120 Kühe, aufgeteilt ist er in fünf komplett voneinander abtrennbare Abteile, von denen eine mit Stroh oder Kompost eingestreut sein wird. „Die Abteile sind modular aufgebaut und daher leicht umbaubar. Das betrifft zum Beispiel das Material der Laufflächen, das wir nach bestimmten Phasen gegen andere Materialien eintauschen können. Und auch die Güllelagerräume sind komplett voneinander getrennt und mit eigener Aufrührtechnik in den vier Abteilen mit Spaltenboden versehen“, erläuterte der Referent. In den Liegeboxen seien unterschiedliche Matratzensysteme verbaut. Insgesamt 16 Kameras in den einzelnen Stallsegmenten sollen eine Verhaltensbeobachtung der Tiere ermöglichen.

Engmaschige Emissionsmessungen 

Das Stalldesign und die Stallposition - „der Stall liegt voll im Wind!“ – sind optimiert für die Messung der Emissionen im Milchkuhbereich. Nach der Fertigstellung startet das dreijährige Forschungsprojekt zur Erfassung der Auswirkung unterschiedlicher Stallböden auf die Emissionen und das Tierverhalten. „Wenn nichts Gravierendes dazwischenkommt, sollen im April die Kühe in den TUI-Stall einziehen“, hofft Gregor Janknecht.

Weil die Entwicklung zu einer nachhaltigen Tierhaltung in der Landwirtschaft eine große Rolle spielt, wird auch in Zukunft am Standort Haus Riswick in Kleve geforscht und untersucht werden.

Fünf räumlich abgetrennte Abteile bieten jeweils Platz für 24 Tiere. Rolltore können den Luftaustausch so gering wie möglich halten.

Es werden Varianten eines emissionsarmen Spaltenbodens mit Gummielementen mit Reinigungsroboter – nass und trocken – getestet.

Wer sich für weitere Veranstaltungen von Agrobusiness Niederrhein e.V. und Agropole Innovates interessiert, wird unter www.agrobusiness-niederrhein.de/events fündig.


Meike Siebel,
Landwirtschaftskammer NRW