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Ökolandbau NRW

Maissorten für den Öko-Anbau in NRW

10.01.2025

Die Sortenwahl im Maisanbau stellt auch in ökologisch wirtschaftenden Betrieben eine wichtige Stellschraube für den Anbauerfolg dar. Es ist unbedingt zu berücksichtigen, dass der Mais sein hohes Ertrags- und Qualitätspotenzial erst dann realisieren kann, wenn die Sorte unter den jeweiligen Standort- und Anbaubedingungen auch richtig reif werden kann.

Die Auswahl früher Sorten bringt immer ein höheres Maß an Flexibilität bezüglich der Aussaattermine mit sich. Indirekt greift die Sortenwahl damit auch in die Strategien der Beikrautregulierung ein, wenn zum Beispiel vor der möglichen späteren Aussaat über ein falsches Saatbett und einer anschließend flachen Bodenbearbeitung die Unkrautkonkurrenz für den Mais schon im Vorfeld deutlich reduziert werden kann. Gleichzeitig lässt die Möglichkeit der späteren Aussaat frühreifer Sorten einen schnelleren Feldaufgang und eine zügige Jugendentwicklung erwarten. Das kann dazu beitragen, dass der Mais die Phase der extrem schwachen Unkrautkonkurrenz in der Jugendentwicklung schneller durchwächst. Eine zügige Entwicklung bis zum Vierblattstadium verkürzt darüber hinaus den Zeitraum, in dem die auflaufenden und jungen Pflanzen massiv durch Vogelfraß gefährdet sind.

Frühe Sorten wählen

Unter den klimatischen Bedingungen in Nordrhein-Westfalen bieten sich in erster Linie Maissorten aus dem frühen Sortiment bis S/K 220 für den Maisanbau im ökologisch wirtschaftenden Betreiben an. Aufgrund des regelmäßig noch höheren Hartmaisanteils früher Sorten zeichnen sich diese Sorten oft auch durch eine frohwüchsigere Jugendentwicklung aus, was zusätzlich eine schnellere Unkrautunterdrückung durch die Kultur erwarten lässt. Das tendenziell höhere Ertragspotenzial späterer Sorten kann allenfalls in absoluten Gunstlagen genutzt werden.

Maissaatgut fällt im Ökolandbau unter die Kategorie I. Beim Mais darf daher nur Saatgut ausgesät werden, das in ökologisch wirtschaftenden Betrieben produziert wurde. In der Saatgutproduktion wird dabei auf Linien der konventionellen Züchtung zurückgegriffen. Im Öko-Anbau sind deshalb regelmäßig auch die Sorten zu finden, die im konventionellen Anbau stehen.  Der Maisanbau in den Ökobetrieben wurde in den letzten Jahren kontinuierlich ausgedehnt. Galt das Maissaatgut aus ökologischer Produktion anfangs noch als Nischenprodukt, sind mittlerweile eigentlich von jedem Züchter Ökomaissorten im Markt zu finden.

Neue frühe Ökosorten

Nach aktuellen Schätzungen werden in Deutschland rund 100 000 ha Mais in ökologisch wirtschaftenden Betrieben angebaut. In Nordwestdeutschland dürfte dabei regelmäßig die Silomaisnutzung im Vordergrund stehen. Neue, extrem frühe Sorten lassen aber auch die Körnernutzung interessanter werden. Mit diesen Sorten kann auch im Öko-Anbau Körnermais mit tendenziell niedrigeren Feuchtegehalten gedroschen werden. In der Übersicht sind die Sorten im Reifebereich bis S/K 240 aufgeführt, von denen nach Züchter- oder Vertriebsangaben Saatgut aus ökologischer Produktion zur Aussaat 2025 zur Verfügung steht.

