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Ökolandbau NRW

Mit Qualitäts-Bio und langfristigen Partnern auf Wachstumskurs

22.10.2021

33 Bio-Märkte und rund 1 000 Mitarbeitern und Mitarbeiterinnen gehören derzeit zur SuperBioMarkt Aktiengesellschaft mit Verwaltungssitz in Münster. Dort, in der Universitätsstadt, gründete Michael Radau, Vorstandsvorsitzender der AG, im Jahr 1993 den ersten Supermarkt in NRW mit 100 Prozent "Bio".

Das Ziel des SuperBioMarkt-Konzepts war es, "Bio" einer größeren Käufer:innenschicht näher zu bringen, und gleichzeitig eine große Auswahl in moderner Supermarktatmosphäre anzubieten. Mit dieser Idee waren Michael Radau und seine Mitstreiter damals die Ersten in Deutschland. "Wir setzen in unseren Märkten auf Qualität. Deshalb vermarkten wir auch kein Billigbio, sondern wir verkaufen zum überwiegenden Teil Bio-Verbandsware aus Deutschland. EU-Bio-Ware erhalten die Kunden bei uns nur dann, wenn es keine Alternative gibt", umschreibt der Bio-Pionier das aktuelle SuperBioMarkt-Konzept. Bei den Kunden kommt das offenbar an, wie die zweistelligen Wachstumsraten des Unternehmens in den letzten Jahren belegen - und es geht noch weiter: 50 SuperBioMärkte, jeweils mit einem Vollsortiment von rund 8 000 Artikeln, sollen es bis zum Jahr 2025 sein, so das Unternehmensziel.

Im Münsteraner Hafen ist die Verwaltung der SuperBioMarkt AG beheimatet. Michael Radau, Vorstandsvorsitzender der AG, hat den ersten Supermarkt mit ausschließlich Bioware bereits 1993 gegründet.

Wenn möglich, kommt nur sogenannte "Verbandsware" in die Regale der SuperBioMärkte. EU-Bio wird nur in einem sehr geringen Umfang gelistet.

Derzeit gehören zur Aktiengesellschaft 33 Märkte in Nordrhein-Westfalen, Niedersachsen und angrenzenden Regionen. Der Biosektor wächst im zweistelligen Bereich, deshalb soll bis 2025 der Fünfzigste Markt öffnen.

Großen Wert legt das Unternehmen auf qualifiziertes Personal, denn Qualitäts-Bio verlangt auch eine entsprechende Beratung der Kunden. Rund 41 junge Erwachsene absolvieren derzeit ihre Ausbildung im Unternehmen. "Das sind hoch motivierte Menschen, die sich gezielt für die Biobranche entschieden haben, weil sie eine sinnvolle Arbeit machen wollen", hat der Unternehmensgründer festgestellt.

Bei zahlreichen Produkten im Obst- und Gemüsebereich ist deren genaue Herkunft angegeben. "Der Kunde soll selbst entscheiden, ob die Entfernung zum produzierenden landwirtschaftlichen Betrieb für ihn noch unter "regionale Herkunft" fällt, oder eben nicht", meint Michael Radau.

Absatzchancen für Umsteller

"Geographisch gesehen werden wir uns mit unseren Märkten weiterhin auf Nordrhein-Westfalen, Niedersachsen und angrenzende Gebiete beschränken, denn wir wollen die enge Betreuung von Märkten und Lieferanten auch in Zukunft gewährleisten. Bei einem Engagement auf dem gesamten Bundesgebiet, wäre das nicht so ohne weiteres möglich," erläutert er. "Wachstum ist nur mit den Landwirten möglich, deshalb freuen wir uns über Betriebsleiterinnen und Betriebsleiter, die erkennen, dass wir in unserer Agrarwirtschaft etwas verändern müssen, und die deshalb auf Bio umstellen. Dabei betrachten wir unsere Lieferanten als Geschäftspartner auf Augenhöhe, in guten wie in schlechten Zeiten. Auf der einen Seite erkennen wir an, dass unsere Biobauern bestimmte Preise benötigen, um die gewünschte Qualität auch liefern zu können. Wenn es zum Beispiel viele Äpfel gibt und der Apfelpreis niedrig ist, soll der Landwirt auch dann den angemessenen Preis bekommen, den er für die Produktion qualitativ hochwertiger Produkte braucht. Im Gegenzug erwarten wir, dass wir von unseren Partnern auch dann bevorzugt beliefert werden, wenn Ware knapp ist und Produzenten anderswo einmalig höhere Preise erzielen könnten."

In der Zusammenarbeit mit seinen Lieferanten setzt das Unternehmen auf gegenseitiges Vertrauen. Kontrakte mit den Lieferanten sind eher die Ausnahme. "Viele Höfe, die schon unsere ersten Märkte Anfang der 1990er-Jahre beliefert haben, sind mit uns gewachsen und werden bereits von der nächsten Generation geführt, wie beispielsweise das Unternehmen Bio-Obst Augustin im Alten Land. Auf diese lange Zusammenarbeit sind wir sehr stolz."

Fleisch beziehen die SuperBioMärkte fast ausschließlich über die Genossenschaft Biofleisch NRW. Einige Spezialitäten liefert darüber hinaus auch die Chiemgauer Naturfleisch GmbH.

Auch die Käsetheken sind reich gefüllt mit Bioware aus vorwiegend deutschen Bio-Käsereien.

Für Biolandwirte und Umsteller sieht der SuperBioMarkt-Gründer großes Potenzial: Weiterer Bedarf bestehe in den Märkten zum Beispiel an Salaten, Feingemüse sowie an Beerenobst. Bei der Ware geht Qualität vor Regionalität: "Wir geben nicht vor, welche Entfernung zum Produzenten noch als "regional" bezeichnet werden kann, und welche Entfernung dieses Kriterium nicht mehr erfüllt. Wir zeichnen die Ware mit der genauen Herkunft aus und lassen die Kunden entscheiden, was für sie regional ist und was nicht. Das finden wir ehrlich", erläutert der Vorstandsvorsitzende.

Bei Eiern den Bruderhahn im Blick

Auch für die Betreiber von Öko-Tierhaltungen sieht der Bio-Manager große Chancen. Gesucht werden vor allem Tierhalter, die sich der Genossenschaft Bio-Fleisch NRW anschließen, von denen die SuperBioMarkt AG den überwiegenden Teil des Fleischs bezieht. Einige wenige Spezialprodukte liefert darüber hinaus auch die Chiemgauer Naturfleisch GmbH. Auch Eier aus Biohaltungen werden gesucht. "Die neuen Partner im Eierbereich müssen sich allerdings unser Initiative Bruder-Ei anschließen", stellt Radau klar. Schon jetzt stammen zwischen 65 und 70 % der in den SuperBioMärkten verkauften Eier von Legehennen, deren Brüder aufgezogen werden. Das Ziel sind 100 %. Auch Hersteller von Bio-Molkereiprodukten und Bio-Backwaren sind für die SuperBioMarkt-Kette interessant. Wie der Unternehmenschef mittelte, arbeite die SuperBioMarkt AG derzeit an einem Logistikkonzept, um Ware von den Produzenten gegebenenfalls abholen zu können.

Annegret Keulen (Text und Fotos)