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Macht Hanf high beim Deckungsbeitrag?

16.07.2025

Der Anbau von Hanf ist für geeignete Betriebe durchaus wirtschaftlich interessant. Die Produktionsrichtung ist von der Betriebsausstattung abhängig.

Die Marktsituation ist für Produkte mit Hanf derzeit recht gut. Im gesellschaftlichen Kontext von Nachhaltigkeit, Krisen in der Versorgungssicherheit, transformierende Ernährungsgewohnheiten und gefragten spezifischen Produkteigenschaften ist die Kultur Hanf derzeit dabei der Teilhabe der heimischen Landwirtschaft an der Bioökonomie ein Fundament zu setzen. So kann nicht nur die heimische Wirtschaft und Industrie, sondern auch der heimische Ackerbau von der Substitution von Importware wirtschaftlich profitieren.

Was kostet Hanf?

Einen Standardpfad des Anbaus und der Vermarktung gibt es nicht. Die Anforderungen der Abnehmer der Rohware sind zu unterschiedlich. Grundsätzlich lässt sich zwischen den Schwerpunkten Körnerhanf und Faserhanf unterscheiden. In der Aussaat sind die Kosten vergleichbar für klassische Bodenbearbeitung und Drillsaat. Lediglich in den Saatgutkosten gibt es Unterschiede aufgrund variierender Aussaatstärken. Bei Saatgutkosten von etwa 6,50 €/kg sind Aussaatstärken von 30 kg/ha für Körnerhanf gegenüber bis zu 50 €/kg für Faserhanf spürbar. Schwer abzuschätzen sind die Kosten der Ernte. Körnerhanf lässt sich mit vielen gängigen Dreschern ernten. Für Faserhanf werden Umbauten von Mähdreschern oder Sonderbauten benötigt, um die teils 4 m langen Stängeln durch die Maschine führen und bearbeiten zu können. Die Kosten der Spezialtechnik hängen vorrangig von den Rüstzeiten und der Anfahrt ab. 

Wer kauft Hanf?

Ernte von Körnerhanf
Ernte von Körnerhanf. 

Oft wird die Erntelogistik vom Abnehmer der Rohware koordiniert, so dass die Anfahrtkosten des Lohnunternehmers minimiert werden. Auch den Erntezeitpunkt gibt der Abnehmer der Rohware insbesondere bei Faserhanf an. Entsprechend seiner nachfolgenden Nutzung wird das Material grün in der Blüte gehäckselt oder spät im Jahr im absterbenden Zustand geschnitten und einige Wochen auf der Stoppel zur Röste liegen gelassen. 

Die Qualitäten der Rohware können so vom Anbauer über die Sortenwahl, Bestandesdichte, Erntetermin und Erntetechnik massiv gesteuert werden. Entsprechend muss die Vermarktung des Hanfs bereits vor der Aussaatplanung organisiert sein, um die geforderten Qualitäten produzieren zu können. Dieser scheinbare Nachteil direkte Kontrakte mit Abnehmern abschließen zu müssen und nicht für einen freien und standardisierten Markt erzeugen zu können, sollte als Vorteil genutzt werden. Durch den direkten Austausch mit dem Abnehmer entstehen langfristige Verbindungen und Spezialwissen, die internationale Händler von standardisierter Ware kaum bedienen können. Praxisbeispiele sind inzwischen Papierfabriken in NRW sowie Dämm- und Baustoffproduzenten in den Nachbarbundesländern.

Beim Körnerhanf ist die Vermarktung an sich einfacher, da es kaum Variationen in der Ernte gibt. Doch auch hier haben Sorten einen Einfluss auf die Qualität. So ist zum Beispiel die sehr kleinwüchsige Sorte Finola hervorragend zur Beerntung mit normalen Mähdreschern geeignet, hat aber ein recht geringes TKG und wird daher nicht zum Schälen der Nüsse genutzt. Hanföl lässt sich aber aus der Sorte Finola gut pressen und wird von vielen Direktvermarktern als hochpreisiges Öl mit einem sehr guten Verhältnis von Omega 3 zu Omega 6 Fettsäuren angeboten.

Fazit

Wer sich zunächst in das Thema einarbeitet, Veranstaltungen besucht und ein kleines Netzwerk aufbaut, kann zuversichtlich in den Anbau von Hanf einsteigen. Entsprechende Infos zu Sorten mit Versuchsergebnissen und Anbauverfahren werden regelmäßig von der Landwirtschaftskammer NRW veröffentlicht.


Michael Dickeduisberg,
Landwirtschaftskammer NRW