Im linken Teil stehen die Sorten, die aktuell in 2024 von der Landwirtschaftskammer in den Landessortenversuchen unter konventionellen Bedingungen geprüft wurden. Die geprüfte Nutzungsrichtung ist dabei in der entsprechenden Spalte markiert. Sofern eine Sorte aus diesen Prüfungen für den Anbau empfohlen wird, ist die jeweilige Reifezahl farblich (grün für Silo-, gelb für Körnermais) markiert. Die Versuchsergebnisse und Sortenempfehlungen zum Silo- und Körnermaisanbau sind auf der Webseite der Landwirtschaftskammer NRW zu finden.

Im mittleren Teil der Tabelle sind Sorten gelistet, die in früheren Jahren in den Landessortenversuchen geprüft und - sofern die Leistung stimmte - für den Anbau empfohlen wurden. Da insbesondere im Öko-Anbau eigene mehrjährige Erfahrungen einen besonderen Stellenwert haben, sind hier auch Sorten zu finden, mit denen langjährig gute Erfahrungen im Anbau unter Ökobedingungen gewonnen werden konnten. Die Sorten im rechten Bereich der Tabellen sind bei der Landwirtschaftskammer NRW nicht in offiziellen Versuchen geprüft worden. Die Einstufungen dieser Sorten bezüglich der Abreife beruhen auf Züchterangaben, was auch an dem „ca.“ vor der Reifezahl zu erkennen ist. Diese Sorten sollten immer erst auf kleiner Fläche getestet werden, um speziell die Eignung für den Ökolandbau abzuklären.

Unter den klimatischen Bedingungen in Nordrhein-Westfalen bieten sich in erster Linie Maissorten aus dem frühen Sortiment bis S/K 220 für den Maisanbau im ökologisch wirtschaftenden Betreiben an. Aufgrund des regelmäßig noch höheren Hartmaisanteils früher Sorten zeichnen sich diese Sorten oft auch durch eine frohwüchsigere Jugendentwicklung aus, was zusätzlich eine schnellere Unkrautunterdrückung durch die Kultur erwarten lässt.

Links: Die Maissorte Padrino mit hohen Hartmaisanteilen zeichnete sich durch eine zügige Jugendentwicklung aus und konnte viele Jahre im Öko-Anbau überzeugen.

Rechts: Zahnmaissorte mit vergleichsweise langsamer Jugendentwicklung.

Maissorten mit verschieden schneller Jugendentwicklung

Foto: Norbert Erhardt, Landwirtschaftskammer NRW


Die Empfehlungen

Aus den konventionellen Landessortenversuchen 2024 werden folgende Sorten mit Saatgut aus ökologischer Produktion für den Ökomaisanbau in NRW 2025 empfohlen:

  • Amarola, S 210, K 190: Frühreif und massenwüchsig mit höchstem Trockenmasse-, Energie-, Stärke und Biogasertrag im frühen Silomaissortiment bis S 220. Mit früher Abreife als Körnermais auch für kühlere Lagen empfohlen.
  • KWS Nevo,  - , K 180: KWS Nevo ist der neue Maßstab für frühe Abreife und niedrigste Kornfeuchten im Körnermaisanbau. Kompakter Wuchs mit rascher Restpflanzenabreife. Die Sorte empfiehlt sich auch für Grenzlagen des Körnermaisanbaus und dort, wo die Fläche zeitig für die Folgefrucht geräumt sein muss. Zumindest auf besseren Böden bieten sich vergleichsweise höhere Bestandesdichten an, um gewisse Ertragsdefizite gegenüber späteren Sorten kompensieren zu können.
  • Aroldo, S 220, K 210: Aroldo überrascht im ersten Versuchsjahr 2024 mit hohen Korn- und guten Stärkeerträgen. Neue Sorte für den Probeanbau.
  • Amavit, S 210, K 210: Amavit überzeugt mittlerweile im siebten Prüfjahr bezüglich der Stärkegehalte und Stärkeerträge bei ansonsten mehrjährig durchschnittlichen Qualitäts- und Ertragsparametern. Frühreifer Körnermais.
  • Emeleen, S 200, - :  Frühreife Silomaissorte mit, im dreijährigen Mittel, hohen Stärkegehalten.
  • KWS Johaninio, S 210, K 230: Frühreife, stärkegehalts- und stärkeertragsbetonte Zweinutzungssorte. Mehrjährig beste Gasausbeute.
  • KWS Emporio, S 220, K 210: Zweinutzungssorte mit im zweijährigen Mittel durchschnittlichen Ertragsparametern. KWS Emporio wird auch für den Körnermaisanbau empfohlen und fiel 2024 mit hohen Stärkegehalten und hoher Biogasausbeute im frühen Silomaissortiment positiv auf.
  • KWS Curacao, S 210, - : Ertragsbetonte Silomaissorte mit durchschnittlichen Qualitäten. Frohwüchsig und gute Jugendentwicklung.
  • SY Liberty, S 210, - : Frohwüchsige Silomaissorte mit guter Gasausbeute und dreijährig guten Stärke- und Gaserträgen.
  • Wesley, S 210, K 240: Im dreijährigen Mittel höchster Energieertrag im frühen Silomaissortiment. Sehr hoher Gas- und Stärkeertrag, was mit dem hohen Leistungspotenzial als Körnermais korrespondiert. Sehr gute Kolbengesundheit.
  • Agro Ludmilo, S 230, - : Massenertragsbetonte Sorte, was Verdünnungseffekte bezüglich der Stärkegehalte bedingt. Empfehlung vornehmlich für die Biogasnutzung.
  • Digital, K 240/ S 250: Kompaktere Körnermaissorte mit dreijährig hohen Kornerträgen in den Landessortenversuchen. Im ersten Versuchsjahr 2021 fiel Digital mit stärkerem Beulenbrandbefall auf. Farmaquez, S 220, - : Massenertragsbetonte Silomaissorte mit späterer Abreife, die sich nach den Versuchsergebnissen in erster Linie für die Nutzungsrichtung Biogas empfiehlt.
  • LG 31224, S 230, - : Der Reifezahl entsprechend abreifende Silomaissorte mit im dreijährigen Mittel hohen Trockenmasse-, Stärke-, Energie- und Gaserträgen.
  • LG 32257, S 230, K 240: Frühreife, stärkegehalts- und stärkeertragsbetonte Zweinutzungssorte, was sich auch in der Druschleistung widerspiegelt. Sehr gute Jugendentwicklung auch unter schwierigen Wachstumsbedingungen.
  • Plutor, S 240, K 240: Kompaktere, qualitätsbetonte Sorte mit späterer Abreife. Im dreijährigen Mittel hoher Stärkegehalt und hohe Energiekonzentration.
  • Privat, ca. S 240, K 240: Im dreijährigen Mittel höchster Stärkegehalt und hohe Biogasausbeute. Hoher Stärkeertrag, der sich auch in der Körnermaisleistung widerspiegelt.
  • Clooney, S 250, K 240: Energie- und biogasertragsbetonte Sorte mit 2024 deutlich früherer Abreife als es die Reifezahl erwarten lässt. Nur in der Silomaisnutzung geprüft.

Bewährte Sorten mit Anbauempfehlungen in den Vorjahren

Von den aktuell geprüften Sorten wurden in Vorjahren auch die Sorten P7647, ES Blackjack, RGT Rancador, Farmactos, KWS Gustavius, P8255 und P8329 für die in der Übersicht markierte Nutzungsrichtung empfohlen. Aus früheren Versuchsjahren empfehlen sich Likeit, Davos, Friendli CS, SY Talisman, Amaroc, Benedictio KWS, Farmfire, Geoxx, Quentin, ES Bond und Ronaldinio für den Silomaisanbau. Eine Empfehlung für die Körnermaisnutzung gab es aus den älteren Versuchen für P7460, SY Talisman, Farmfire, Quentin, Ronaldinio, Luigi CS und Tonifi CS.

Norbert Erhardt, Landwirtschaftskammer NRW